Kein Ende der Gewalt

Nahost-Krieg fordert bislang über 90 Tote

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Die Zahl der Opfer im Nahen Osten steigt: Über 90 Palästinenser wurden bislang getötet.

Ungeachtet internationaler Bemühungen um eine Waffenruhe geht die Gewalt in Nahost unvermindert weiter. Die israelische Armee setzte am Montag ihre heftigen Angriffe auf Ziele im Gazastreifen fort. Militante Palästinenser in dem Gebiet am Mittelmeer feuerten erneut zahlreiche Raketen auf israelische Städte. Seit Beginn des israelischen Militäreinsatzes "Säule der Verteidigung" am vergangenen Mittwoch seien mehr als 90 Palästinenser getötet und weit über 700 verletzt worden, berichteten palästinensische Nachrichtenagenturen. Bei der Mehrheit der Opfer handle es sich um Zivilisten, darunter viele Frauen und Kinder.



Die Außen- und Verteidigungsminister der EU wollten bei ihrem Treffen am Montag in Brüssel über den Gazakonflikt beraten. Am Rande des Treffens äußerte sich EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton "sehr besorgt über den Verlust von Menschenleben". "Aber ich habe schon lange ständig gesagt, dass wir eine dauerhafte politische Lösung für den Gazastreifen finden müssen. Wir müssen die Raketenangriffe verhindern, die wir erlebt haben. Und wir müssen auch etwas Sicherheit und Frieden für die Menschen in der Region schaffen."

ÖSTERREICH-Reporter Karl Wendl live aus Israel

Reporter Wendl bei Opfer der Gaza-Raketen.

Reporter Karl Wendl beobachtet den Aufmarsch der israelischen Armee vor der Grenze zu Gaza.

Immer heftiger wird der Ruf nach einem großen Gegenschlag.



Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn forderte den EU-Außenministerrat auf, Israel von einer Bodenoffensive im Gazastreifen abzuhalten. Die Regierung in Jerusalem müsse daran erinnert werden, dass ihre Militäraktion 2008/2009 in diesem Gebiet "großes Unverständnis" für die israelische Politik gebracht habe, sagte Asselborn am Montag dem Südwestrundfunk (SWR).

Deutscher Außenminister besucht Israel

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle reist noch am heutigen Montag in den Nahen Osten, um sich um ein Ende der Gewalt zu bemühen. Am Abend trifft er in Tel Aviv zunächst den israelischen Außenminister Avigdor Lieberman. Am Dienstag sind Gespräche mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas und mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netayjahu geplant.

UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon wurde am Montag zu Gesprächen mit dem ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi in Kairo erwartet. Er forderte beide Konfliktparteien auf, mit Ägypten als Vermittler zusammenzuarbeiten. In Kairo fanden nach Medienberichten in den vergangenen Tagen indirekte Gespräche zwischen der Hamas und Israel statt. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu wollte am Dienstag mit einer Delegation der Arabischen Liga in den Gazastreifen reisen.

Die israelische Luftwaffe griff am Montag zwei Fahrzeuge in der Stadt Gaza an. Dabei wurden mindestens vier Menschen getötet. Auch im Süden des Gazastreifens starben nach Angaben von Sanitätern mindestens zwei Menschen bei Luftangriffen.

Augenzeugen in Gaza berichteten, die Häuser militanter Mitglieder der im Gazastreifen herrschenden Hamas seien gezielt angegriffen worden. Die israelische Armee bestätigte, es seien Gebäude von Hamas-Mitgliedern beschossen worden, "die als Kommandoposten und Waffenlager benutzt werden". Seit Beginn des Einsatzes seien 1350 Ziele im Gazastreifen bombardiert worden.

Am Sonntag waren bei einem Luftangriff auf ein Gebäude in Gaza mindestens elf Mitglieder der Familie Dalu getötet worden, darunter mehrere Kinder. Zunächst hatte es geheißen, der Angriff habe einem Raketen-Kommandanten der Hamas gegolten. Ein Armeesprecher sagte am Montag, man prüfe Berichte, die Luftwaffe habe versehentlich das falsche Haus bombardiert.

