Stärke 4,0
Neues Nachbeben in Norditalien
31.05.2012
Erde bebte mehrere Sekunden lang - Angst unter Obdachlosen.
Ein Nachbeben der Stärke 4,0 auf der Richterskala hat am Donnerstag um 16.58 Uhr die norditalienische Region Emilia Romagna erschüttert. Dies berichtete das italienische Institut für Geophysik und Vulkanologie. Die Erde bebte mehrere Sekunden lang.
Der Erdstoß löste erneut Angst unter den Obdachlosen aus. Bei einem Erdbeben der Stärke 5,8 auf der Richterskala waren am Dienstag 17 Personen ums Leben gekommen, 350 Menschen wurden verletzt. 14.000 Personen sind im betroffenen Gebiet obdachlos.
Schäden betragen fünf Milliarden Euro
Nach den schweren Erdbeben kämpft die norditalienische Region Emilia Romagna um ihren Neubeginn. Die italienische Regierung ist auf der Suche nach Finanzierungen für den Aufbau nach den jüngsten Erdstößen, durch die am Dienstag 17 Menschen ums Leben gekommen sind und 350 verletzt wurden. Auf fünf Milliarden Euro werden vorerst die Schäden in einer der wirtschaftlich stärksten Regionen Norditaliens geschätzt.
95 Prozent der Werkshallen in der Provinz Modena sind beschädigt, 20.000 Menschen haben ihre Arbeit verloren. 70.000 Klein- und Mittelbetriebe beschäftigten vor dem Erdbeben in der Gegend 270.000 Personen. Das Erdbeben traf ein Gebiet, in dem ein Prozent des italienischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) generiert wird.
Zwei Milliarden Euro will die Regierung Monti jetzt vorerst für den Wiederaufbau zur Verfügung stellen. Dies soll auch mit Hilfe von Banken und Privater erfolgen. Das Expertenkabinett in Rom will die Zusammenarbeit zwischen Banken, öffentlichen Einrichtungen und Unternehmern zur Förderung des Wiederaufbaus unterstützen. Der Präsident der Region Emilia Romagna, Vasco Errani, wurde zum Kommissar für den Wiederaufbau ernannt. Premier Mario Monti hofft auch auf Hilfe von der EU. Er drängt, dass die Ausgaben für den Wiederaufbau nicht im Rahmen des Pakts zur Eindämmung der italienischen Verschuldung berücksichtigt werden.
Inzwischen haben die Justizbehörden eine Untersuchung wegen des Einsturzes von Fabriken und Lagerhallen angekündigt. Der Beschluss wurde gefasst, nachdem 13 Arbeitnehmer unter den Trümmern gestorben sind. Allein in der Ortschaft Medolla starben vier Arbeiter in den Trümmern einer Fabrik des Medizingeräteherstellers Haemotronic. Die Justizbehörden vermuten, dass die Gebäude nicht den Sicherheitsstandards entsprachen. Die Gewerkschaften kritisierten, dass die Arbeitnehmer der Provinz Modena nach dem schweren Erdbeben am 20. Mai mit sechs Toten zu früh in die beschädigten Objekte zurückgekehrt seien.
In der Nacht auf Donnerstag wurden in Norditalien weitere 77 Nachbeben registriert. Das heftigste von ihnen hatte die Stärke 2,7, in der Früh erreichte ein Erdstoß die Stärke 3,6. Die Nachbeben sorgten für neue Unruhe der Bevölkerung, vor allem bei den rund 14.000 Menschen, die nicht in ihre zerstörten Häuser können oder sich nicht zurücktrauen. 100.000 ältere Menschen seien vom Erdbeben betroffen, berichteten die Behörden. Einer der Obdachlosen versuchte aus Verzweiflung, Selbstmord mit den Auspuffgasen seines Autos zu begehen, konnte jedoch gerettet werden.