Regierungsumbildung
Neuer Armeechef in Nordkorea ernannt
17.07.2012
Beobachter vermuten einen Umbruch in der Führung des isolierten Staates.
Nach der überraschenden Entmachtung von Nordkoreas Armeechef Ri Yong-ho ist der General Hyon Yong-chol zum neuen Vize-Marschall ernannt worden. Die nationale Verteidigungskommission des Landes und die zentrale Militärkommission der regierenden Arbeiterpartei habe Hyon Yong-chol den Titel eines Vize-Marschalls verliehen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA am Dienstag in einer knappen Meldung.
Staatsmedien hatten am Montag berichtet, Ri, der ebenfalls den Rang eines Vize-Marschalls hatte, sei wegen Krankheit aus allen seinen Ämtern entlassen worden. Ri war seit 2009 Generalstabschef sowie Vize-Chef der einflussreichen Militärkommission der Arbeiterpartei und Mitglied des Präsidiums des Politbüros. Von Hyon ist nur wenig bekannt. Er gehört dem Zentralkomitee der Arbeiterpartei an, nicht aber der Militärkommission.
Vertrauter Kim Jong-ils
Ri galt als Vertrauter des im Dezember gestorbenen Machthabers Kim Jong-il, aber auch von dessen Sohn und Nachfolger Kim Jong-un. Ri war einer von sieben ranghohen Vertretern aus Partei und Militär, die bei dem Trauerzug für Kim Jong-il mit dem neuen Machthaber direkt neben dem Wagen mit dem Sarg liefen. Er galt deshalb als eines der Mitglieder des engsten Führungszirkels in Pjöngjang, die Kim Jong-un bei der Übernahme der Macht unterstützten. Beobachter vermuten, dass der nordkoreanische Staatschef nach dem Tod seines Vaters Altkader durch neue Funktionäre ersetzt, um seine Machtbasis zu stärken.
Ri wurde in den vergangenen Monaten regelmäßig an der Seite von Kim Jong-un gesehen. Ihr Verhältnis zueinander wurde angesichts zahlreicher gemeinsamer Besuche bei den Streitkräften als vertrauensvoll interpretiert. Ris plötzliche Entlassung wurde in Südkorea mit Überraschung aufgenommen. Sie könne bedeuten, dass er einen Machtkampf mit dem in der nordkoreanischen Hierarchie rasch aufgestiegenen und im April zum Vizemarschall ernannten Choe Ryong-hae verloren habe, sagte Koh Yu Hwan, Professor an der Dongguk-Universität im südkoreanischen Seoul.