Vater & Tochter verschluckt

Noch 29 Vermisste nach Schiffsunglück

15.01.2012

Von der kleinen Dyana (5) und ihrem Papa fehlt immer noch jede Spur.

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Vier Tage nach der Havarie der Costa Concordia werden noch 29 Passagiere vermisst. Für sie gibt es kaum Hoffnung.

Es sind Tage des Banges. „Die Hoffnungen, jetzt noch Überlebende zu finden, werden immer geringer“, sagte gestern auch der Bürgermeister von der Insel Giglio Sergio Ortelli. Von insgesamt 29 Personen, davon sind die meisten Touristen und einige Besatzungsmitglieder, fehlt auch vier Tage nach dem Unglück jede Spur. Taucher suchen im Wrack – ergebnislos. Die Zahl der Vermissten wurde Montagnacht noch nach oben korrigiert. Zuvor gingen die Behörden von lediglich 16 vermissten Personen aus, darunter 11 Deutsche.

114.500-Tonnen-Schiff bewegte sich 9 Zentimeter
Montagmittag dann der nächste Schock: Kurzfristig mussten die Bergungsarbeiten im und um das Schiffswrack herum vollkommen eingestellt werden. Alle Retter wurden aus der Gefahrenzone gebracht, denn: Die 114.500 Tonnen schwere Costa Concordia hatte begonnen sich zu bewegen. Die Feuerwehr vor Ort spricht von bis zu neun Zentimetern. Ein Abrutschen in tiefere Gewässer war nicht mehr auszuschließen.

Ursache für diese Verschärfung: Schon den gesamten Tag hingen tiefe Wolken über der Unglücksstelle. Der Seegang wurde dramatisch, auch der heftige Wind setzte den Helfern zu. Für kommenden Donnerstag rechnen Wetter-Experten nun sogar mit einem Sturmtief. Auch die Bergung des Luxus-Liners könnte dann gefährdet sein .

>>> Alle Details zur Bergung der "Costa Concordia" lesen sie hier.



Bisher wurden sieben Tote der Schiffs-Tragödie geborgen
Unterdessen hoffen Angehörige der Vermissten auf das Unmögliche. Mit unter den Opfern: Insgesamt zehn deutsche Urlauber und die kleine, fünfjährige Dyana Arlotti. Sie war mit ihrem Vater Williams Arlotti (37) und seiner Verlobten Michaela Maroncelli (32) auf Reisen. Zwar konnte sich die 32-Jährige in Sicherheit bringen, von Vater und Tochter aber gibt es noch immer kein Lebenszeichen.

Im Rumpf finden die Helfer nur mehr Tote: Montagfrüh wurden zwei weitere Leichen im Schiffswrack gefunden. Die Zahl der Toten liegt nun bei 7, darunter zwei Franzosen, ein Spanier und ein Peruaner, zwei Italiener. Am Nachmittag wurde die Suche wieder aufgenommen.

Kapitän: 
Unglück wegen Facebook-Spaß?

Steuerte Kapitän Schettino Schiff an Felsen, um einem Mitarbeiter eine Freude zu machen?

Die Schlinge zieht sich immer weiter zu: Schon seit Samstag sitzt der Kapitän der Costa Concordia, Francesco Schettino (50), in Grosseto in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Er habe das Unglücksschiff, um Aufsehen zu erregen, viel zu nah an der Küste vorbeimanövriert.

Gefallen
Und genau dies wird nun immer wahrscheinlicher: Wie jetzt bekannt wurde, postete die Schwester des Oberkellners der Costa Concordia am Freitag um 21.08 Uhr auf Facebook: „In Kürze wird die Concordia mit meinem Bruder sehr, sehr nah an uns vorbeifahren.“ Hat Schettino also das riskante Manöver sogar im Vorfeld geplant, um seinem Kollegen einen Gefallen zu tun?

Dienstag, spätestens aber am Mittwoch, wird der Kapitän nun erstmals vor Gericht einvernommen werden. Auch gegen drei weitere Offiziere wird jetzt ermittelt.


Auf der nächsten Seite: Unser LIVE-Ticker zum Nachlesen

 

Damit beenden wir unseren LIVE-Ticker. Vielen Dank an unsere zahlreichen Leser.

