Nizza-Anschlag
Die Todesfahrt des Attentäters
15.07.2016Augenzeugen berichten ÖSTERREICH-Reporter Karl Wendl über die Horror-Nacht von Nizza.
Schock, Trauer, ohnmächtige Wut und blankes Entsetzen, Nizza ist knapp 24 Stunden nach dem verheerenden Anschlag wie gelähmt. Das Jazzfestival ist abgesagt, ebenso das Konzert der PopDiva Rihanna. Das Gebiet entlang der Promenade des Anglais ist abgeriegelt, die Stimmung in den Nebenstraßen gespenstisch. In der Rue Congres Ecke Rue de France legen die Menschen Blumen nieder. Eine Frau weint. Wenige Meter weiter betreuen Psychologen in einem Notzentrum Angehörige.
Das Entsetzen ist an jeder Ecke zu spüren. Es hat 26 Grad. Der Himmel über der Côte d’Azur ist wolkenlos, aber Urlaubsstimmung hat hier niemand mehr!
ÖSTERREICH-Reporter Karl Wendl am Ort des Terrors in Nizza. Quelle: Tageszeitung Österreich
Völliges Chaos
Marie P. (44) war mit ihrer Tochter auf der Promenade, als das Grauen losging: „Das Feuerwerk war gerade vorbei, wir wollten noch zum Strand, ein später Drink. Da sahen wir den weißen Lkw. Erst fuhr er langsam, dann zickzack, dann raste er auf den Gehsteig. Das tonnenschwere Fahrzeug rasierte die Menschen weg. Überfuhr sie. Schreie, Panik und völliges Chaos herrschte!“, erzählt Marie.
Schüsse
Plötzlich seien Schüsse gefallen. Zwei Kilometer raste der Massenmörder mit dem Kühlwagen über den Gehsteig. Marie erzählt: „Immer wieder fielen Schüsse, wir konnten aber nicht mehr sehen, ob der Fahrer aus dem Lkw feuerte oder die Polizei auf ihn.“
Marie und ihre Tochter retteten sich ins Hotel Club Inn in der Rue Massenet, direkt neben der Promenade – gemeinsam mit rund hundert anderen. Sie versteckten sich auf der Toilette, im Lagerraum, im Stiegenhaus! Niemand hat gewusst, ob es vielleicht noch Explosionen und Schüsse geben würde“, sagt Alexander, der Hotelportier, zu ÖSTERREICH.
Verschanzt. „Zwei Stunden haben wir uns im Hotel verschanzt“, erzählt Leif Johnsson, 71, ein schwedischer Urlauber. Er war mit seiner Frau Anika an der Promenade: „Uns bot sich ein Bild des Grauens. Ein schreckliches Szenario. Leichen lagen aufgetürmt. Wir werden lange brauchen, bis wir uns von diesem Schock erholen.“ Karl Wendl, Nizza