Rakete traf Schule

In der israelischen Küstenstadt Ashkelon traf eine Rakete am Montag eine leerstehende Schule. Seit Mittwoch haben militante Palästinenser mehr als 1000 Raketen auf Israel abgefeuert, drei Menschen wurden getötet und etwa 50 verletzt. Etwa ein Drittel der Raketen werden von dem Abwehrsystem Iron Dome (Eisenkuppel) abgefangen.

 Der israelische Vize-Außenminister Danny Ayalon sagte dem Zweiten Israelischen Fernsehen am Montag: "Unsere kategorische Forderung ist ein vollständiger Stopp der Raketenangriffe." Es müsse im Rahmen einer Waffenruhe auch dafür gesorgt werden, dass die radikalislamische Hamas im Gazastreifen sich nach Ende der Konfrontationen nicht wieder neu bewaffnen könne.

   Hamas fordert als Bedingung für eine Waffenruhe ein Ende der israelischen Angriffe im Gazastreifen und der gezielten Tötungen sowie eine Aufhebung der Blockade des Palästinensergebiets.

   Israels Armee setzte am Montag die Vorbereitungen für eine mögliche Bodenoffensive im Gazastreifen fort. Nach Angaben des israelischen Rundfunks sind etwa 40.000 Reservisten einberufen worden.

 

Lesen Sie hier auch den Bericht unseres Reporter Karl Wendl, der dereit vor Ort ist >>>

Attacke auf Israel: Das sind die Meinungen

„Um sich nicht ständig wiederholen zu müssen, empfehle ich dringend, bei Bruno Kreisky nachzulesen. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, diese große Tragödie zu beenden: die Gründung eines eigenen Staates Palästina.“

„Ich bedauere natürlich das Leid auf beiden Seiten. Aber ich kenne aus persönlicher Anschauung die täglichen Erfahrungen der Bevölkerung im südlichen Israel: Kinder sind gezwungen, täglich ihre Klassenzimmer zu verlassen, um in kleinen Beton-Kämmerchen vor den Raketen Schutz zu suchen. Dass sich das ein souveräner Staat nicht länger anschaut, ist klar.“

Erhard Busek war Vizekanzler und ist Präsident des Europäischen Forums Alpbach. „Es herrscht eine ungeheure Unsicherheit im gesamten arabischen Raum. Vielleicht gibt es auch ein Ablenkungsmanöver, um von den Problemen in Syrien abzulenken, und vielleicht ist sogar der Iran beteiligt. Derzeit weiß man es noch nicht genau. In jedem Fall handelt es sich hier um keinen lokalen Konflikt mehr. Aber er wird uns sicher noch einige Zeit begleiten.“

Bis 2011 war Anas Schakfeh Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. „Das Problem der Region ist ein chronisches. Es geht um zwei Völker, die ein Land beanspruchen. Die Situation der Palästinenser ist bekannt: Sie haben ihre Heimat verloren und ein Großteil hat Zugeständnisse gemacht. Es ist ein Volk, das in in einem großen Gefängnis lebt. Dass es irgendwann zu Ausbrüchen kommt, war zu erwarten. Die Situation ist sehr, sehr gefährlich.“


 
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Bis 2011 war Anas Schakfeh Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. „Das Problem der Region ist ein chronisches. Es geht um zwei Völker, die ein Land beanspruchen. Die Situation der Palästinenser ist bekannt: Sie haben ihre Heimat verloren und ein Großteil hat Zugeständnisse gemacht. Es ist ein Volk, das in in einem großen Gefängnis lebt. Dass es irgendwann zu Ausbrüchen kommt, war zu erwarten. Die Situation ist sehr, sehr gefährlich.“

ÖSTERREICH-Reporter Karl Wendl live aus Israel

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