21:00 Uhr: Niederländische Spezialisten sollen nun das Wrack mittels Luftkissen und Hebekränen aufstellen und soweit flicken, dass es in die Werft nach Genua gezogen werden kann.

>>> Alle Details zur Bergung der "Costa Concordia" lesen sie hier.

20:10 Uhr: Aus dem havarierten Schiff wurde eine weitere Leiche geborgen. Es bestehen kaum noch Chance, weitere Überlebende zu finden. "Die Hoffnungen, weitere Vermisste lebend zu finden, sind minimal, doch die Suche wird fortgesetzt", sagte der Bürgermeister der Insel Giglio, Sergio Ortelli. Vermisst werden immer noch zehn Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder.

18.43 Uhr: Die Staatsanwaltschaft der toskanischen Stadt Grosseto hat Ermittlungen gegen weitere drei Offiziere der "Costa Concordia" aufgenommen. Ihnen wird Mitverantwortung bei der Schiffskatastrophe vorgeworfen, bei der mindestens sechs Personen ums Leben gekommen sind. Die Offiziere werden außerdem verdächtigt, wie Kapitän Francesco Schettino das Schiff verlassen zu haben, als sich noch viele Passagiere an Bord der "Costa Concordia" befanden.

18.01 Uhr: Die Regierung Monti will den Notstand in dem von der Katastrophe betroffenen Gebiet ausrufen. Dadurch soll schnelle Hilfe ermöglicht und Geldmitteln zur Verfügung gestellt werden, berichtete Umweltminister Corrado Clini. Der Notstand soll bei der nächsten Ministerratsitzung in den nächsten Tagen ausgerufen werden.

17.27 Uhr: Laut der italienischen Zeitung "La Stampa" ist eine weitere Leiche an im Bug der Costa Concordia gefunden worden. Der Leichnam konnte noch nicht geborgen werden. Damit stieg die Zahl der Toten auf 7.

16.41 Uhr: Die ganze Welt wundert sich, dass die Costa Concordia so schnell gesunken ist. Ein niederländischer Experte widerspricht: Das Schiff sei im Gegenteil langsam gesunken, sagt Hans Hopman. Und nur deshalb seien so viele gerettet worden.

16.26 Uhr: Wem das vor der toskanischen Küste havarierte Kreuzfahrtschiff in den Fernsehnachrichten bekannt vorkommt, der hat es vermutlich vor einem Jahr auf der großen Kinoleinwand gesehen: Kein geringerer als Jean-Luc Godard hat auf der verunglückten "Costa Concordia" nämlich zuletzt seinen sperrigen "Film socialisme" gedreht. Der nach eigenen Angaben letzte Film des französisch-schweizerischen Regisseurs wurde bei seiner Premiere in Cannes 2010 sehr widersprüchlich aufgenommen und lief später auch bei der Viennale und regulär im Wiener Gartenbaukino.

16.03 Uhr: Nach einer Wetterbesserung haben Rettungskräfte die Suche nach möglichen weiteren Überlebenden und Opfern des Kreuzfahrtunglücks vor der Küste der Toskana wieder aufgenommen. Die Arbeiten seien fortgesetzt worden, nachdem die Stabilität der verunglückten "Costa Concordia" überprüft worden sei, sagt Feuerwehrsprecher Luca Cari.

15:52 Uhr: Die Gerüchte, dass Kapitän Schettino die Costa Concordia extra nahe an Der Küste vorbeifahren ließ, um seinem Oberkellner eine Freude zu machen, haben neue Nahrung erhalten. BILD fand auf Facebook einen Eintrag von Patrizia, der Schwester von Oberkellner Antonello Tievoli. Nur kurz vor dem Unglück postete sie: "Gleich fährt die Concordia mit meinem Bruder sehr nah bei uns vorbei. Einen Riesengruß an meinen Bruder, der in Savona von Bord gehen wird, um ein wenig Urlaub zu machen."

 

15.36 Uhr: "Ich verdanke mein Leben meinem Ehemann." Die Französin Nicole Servel berichtete am Montag vom Schiffsunglück vor der Toskana, bei dem ihr Ehemann ums Leben kam. "Er hat mir seine Rettungsweste gegeben, weil ich nicht schwimmen kann", erzählte die Frau der Zeitung "Figaro" und dem Sender "RTL". "'Spring, spring', hat er gesagt." Als sie gezögert habe, sei er zuerst gesprungen und habe ihr zugerufen: "Mach' dir keine Sorgen! Ich schaffe es." Das Wasser sei acht Grad kalt gewesen. "Dann habe ich ihn nicht mehr gesehen."

