Regierunsgkrise

Netanyahu gegen Neuwahlen in Israel

18.11.2018

Spekulationen über Regierungsaustritt der Siedlerpartei.

Zur Vollversion des Artikels
© APA/AFP/JACK GUEZ
Zur Vollversion des Artikels

Angesichts einer Regierungskrise in Israel kämpft Ministerpräsident Benjamin Netanyahu um eine Stabilisierung seiner rechtsreligiösen Koalition. "Wir befinden uns in einer der schwierigsten sicherheitspolitischen Phasen, und zu einer solchen Zeit stürzt man keine Regierung und hält keine Neuwahlen ab", sagte Netanyahu am Sonntagabend vor Journalisten. "Das wäre verantwortungslos."

Netanyahu bekräftigte, er wolle nach dem Rücktritt des Verteidigungsministers Avigdor Lieberman auch dessen Amt übernehmen. Er betonte seine Erfahrung in Sicherheitsfragen. "Wir werden unsere Feinde besiegen", sagte der Regierungschef.

Ein Treffen Netanyahus mit Finanzminister Moshe Kahlon von der Mitte-Rechts-Partei Kulanu war zuvor ohne greifbares Ergebnis zu Ende gegangen. Netanyahu nannte das Gespräch zuvor einen "letzten Versuch, den Sturz der Regierung zu verhindern". Wie andere Koalitionspartner hatte Kahlon rasche Neuwahlen gefordert. Regulär soll erst in einem Jahr gewählt werden. "Ich versuche alles, um überflüssige Neuwahlen zu verhindern", sagte Netanyahu am Abend.

Auslöser der Regierungskrise war der Rücktritt des ultra-rechten Verteidigungsministers Lieberman am Mittwoch. Er protestierte damit gegen eine Waffenruhe Israels mit der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen. Ohne Liebermans Fraktion hat Netanyahus Regierung immer noch eine knappe Mehrheit von 61 der 120 Sitze im Parlament. Naftali Bennett, Vorsitzender der Siedlerpartei, hatte jedoch mit einem Ausscheiden aus der Regierung gedroht, sollte er nicht das Amt des Verteidigungsministers erhalten.
 

Verliert Netanyahus Koalition die Mehrheit?

Israelische Medien berichteten, Bennett wolle am Montagvormittag gemeinsam mit Justizministerin Ayelet Shaked eine Pressekonferenz abhalten. Dabei könnten sie möglicherweise ihren Rücktritt erklären. Mit einem Ausscheiden ihrer Siedlerpartei würde Netanyahus Koalition die Mehrheit verlieren. In diesem Fall wird mit Neuwahlen im März gerechnet.

Bei den Parlamentswahlen im März 2015 hatte Netanyahus Likud die meisten Stimmen geholt. Vor Liebermans Rücktritt bestand die rechtsreligiöse Koalition aus sechs Parteien und einer Mehrheit von 66 Mandaten.

Es hatte in den vergangenen Monaten immer wieder Gerüchte um vorgezogene Wahlen gegeben. Netanyahu steht auch wegen Korruptionsvorwürfen unter Druck. Seit Jahresanfang prüft die Staatsanwaltschaft eine mögliche Anklage in zwei Fällen. Netanyahu ist seit 2009 durchgängig im Amt, es ist seine vierte Amtszeit als Regierungschef.

Zur Vollversion des Artikels