Laut US-Regierung könnte es doch Probleme mit Abdichtung geben.
Auch nach drei Monaten Ölkatastrophe am Golf von Mexiko reißt die Pannenserie nicht ab. In der Umgebung des verschlossenen Bohrlochs entweicht Erdöl aus dem Meeresboden, wie die Einsatzleitung der Regierung mitteilte. Außerdem sammelt sich möglicherweise Methangas über dem Bohrloch. Das wäre ein herber Rückschlag. Zudem warnen die Behörden: In Kürze trifft ein neuer Ölteppich auf die Küste Louisianas.
Nach Angaben der US-Wetterbehörde NOAA erreichen am Mittwoch weitere Fetzen des Ölteppichs die Region um Venice im Bundesstaat Louisiana. Insgesamt sind knapp 900 Kilometer der amerikanischen Golfküste mehr oder weniger verschmutzt, betroffen sind auch Touristenstrände in Florida. Rund ein Drittel der Küstengewässer sind für den Fischfang gesperrt. Seit drei Monaten fließen Tag für Tag bis zu 8.200 Tonnen Rohöl ins Wasser.
Ratlosigkeit herrscht
Wie viel Rohöl aus dem Meeresgrund sickert,
war zunächst nicht bekannt. Auch über ein mögliches Entweichen von Methangas
wurden zunächst keine Einzelheiten mitgeteilt. In einer Krisensitzung hatten
die Einsatzleitung und BP-Experten noch in der Nacht (Ortszeit) telefonisch
über das weitere Vorgehen beraten, heißt es. Nach dem erneuten Rückschlag
herrscht Ratlosigkeit - BP sagte eine Pressekonferenz am Montagvormittag
(Ortszeit) ab.
Der Konzern hatte erst am Sonntag einen entscheidenden Durchbruch verkündet: Seit gut drei Tagen fließe kein Öl mehr aus dem Bohrloch, der neue meterhohe und tonnenschwere Zylinder habe das Leck in 1.500 Meter Tiefe geschlossen. Es war der erste wirkliche Fortschritt nach diversen Fehlschlägen seit dem Unfall auf der Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20. April.
Belastungstests gehen weiter
Zugleich werden Differenzen zwischen
BP und der Einsatzleitung über den richtigen Weg im Kampf gegen die Ölpest
deutlich: BP tendiert dazu, bis zu einer endgültigen Abdichtung der
Ölquelle tief unter dem Meeresgrund im August das Bohrloch wenn möglich
verschlossen zu halten. Dagegen fürchtet die Einsatzleitung, die
Steigleitung könne der Belastung des Drucks nicht standhalten und
befürwortet eher, die Ventile des Zylinders wieder zu öffnen und das
ausströmende Öl wie zuvor auf bereitstehende Schiffe abzupumpen. Allerdings
sprach auch BP am Montag davon, dass möglicherweise wieder abgepumpt werden
müsse. Die Regierung sagte, die Belastungstests sollten erst einmal für 24
Stunden weitergehen.
Unterdessen wies BP Berichte zurück, dass der Konzern über einen Verkauf seines Tankstellen-Geschäfts nachdenke, um sich Geld für die Kosten zur Bekämpfung der Ölpest zu besorgen. "Das sind nur Gerüchte und Spekulationen", sagte ein Sprecher in London. Die "Sunday Times" hatte berichtet, BP habe mit seinen wichtigsten Anteilseignern über mögliche Umstrukturierungen des Unternehmens gesprochen. Dazu gehöre auch der Verkauf der Raffinerien und Tankstellen. BP hat bisher rund 3,5 Milliarden US-Dollar (2,7 Mrd. Euro) für die Bekämpfung der Öl-Katastrophe ausgegeben.