Gemeinsame Sonderwirtschaftszone mit Südkorea weiter abgeriegelt.
Ungeachtet aller Warnungen Nordkoreas vor möglichen Gefahren für ausländische Botschaften bleiben die Diplomaten und ihre Mitarbeiter vorerst in Pjöngjang. Bisher habe kein Land Botschaftspersonal aus dem kommunistischen Land abgezogen, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Samstag.
"Wir glauben nicht, dass irgendeine ausländische Vertretung dabei ist, aus Pjöngjang abzuziehen", sagte ein Regierungsvertreter in Seoul laut Yonhap. "Die meisten ausländischen Regierungen sehen in der nordkoreanischen Nachricht den Versuch, die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel weiter anzuheizen."
Vor dem Hintergrund immer neuer Kriegsdrohungen Nordkoreas gegen die USA und Südkorea hatte die stalinistische Führung in Pjöngjang am Freitag mehreren Ländern die Evakuierung ihres Botschaftspersonals nahegelegt. In Pjöngjang unterhalten neben Deutschland auch die EU-Staaten Schweden, Großbritannien, Bulgarien, Polen, Tschechien und Rumänien Botschaften. Österreich hat keine eigene Botschaft in Nordkorea; für Nordkorea zuständig ist die Botschaft in Südkorea. Aber auch Russland und China wurden gewarnt.
Die USA schließen auch einen erneuten Raketenstart Nordkoreas nicht aus. "Wir wären nicht überrascht, wenn wir eine solche Aktion sehen würden", sagte Regierungssprecher Jay Carney am Freitag vor Journalisten in Washington. Ein solcher Schritt würde zur derzeitigen kriegerischen Rhetorik des kommunistischen Regimes passen.
Nordkoreas Militär hatte nach südkoreanischen Angaben am Freitag eine zweite Mittelstreckenrakete an die Ostküste des Landes verlegt. Die Flugkörper haben eine Reichweite von bis zu 4.000 Kilometern und könnten Südkorea, Japan oder eine US-Militärbasis auf der Insel Guam im Pazifik treffen.
In Washington zeigte sich die US-Regierung dennoch gelassen. "Das ist nur eine eskalierende Serie rhetorischer Stellungnahmen", sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Victoria Nuland. "Die Frage ist, mit welchem Ende", gab sie allerdings zu bedenken.
Schon vor rund drei Wochen ordnete Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un eine Steigerung der Produktion von Artilleriegeschützen und Granaten an. Laut Yonhap geht dies aus einer am Samstag vom nordkoreanischen Fernsehen ausgestrahlten Dokumentation hervor, die den Diktator Mitte März bei einem Treffen mit Arbeitern der Rüstungsindustrie zeige. "Wenn erst der Krieg ausbricht, müssen wir die Schlüsselpositionen des feindlichen Militärs und die Regierungseinrichtungen mit einem schnellen und überraschenden Schlag zerstören", sagte Kim demnach.
Auch am Industriekomplex Kaesong, dem letzten Symbol einer Zusammenarbeit der verfeindeten koreanischen Staaten, zeichnet sich bisher keine Entspannung ab. Südkoreanische Arbeiter und Lieferanten durften auch am Samstag, den vierten Tag in Folge, nicht in den Industriepark auf nordkoreanischem Territorium einreisen. Wie das südkoreanisches Vereinigungsministerium in Seoul mitteilte, musste eine vierte Firma wegen mangelnden Nachschubs aufgrund der nordkoreanischen Blockade ihre Produktion einstellen. In Kaesong arbeiten 50.000 nordkoreanische Arbeiter für 123 südkoreanische Unternehmen. Die Einrichtung ist ein wichtiger Devisenbringer für das Regime in Pjöngjang.
Die Lage auf der koreanischen Halbinsel gilt seit dem dritten Atomtest in Nordkorea im Februar als extrem gespannt. Pjöngjang hatte als Reaktion auf die Ausweitung von UNO-Sanktionen und südkoreanisch-amerikanische Militärmanöver den Waffenstillstandsvertrag von 1953 aufgekündigt und den "Kriegszustand" im Verhältnis zu Südkorea ausgerufen. Seit den 1950er Jahren befinden sich die Nachbarn formell weiter im Krieg.