Phlegräische Felder
Nächstes Erdbeben erschüttert Neapel
22.05.2024Die Region um die süditalienische Stadt Neapel, die am Dienstag von den heftigsten Erdbeben seit 40 Jahren erschüttert worden war, kommt nicht zur Ruhe
Im Gebiet des Vulkankessels Campi Flegrei (Phlegräischen Felder) ereignete sich Mittwochfrüh ein Beben der Stärke 3,4. Die Erschütterung war in vielen Stadtteilen und in mehreren anderen Städten der Region deutlich zu spüren und löste erneut Angst in der Bevölkerung aus, berichtete das italienische Vulkanologie-Institut INGV.
Viele Anrainer verbrachten die zweite Nacht im Freien. Das Beben ereignete sich um 8.28 Uhr in einer Tiefe von etwa vier Kilometern. Am Dienstagabend hatte bereits ein Beben der Stärke 4,4, das stärkste seit 40 Jahren in der Region, die Bevölkerung in Angst versetzt. Bisher wurden 46 Familien in 27 Gebäuden aus ihren Wohnungen evakuiert, nachdem die Häuser untersucht worden waren. Die 138 Insassinnen des Frauengefängnisses von Pozzuoli wurden vorübergehend in andere Haftanstalten in Kampanien verlegt.
Meloni reagiert
Premierministerin Giorgia Meloni plante für Mittwochnachmittag eine Ministerratssitzung, bei der die Lage in Neapel geprüft werden soll. Die Phlegräischen Felder liegen zwischen Pozzuoli und Neapel. Das Gebiet der "brennenden Felder" ist derzeit vom "Bradyseismus" betroffen, d. h. von Bodenerhebungen infolge der seismischen Aktivität in dem vulkanischen Gebiet. In jüngster Zeit hatte dort eine zunehmende vulkanische Aktivität durch aus dem Magma freigesetzte Gase für Unruhe bei den Bewohnern gesorgt.
"Ein Erdbeben der Stärke 4,4 bezeugt, dass der Druck unter der Erdkruste zugenommen hat. Schon 2018 hatte ich bei den Behörden vor der Gefahr eines stärkeren Erdbebens gewarnt. Es ist wichtig, dass die Stabilität der Häuser geprüft wird. Viele von ihnen sind alt und können einer stärkeren Erschütterung nicht standhalten", warnte Giuseppe De Natale, Vulkanologe beim Vulkanologie-Institut INGV.
Ein Erdbeben der Stärke 4,4 sei im hochseismischen Italien keine Seltenheit. "In diesem Fall jedoch lag das Zentrum nur zwei Kilometer tief, daher ist eine derartige Erschütterung so klar zu spüren", so De Natale. Antonello Fiore, Präsident der italienischen Gesellschaft für Umweltgeologie, forderte die Regierung zum Handeln auf. "Die seismische und vulkanische Sicherheit muss zur Priorität der Regierung werden. Ziel sind strukturelle Vorbeugungsmaßnahmen zum Schutz von Menschenleben, der Gebäude und der Infrastruktur." Die bestehenden Notfallpläne könnten für die Evakuierung der Bevölkerung im dicht besiedelten Gebiet um Neapel im Fall eines Ausbruchs nicht ausreichen.