15.28 Uhr: Costa Crociere hat einen weltbekannten Spezialisten mit der Bergung des Schiffes beauftragt. Wie das 290 Meter lange Wrack in Sicherheit gebracht werden soll, sei noch unklar. Erwogen werde unter anderem eine Bergungsaktion mit Hilfe riesiger Luftballons, die das zur Seite geneigte Schiff wieder aufstellen, so Pier Luigi Foschi, Geschäftsführer des Kreuzfahrtunternehmens. Auch eine Zerlegung des Schiffs schloss der Geschäftsführer nicht aus.

15.09 Uhr: Die Reederei erhofft sich durch die Auswertung der Black Box des Schiffs neue Erkenntnisse über den Unglückshergang.

14.42 Uhr: Die Reederei Costa Crociere, Betreiberin des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia", bezifferte den durch das Unglück vor der Toskana entstandenen Schaden mit 93 Millionen Dollar (umgerechnet rund 73 Millionen Euro).

14.33 Uhr: Ein Sänger aus Birmingham, der auf der Costa Concordia war, hat einen Vorfahren, der mit seiner Band auf der Titanic gespielt hat, berichten englische Reporter.

14.03 Uhr: Die "Costa Concordia" droht zu sinken. Das seitlich auf Felsen liegende Wrack rutschte um 1,5 Zentimeter zur Seite und um 9 Zentimeter tiefer ab. Die Rettungskräfte mussten ihren Einsatz unterbrechen.

13.36 Uhr: Reederei beschuldigt Kapitän
Die Reederei Costa Crociere führt das Unglück auf einen Fehler des Kapitäns zurück. Das Vorgehen auf dem Schiff sei nicht nach den vorgegebenen Regeln erfolgt, sagte der Geschäftsführer der Reederei, Pier Luigi Foschi. Das Schiff sei zu nahe an die Insel Giglio gefahren.

Laut der Zeitung "Corriere della Sera" wollte Kapitän Schettino einem auf dem Schiff arbeitenden Kellner, der aus Giglio stammt, einen Gefallen tun. "Jetzt kannst Du Deine Insel von der Nähe sehen", wurde der Kapitän zitiert. Der Oberkellner soll von der Staatsanwaltschaft zu dem Vorfall vernommen werden.

13.12 Uhr: Entschädigung für Österreicher
Die 77 Österreicher, die an Bord des vor der Toskana verunglückten Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" waren, könnten bald mit einer Entschädigung rechnen. Laut einem italienischen Rechtsanwalt werde es sich um einen Betrag zwischen 10.000 und 20.000 Euro handeln.

12.48 Uhr: Die Kritik am Kapitän reißt nicht ab - die Vorwürfe werden immer ungeheuerlicher: Nachdem eine Passagierin nach der Kollision des Kreuzfahrtschiffes per Handy einen Notruf abgesetzt hatte, meldete sich die Küstenwache per Funk beim Kapitän, berichtet die Zeitung "Il Fatto quotidiando". Der Kapitän soll darauf geantwortet haben, dass an Bord bis auf eine technische Panne alles in Ordnung sei.

12.40 Uhr: Suche nach Vermissten ausgesetzt
Das Wetter vor der Insel Giglio wird schlechter. Die Costa Concordia begann, sich sichtbar zu bewegen. Daraufhin wurde aus Sicherheitsgründen beschlossen, die Suche nach Überlebenden im Wrack vorübergehend auszusetzen. "Wenn sich das Schiff weiterhin bewegt, besteht höchste Gefahr für die Taucher", erklärte Umweltminister Corrado Clini.

© AP

12.26 Uhr: Kapitän ging zu früh von Bord
Die Behörden befragen derzeit hunderte Zeugen, darunter Passagiere und Rettungsteams. Mittlerweile stehe fest, dass Kapitän Francesco Schettino das Schiff verlassen habe, als sich noch viele Passagiere an Bord der Costa Concordia befanden, sagte der Oberstaatsanwalt der toskanischen Stadt Grosseto, Francesco Verusio.

