Mossad-Agenten

Neue Details: So wurde Hamas-Führer Haniyeh "eliminiert"

03.08.2024

Der politische Chef der militanten Palästinenser-Organisation Hamas, Ismail Haniyeh, ist nach Angaben der iranischen Revolutionsgarden in Teheran durch ein "Kurzstreckengeschoss" getötet worden. 

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 Dieses sei Untersuchungen zufolge "mit einem Sprengkopf von etwa sieben Kilogramm von außerhalb der Gästeunterkunft abgefeuert" worden, hieß es am Samstag in einer von der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA veröffentlichten Erklärung.

Dadurch sei eine "starke Explosion" verursacht worden. Der Iran und die Hamas machen Israel für die Tötung Haniyehs verantwortlich und drohen mit Vergeltung. Israel hat sich zu den Vorwürfen bisher nicht geäußert.

In einem am Samstag erschienenen Artikel der erzkonservativen iranischen Zeitung "Kayhan" hieß es, im Rahmen eines iranischen Vergeltungsangriffs zählten die am Mittelmeer gelegenen israelischen Küstenstädte Tel Aviv und Haifa "zu den Zielen". Die Vergeltungsschläge würden "vielfältiger, verstreuter und unmöglich abzufangen" sein. Es werde dabei "schmerzhafte menschliche Verluste" geben.

Iran kündigt Vergeltung an

In der nun veröffentlichten Erklärung betonten auch die Revolutionsgarden, dass Haniyehs Tod gerächt werde und Israel "zu gegebener Zeit, an gegebenem Ort und auf gegebene Weise eine harte Strafe" erhalten werde.

Im Iran sind nach dem tödlichen Anschlag auf Haniyeh laut einem Medienbericht mehr als zwei Dutzend Personen verhaftet worden. Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf zwei mit den Ermittlungen vertraute Iraner, unter den Festgenommenen seien ranghohe Geheimdienstoffiziere, Militärbeamte und Mitarbeiter eines vom Militär betriebenen Gästehauses in Teheran, in dem Haniyeh einem Anschlag zum Opfer fiel. Die Berichte über die Verhaftung von iranischen Sicherheitskräften wegen angeblicher Zusammenarbeit mit dem israelischen Geheimdienst und Beteiligung an dem Anschlag wurden bisher von offizieller Seite nicht bestätigt.

Dutzende Festnahmen

Die Festnahmen auf höchster Ebene seien eine Reaktion auf eine große und beschämende Sicherheitslücke, die die Ermordung Haniyehs ermöglicht habe, zitierte die US-Zeitung ihre Informanten. Der Auslandschef der Hamas hatte sich anlässlich der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Masoud Pezeshkian in Teheran aufgehalten und war in einem bestens gesicherten Gästehaus der iranischen Regierung im Norden der Hauptstadt untergebracht worden.

Wie die britische Tageszeitung "The Telegraph" unter Berufung auf zwei iranische Beamte berichtete, soll der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad für den tödlichen Anschlag auf Haniyeh zwei iranische Sicherheitsagenten angeheuert haben. Ursprünglich sei geplant gewesen, Haniyeh im Mai zu töten, als er an der Beerdigung des bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommenen Ex-Präsidenten Ebrahim Raisi teilnahm. Wegen der großen Menschenmenge und der hohen Wahrscheinlichkeit eines Fehlschlags sei das Vorhaben abgeblasen worden.

Stattdessen hätten die beiden Agenten vom Mossad den Auftrag erhalten, Sprengsätze in drei Zimmern des Gästehauses der Revolutionsgarden, Irans Elitestreitmacht, zu platzieren, hieß es. Auf Aufnahmen von Überwachungskameras sei zu sehen, wie die Agenten innerhalb weniger Minuten mehrere Räume betraten und wieder verließen, schilderten die beiden Beamten der Zeitung weiter.

Ins Ausland abgesetzt

Die Agenten sollen sich anschließend ins Ausland abgesetzt haben, hätten aber in Kontakt mit einer Quelle vor Ort gestanden. Um 02.00 Uhr in der Nacht am Mittwoch hätten sie dann den Sprengstoff aus dem Ausland per Fernzündung in dem Zimmer detonieren lassen, in dem sich Haniyeh aufhielt. Auch die "New York Times" und das "Wall Street Journal" hatten unter Berufung auf Informanten berichtet, dass Haniyeh durch eine Bombe getötet worden sei. Der Sprengsatz soll bereits zwei Monate vor Haniyehs Reise nach Teheran in dem Gästehaus platziert worden sein, hatte die "New York Times" unter Berufung auf sieben Offizielle aus der Nahost-Region, darunter zwei Iraner, und einen US-Regierungsbeamten, berichtet.

Der Kommandant der iranischen Revolutionsgarden (IRGC), Hossein Salami, drohte Israel in Reaktion auf die Tötung Haniyehs und Shukrs mit einem breiten Gegenschlag verbündeter Milizen in der Region. "Dasriminelle und terroristische zionistische Regime (Israel) und seine Unterstützer müssen mit dem heiligen Zorn der Widerstandsgruppen rechnen", sagte General Salami nach Angaben des Webportals der Revolutionsgarden. In einem Schreiben an Hisbollah-Chef Nasrallah sprach der Befehlshaber von einer harten und blutigen Rache. Israel werde einen hohen Preis bezahlen müssen, schrieb Salami.

Nachdem auch der Hisbollah-Kommandant Fuad Shukr getötet wurde, wird die vom Iran unterstützte, libanesische Miliz nach Einschätzung ihres Verbündeten Iran Israel auch "in der Tiefe" angreifen. Die Hisbollah werde sich bei ihren Angriffen in Israel "nicht auf militärische Ziele beschränken", teilte die iranische Vertretung bei der UNO laut Angaben der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA am Samstag mit. Mit der Tötung von Shukr am Dienstag habe Israel eine Grenze überschritten, hieß es weiter.

Direkter Angriff

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hatte ebenfalls eine Reaktion seiner Miliz auf Shukrs Tod angekündigt. Der Hisbollah-Kommandant war am Dienstag bei einem israelischen Angriff in einem Vorort der Hauptstadt Beirut getötet worden. Laut Israel war Shukr der ranghöchste militärische Befehlshaber der libanesischen Miliz und für den Raketenangriff auf ein Dorf auf den von Israel annektierten, syrischen Golanhöhen vor einer Woche verantwortlich, bei dem mindestens zwölf Kinder und Jugendliche getötet wurden.

Einen Tag nach Shukr wurde am Mittwoch dann Hamas-Chef Haniyeh in Teheran getötet. Der Iran ordnete laut eigenen Angaben einen direkten Angriff auf den Erzfeind zur Vergeltung an. Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu erwiderte auf die Drohungen des Iran und seiner Verbündeten, Israel sei auf jede "Aggression" vorbereitet. US-Präsident Joe Biden sicherte Israel die Unterstützung Washingtons "gegen alle Bedrohungen aus dem Iran" zu.

Teheran spricht Israel das Existenzrecht ab und unterstützt sowohl die radikalislamistische Palästinenser-Organisation Hamas im Gazastreifen als auch mit ihr verbündete islamistische Milizen wie die Hisbollah im Libanon und die Houthi im Jemen.

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