Religiöser Fundi mischt nach Hattrick kräftig mit.
Rick Santorum? Nur eines scheint in der Republikaner-Seifenoper 2012 klar: Man kann unmöglich Witze reissen - zu schnell werden sie wahr. Natürlich war die Kandidatur von Rick Santorum anfangs eher ein Scherz: Wie soll es auch ein religiöser Fundi jemals ins White House schaffen, der nicht an die Evolution glaubt, Frauen ihre Föten selbst nach Vergewaltigungen austragen lassen will und Homosexualität mit Sodomie gleichsetzt?
Doch nach dem Hattrick in Colorado, Minnesota und Missouri mischt nun der stramme Katholik das Rennen neuerlich auf - gerade als Mitt Romney nach seinem Florida-Nevada-Doppelschlag die Partei hinter sich einen hatte wollte. Das Desaster für die Rechten wird damit stündlich dramatischer: Natürlich hat Santorum genauso wenig Chancen gegen Obama wie Wadelbeißer Newt Gingrich. Der Grund ist klar: Frauenstimmen! Wie viele Wählerinnen wären zu begeistern für einen Mann, der im religiösen Eifer über ihre Köpfe hinweg entscheiden will, als hätte es die Emanzipationsbewegung nie gegeben. Oder jemand, der zwei Mätressen heiratete und einer Ex-Frau eine "offene Ehe" vorschlug?
Also Romney, dachten die Parteigranden. Keinesfalls ideal, aber immerhin ist der telegene Mormone als Wirtschaftswunder-Versprecher in Krisenzeiten wenigsten nicht ganz chancenlos. Doch auch das ist längst fraglich: Denn Santorums Aufstieg liegt auch in der wachsenden Ernüchterung über den sich wie ein Fähnchen im Wind drehenden Politiker begründet. Santorum ist in vielen Belangen "extrem", für viele gar "verrückt". Doch er wirkt authentisch, reißt Anhänger in Reden mit, inspiriert mitunter sogar. Dazu wirbt er als einer der wenigen Republikaner unter Verweis auf seine eigenen, bescheidenden Wurzeln für die Arbeiterklasse. Der abgehobene Multimillionär Romney wirkt dagegen wie ein mit nichtssagenden Floskeln programmierter Sprechroboter.
Die Alarmglocken schrillen: Romney gewann bisher nur Staaten, wo er mit seiner überlegenen Kriegskasse per TV-Krieg Gegner zertrümmern konnte (New Hampshire, Florida) oder wo viele Mormonen leben (Nevada). Und überall wo er gewann, sank die Wahlbeteiligung dramatisch. Kein Zeichen aufkommender Euphorie. Übersetzt: Romney gewann nicht, da seine Lebensgeschichte und Botschaft beim Wahlvolk räsonierten. Bis jetzt konnte er keine Verbindung zur Basis herstellen. Und Umfragen zeigen auch: Je mehr Menschen über Romney erfahren, desto weniger können sie ihn leiden. Durch Romneys eklatante Schwächen könnte es tatsächlich Santorum zum Obama-Ggener schaffen. Wie gesagt: Man soll keine Witze machen.
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