12.05 Uhr: Die Rettungsmannschaften kämpfen gegen die Zeit. Die "Costa Concordia" könnte ganz versinken. Wegen der großen Ölmengen im Tank könnte das zu einer Umweltkatastrophe führen, warnten Experten.

11.34 Uhr: Kapitän soll an der Bar getrunken haben
Eine niederländische Reisende erhob schwere Vorwürfe gegen den Kapitän, Francesco Schettino. "Der Kapitän saß vor dem Unglück an der Bar und trank, Arm in Arm mit einer schönen Frau", erzählte die 41-Jährige der britischen Zeitung "The Sunday Telegraph".

11.21 Uhr: Hoffnung schwindet
Die Rettungsmannschaften haben kaum noch Hoffnung, Überlebende zu finden. "Die Hoffnungen sind minimal, doch die Suche wird fortgesetzt", sagte der Bürgermeister der Insel Giglio, Sergio Ortelli.

11.19 Uhr: >> Stellungnahme von Costa Kreuzfahrten (PDF)

11.08 Uhr: Der Kapitän des Unglücksschiffes sitzt in Untersuchungshaft. Ihm droht ein Verfahren wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung. Berichten zufolge soll er das Schiff so dicht an die Insel herangesteuert haben, um Touristen im Hafen mit dem Signalhorn grüßen zu können.

10.35 Uhr: Der Schiffseigner Carnival bleibt nach eigenen Angaben auf einem Schaden von 85 bis 95 Mio. Dollar (bis zu 74,4 Mio. Euro) sitzen, weil die "Costa Concordia" voraussichtlich das ganze Jahr nicht einsetzbar sein werde. Das Schiff ist nach Angaben des Eigentümers mit einem Selbstbehalt von 30 Mio. Dollar versichert.

10.20 Uhr: In den Morgenstunden fanden Rettungskräfte im Wrack einen Toten. Es handelt sich nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa um einen Passagier. Der Mann habe sich auf dem zweiten Deck befunden und eine Schwimmweste getragen. Die Zahl der Vermissten wurde auf 14 korrigiert.

9.26 Uhr: Etwa 120 Helfer sind rund um das Schiffswrack im Einsatz. "Es ist sehr gefährlich", sagt Luciano Roncalli von der italienischen Feuerwehr. Noch immer hoffen die Helfer, dass sie Vermisste lebend finden - in Teilen des Schiffes, die nicht unter Wasser stehen; oder in Luftblasen, die sich unter Wasser gebildet haben könnten.

8.58 Uhr: Die Suche wird durch die extreme Schräglage des 290 Meter langen Schiffes erschwert. "Wir hoffen weiter, Überlebende zu finden", sagte Küstenwacht-Kapitän Cosimo Nicastro dem Sender tgcom24. Der zuletzt gerettete Offizier Marrico Giampetroni hatte in einem teilweise gefluteten Bereich des Schiffes ausgeharrt. "Ich habe einen 36-stündigen Alptraum durchlebt", sagte er.

8.44 Uhr: Drei Menschen konnten bis Montagmorgen nur tot aus dem Wrack geborgen werden. Noch immer gelten 16 Personen als vermisst - zehn Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder. Unter ihnen: Ein Vater und seine fünfjährige Tochter, zwei Franzosen, zwei Amerikaner und eine Peruanerin.

Retter befreien Hochzeitspaar
In der Nacht auf Sonntag wurde der unermüdliche Einsatz zum ersten Mal belohnt: Den Männern gelingt es, im Inneren des Schiffs zwei Passagiere zu retten, die in ihrer Kabine 303 auf Deck 8 festsaßen. Es sind Hye Jim Jeong und Kideok Han, ein Hochzeitspaar aus Südkorea, unterwegs auf ihrer ersten Kreuzfahrt. Sie konnten sich nicht mehr allein befreien, hatten die Hoffnung schon aufgegeben.

Offizier gerettet
Sonntagmorgens dann das zweite Erfolgserlebnis: Klopfzeichen aus einer Kabine auf dem dritten Deck. Es ist der Schiffsoffizier Manrico Giampedroni, der um Hilfe ruft. Nach Stunden gelingt es, auch ihn aus der Kabine zu holen. Mit einem Hubschrauber wird er an Land geflogen.

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