Wenig Hoffnung auf "einfache" Bekämpfung der Krankheit der Armen.
Jährlich sterben weltweit noch immer 1,4 Millionen Menschen an Tuberkulose. Die Krankheit der Armen, von Krieg und/oder Migration Betroffenen lässt sich an sich relativ gut behandeln. Doch eine einfache Prophylaxe - am besten ein Impfstoff zur Verhütung der Infektion mit Mykobakterien - ist nicht vorhanden. Am Montag gab es dazu schlechte Nachricht: Ein neuer Kandidat-Impfstoff, der in Südafrika untersucht wurde, hat keine statistisch positiven Ergebnisse gebracht. Das hat eine Online im "Lancet" publizierte Studie ergeben.
Der Hintergrund: Die vor 90 Jahren entwickelte BCG-Vakzine (auf der Basis geschwächter Calmette–Guerin-Bakterien) kann nur am ehesten generalisierte Miliartuberkulose verhindern. Die Schutzrate gegen die Lungentuberkulose ist nur teilweise bis kaum gegeben. Deshalb wird seit langem an Alternativen gearbeitet.
Doch auch der bisher am weitesten entwickelte Impfstoff - MVA85A - bietet offenbar keinen Vorteil. In einer klinischen Studie der Phase 2 (Dosis, Nebenwirkungen) wurde das Präparat an 1.399 Babys im Alter zwischen vier bis sechs Monaten in Südafrika erprobt. 1.395 Kinder bekamen ein Placebo. Der neue Impfstoff sollte zeigen, dass er bei Anwendung nach einer zuvor bereits erfolgten BCG-Immunisierung eine höhere Schutzrate gegen die Erkrankung bringt.
Das erwies sich laut "Lancet" aber als Trugschluss: In der Placebo-Gruppe kam es zu 39 Tuberkuloseerkrankungen, in der Gruppe der Kinder, welche die Vakzine wirklich erhalten hatten, zu 32 Fällen. Damit erreichte die Schutzrate mit 17,3 Prozent keine statistische Signifikanz.
Laut Christopher Dye, Spezialist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Paul Fine von der London School of Hygiene muss das aber noch nicht das Ende bedeuten. MVA85A könnte in anderen Bevölkerungsgruppen als Babys durchaus eine Wirkung haben.
Weiters stellten die Experten in einer Aussendung des "Lancet" fest: "Wenn uns die Tuberkulose-Impfstoffforschung etwas lehrt, dann, dass wir mit Überraschungen rechnen müssen. Wir müssen also weiterhin mit hohem Einsatz 'spielen'."