Großbritannien
Nach Mord an Taylor-Swift-Fans: Heftige Krawalle jetzt auch in London
01.08.2024Nach der tödlichen Messerattacke in Southport ist ein Protest britischer Ultranationalisten nahe dem Regierungssitz Downing Street eskaliert.
Mehr als 100 Menschen wurden bei den Ausschreitungen am Mittwoch festgenommen. Wie die Polizei auf der Plattform X mitteilte, gab es einen Angriff auf einen Sanitäter, zudem wurden Beamte leicht verletzt und es kam zu Verstößen gegen die Auflagen des geplanten Protests.
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Auf TV-Bildern war zu sehen, wie es am Mittwoch zu einem Handgemenge zwischen Demonstranten und der Polizei kam. Medienberichten zufolge warfen Randalierer Flaschen und Dosen, aber auch Feuerwerkskörper gegen den Zaun zur Downing Street. Die Protestaktion stand unter dem Motto "Enough is enough" (Genug ist genug). Teilnehmer riefen "Rule Britannia" und forderten in Sprechchören, die Einreise irregulärer Migranten zu stoppen.
Rechtsextreme werfen den Behörden vor, die Wahrheit über die Herkunft des mutmaßlichen Täters von Southport zu vertuschen. Falschnachrichten hatten das Gerücht in Umlauf gebracht, es handle sich um einen irregulär eingereisten muslimischen Asylbewerber.
Falschinformation
Laut Polizei steht aber ein 17-Jähriger unter Mordverdacht, der in Großbritannien geboren wurde. Die BBC berichtete, der Teenager sei Sohn ruandischer Eltern und lebe seit mehr als zehn Jahren in der Region Southport. Er soll am Montag drei Mädchen erstochen und acht weitere Kinder sowie zwei Erwachsene teils schwer verletzt haben. Der Tatverdächtige wurde inzwischen wegen dreifachen Mordes und zehnfachen versuchten Mordes angeklagt, wie die Polizei mitteilte.
Der 17-Jährige befindet sich nach Polizeiangaben in Untersuchungshaft und soll an diesem Donnerstag vor Gericht in Liverpool erscheinen. "Diese Anklage ist zwar ein wichtiger Meilenstein in diesem Fall, aber die Ermittlungen sind noch in vollem Gange", sagte die Präsidentin der Merseyside Police, Serena Kennedy.
In Southport nördlich von Liverpool hatten bereits am Dienstagabend nach einer friedlichen Mahnwache etwa 200 bis 300 Rechtsextreme randaliert und die Polizei attackiert. Dabei wurden 53 Beamte verletzt, acht davon schwer. Einige Straßen glichen am Mittwoch einem Trümmerfeld, nachdem Randalierer nahe einer Moschee mit Ziegelsteinen, Mistkübeln und Straßenschildern Polizisten attackiert hatten. Ein ausgebrannter Polizeiwagen war zu sehen.
Kennedy sagte, ihre Einheit sei "absolut vorbereitet" auf weitere mögliche Unruhen. Vier verdächtige Unruhestifter seien in der Zwischenzeit festgenommen worden. Die Zahl der aufgetauchten Randalierer habe aber am Dienstagabend rasch zugenommen, sodass die Situation "sehr schnell" eskaliert sei.
Premier verurteilt Proteste
Die britische Regierung verurteilte die Ausschreitungen scharf. Randalierer würden die volle Härte des Gesetzes spüren, kündigten der neue Premierminister Keir Starmer und Innenministerin Yvette Cooper an.
"Diejenigen, die die Mahnwache für die Opfer mit Gewalt und Brutalität gekapert haben, haben die trauernde Gemeinschaft beleidigt", betonte der Regierungschef auf X. Starmer legte nahe dem Tatort Blumen niedergelegt. Dabei wurde der Premierminister, der erst seit wenigen Wochen im Amt ist, von Schaulustigen belästigt, die ein schärferes Vorgehen gegen Migranten forderten.
"Das ist keine Art, eine Gemeinschaft zu behandeln, schon gar nicht eine Gemeinschaft, die immer noch unter den Ereignissen vom Montag leidet", sagte der stellvertretende Chef der Merseyside Police, Alex Goss. Die Polizei erhielt für 24 Stunden erweiterte Befugnisse zum Durchsuchen von Menschen in dem Stadtgebiet.
Der Zentralrat der Muslime in Großbritannien erklärte seinerseits, die islamfeindliche Reaktion habe mit Falschinformationen begonnen, die von einer russischen Nachrichtenseite geschürt worden seien.