Vergewaltigungsversuch
Neue Sex-Klage gegen Strauss-Kahn
04.07.2011
Dominique Strauss-Kahn weist die Anschuldigungen zurück und klagt.
Wenige Tage nach seiner Freilassung aus US-Haft droht dem früheren IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn
neues Ungemach wegen seines Sexuallebens. Wegen einer versuchten Vergewaltigung vor neun Jahren will die französische Journalistin Tristane Banon Anzeige gegen ihren Landsmann Strauss-Kahn erstatten, sagte ihr Rechtsanwalt David Koubbi am Montag. Das Schreiben werde am Dienstag bei Gericht eingebracht. Zuvor war in Frankreich bereits heftig über ein politisches Comeback des sozialistischen Politikers spekuliert worden.
Vorfall aus dem Jahr 2002
Die Französin hatte heimischen Medien nach Strauss-Kahns Festnahme Mitte Mai in den USA berichtet, der frühere französische Finanzminister habe sie 2002 sexuell genötigt. Die Journalistin schloss sich der Klage in den Vereinigten Staaten zunächst aber nicht an - weil sie sich nicht von der US-Justiz "instrumentalisieren" lassen wolle, wie ihr Anwalt seinerzeit erklärte. "Jeder Fall sollte getrennt behandelt werden, nach den Gesetzen des jeweiligen Landes", sagte Anwalt Koubbi im Mai.
Das US-Verfahren gegen Strauss-Kahn ist formell noch im Gange, die nächste Gerichtsanhörung ist für 18. Juli angesetzt. Allerdings dürfte die Anklage in sich zusammenbrechen, nachdem massive Zweifel an der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers aufgetaucht sind. Die 32-jährige Afrikanerin, die Strauss-Kahn Mitte Mai in einem New Yorker Hotel vergewaltigt haben soll, hatte sich nämlich kurz danach mit einem Freund darüber unterhalten, wie sie finanziellen Profit aus der Angelegenheit ziehen könne. Wegen der neuen Erkenntnisse hatte das New Yorker Gericht am Freitag den Hausarrest gegen Strauss-Kahn aufgehoben und ihm die Kaution zurückerstattet.
Banon hatte im Februar 2007 in einer Fernsehsendung berichtet, Strauss-Kahn habe sie fünf Jahre zuvor zu vergewaltigen versucht - den Namen des sozialistischen Politikers überlegte der Sender allerdings mit einem Piepton, um ihn unkenntlich zu machen. Die Autorin sagte, Strauss-Kahn sei über sie hergefallen, als sie ihn bei den Vorarbeiten zu ihrem ersten Buch getroffen habe. Der Politiker habe ihren BH aufgemacht und versucht, ihr die Jeans auszuziehen; das Wort Vergewaltigung, das sie - gegen ihn ringend - ausgestoßen habe, habe ihn "nicht sonderlich" geschreckt. Sie habe Strauss-Kahn seinerzeit nicht angezeigt, weil sie nicht als eine Frau gelten wollte, "die ein Problem mit einem Politiker hat", sagte Banon damals.
Nach der überraschenden Freilassung Strauss-Kahns war in Frankreich am Wochenende über ein politisches Comeback von "DSK" spekuliert worden. Einer Umfrage zufolge sprachen sich 60 Prozent der Linkssympathisanten für eine Rückkehr Strauss-Kahns in die Politik aus. Vor seiner Festnahme hatte er nämlich als aussichtsreichster Präsidentschaftskandidat unter den oppositionellen Sozialisten gegolten. Hochrangige Vertreter der Sozialisten sprachen sich dafür aus, die Bewerbungsfrist für die parteiinternen Vorwahlen im Herbst zu verlängern, damit auch Strauss-Kahn antreten könne.
DSK weist neue Vorwürfe energisch zurück
Ex-IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn will die französische Publizistin Tristane Banon wegen falscher Anschuldigungen anzeigen. Der von ihr erhobene Vorwurf der versuchten Vergewaltigung sei erfunden, zitierte die Nachrichtenagentur AFP am Montagnachmittag aus einer Mitteilung von Anwälten des 62-Jährigen. Deswegen bereiteten sie nun eine Anzeige vor.
Comeback erhält Dämpfer
Am Montag dämpfte die Partei jedoch Erwartungen an ein Comeback von DSK. Dass sich Strauss-Kahn als Kandidat aufstellen lasse, sei derzeit "das unwahrscheinlichste Szenario", sagte Parteisprecher Benoit Hamon, am Montag in Paris. Für jemanden, der Derartiges durchgemacht habe wie Strauss-Kahn, sei eine Kandidatur "nicht der erste Gedanke". Strauss-Kahn, ehemaliger Wirtschafts- und Finanzminister, brauche nun erst einmal Zeit "zum Durchatmen". Auch Strauss-Kahns Parteifreund, der Parlamentsabgeordnete Jean-Christophe Cambadélis, sah keinen Hinweis darauf, dass der Ex-IWF-Chef nun unbedingt in den Wahlkampf ziehen wolle. Strauss-Kahn habe ihn nicht gebeten, mit den Sozialisten über eine Verlängerung der Bewerbungsfrist für die Vorwahlen im Oktober zu sprechen, die kommende Woche abläuft.
Neue Details
US-Medien enthüllten inzwischen neue Details im New Yorker Fall. Unter Berufung auf die Ermittler berichtete die "New York Post", das Zimmermädchen sei in dessen Suite eingetreten und habe mit ihm Oralsex gehabt. Danach habe sie verlangt, für ihre "Dienste" bezahlt zu werden
. Der damalige IWF-Chef habe sich jedoch geweigert und sie in abschätziger Weise behandelt. Daraufhin sei es zu einem Streit gekommen. Das Zimmermädchen habe sehr wohl gewusst, wer der Gast in der teuren Suite war. Sie habe zudem bereits wiederholt Sex gegen Bezahlung angeboten.