Der rabiate Rechtsaußen feiert seine dritte Polit-Auferstehun.
Es hat ja schon viele recht unwahrscheinliche Comebacks gegeben – Bill Clinton weiß ein Lied davon zu singen. Dennoch ist das Staunen in der US-Politwelt gewaltig über die unglaubliche Achterbahnfahrt des Ex-„Speaker“ Newt Gingrich (68): Gleich zu Beginn seines Wahlkampfes haute ihm der ganze Stab ab, Storys dominierten wonach er seiner Frau Callista Tiffany´s-Schmuck um 500.000 Dollar kaufte, dann unternahm er ein Kreuzfahrt in Griechenland. "Tot" sei sein Kampagne wurde geurteilt. Dann stieg er plötzlich im Dezember zum Frontrunner auf, wurde jedoch durch einen millionenschweren TV-Kreuzzug seines Erzfeindes Romney in Iowa gekillt.
Doch nun feierte der rabiate Rechtsaußen eine dritte Polit-Auferstehung mit einem Triumph bei den Primaries in South Carolina. Er ließ Ex-Favoriten Romney mit 40 zu 28 Prozent weit hinter sich. Er machte das Republikaner-Chaos beim Kampf ums Oval Office nun perfekt: Drei Staate, drei Sieger, Iowa ging an Santorum, New Hampshire an Romney, South Carolina an Gingrich.
Dabei sah Romney die Nominierung zum Obama-Gegner bereits in der Tasche.
Jetzt schöpft Gingrich Mut: Seit 1980 wurde der Sieger in South Carolina auch zum Partei-Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen nominiert. Erstaunlich jedenfalls, wie leicht Gingrich in der jüngsten Schlammschlacht vor allem Attacken seiner Ex-Frau Marianne überkam: Er hatte sie in den Neunzigern mit seiner heutigen Frau Callista betrogen, sogar im Ehebett, verlangte eine „offene Ehe“. Er sei ein Ekel gewesen, erzählte sie in eindringlichen Tönen, hätte nach ihrer Diagnose mit multipler Sklerose auf die Scheidung gedrängt. Während all dem versuchte der Heuchler, Präsident Bill Clinton wegen seiner Sex-Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky aus dem Amt zu jagen. Das Resümee der Ex: Ihn fehle die "Charakterstärke", um die Supermacht USA zu lenken.
Doch selbst fromme Evangelisten verziehen ihn, Gingrich verwandelte die Schmutzwäsche in eine effektive Attacke gegen feindliche Medieneliten. Glücklich twitterte er dann am Wahlabend: „Danke South Carolina! Helft mit bei weiteren KO-Schlägen“. Gingrich, dessen Arroganz und Selbstherrlichkeit legendär ist, fuhr bei seiner umjubeltem Siegerrede Amtsinhaber Barack Obama ins Gesicht: Der sei ein Radikalinski, der „Amerikas Rückgrat breche“, ein Schwächling, schlimmer als selbst Pechvogel Jimmy Carter.
Dem deprimierten Romney, der vor einer Woche noch unschlagbar schein, blieb nur mehr hämische Kritik an Gingrich, der ihn mit „den Waffen der Linken“ wegen seiner Karriere als Investor bei der Finanzfirma "Bain Capital" kritisiert hatte.
Das Republikaner-Rennen ist nun wieder völlig offen: Gewinnt Gingrich auch Florida (31. Jänner), könnte er tatsächlich zum Obama-Gegner werden. Doch Romney hat in Florida noch die größere Kriegskasse und ausgeklügeltere Organisation. Dazu scharen sich Parteigranden um Romney: Die Panik steigt unter ihnen, dass der erratische, zerstörerische Gingrich (Spitzname: „Menschliche Handgranate“) am Ende gewinnen könnte. Die Republikaner wissen: Gingrich hat eher das Potential, die Partei ins Verderben zu führen als gegen Obama zu siegen.
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