Atomtest
Nordkorea provoziert Weltgemeinschaft
12.02.2013Weltsicherheitsrat soll über neue Maßnahmen beraten - Ständige Mitglieder empört über Vorgehen - UNO spricht von doppelt so starkem Vorfall wie 2009.
Der Atomstreit mit Nordkorea eskaliert: Genau zwei Monate nach seinem international verurteilten Raketenstart hat das kommunistische Land einen dritten Nukleartest nach 2006 und 2009 unternommen. Der unterirdische Atomversuch sei am Dienstag erfolgreich verlaufen, teilte Nordkorea mit. Die UNO-Atomtestbehörde spricht von einem doppelt so starken Vorfall wie 2009. Die ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates zeigten sich empört.
Nach Angaben Südkoreas erfolgte der Test kurz vor Mittag (04.00 MEZ) auf dem ausgedehnten Atomtestgelände Punggye-ri im Nordosten Nordkoreas. Der Atomtest sei auf "sichere Art und perfekte Art und Weise" ausgeführt worden, teilte das Regime mit. Damit solle die Sicherheit und Souveränität des Landes geschützt werden. Erneut wurde dabei den USA eine feindselige Politik unterstellt.
Das nordkoreanische Vorgehen wurde weltweit scharf kritisiert. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wollte noch am Dienstag in einer Dringlichkeitssitzung über Maßnahmen gegen die Führung in Pjöngjang beraten.
Die Atommächte im Sicherheitsrat stellten sich einmütig gegen das Vorgehen Nordkoreas. US-Präsident Obama nannte den Atomtest eine Gefährdung des Weltfriedens und warnte, die Vereinigten Staaten würden alle Schritte unternehmen, um sich selbst und seine Verbündeten zu verteidigen. Auch Russland und Nordkoreas engster Verbündeter China zeigten sich über den Atomtest besorgt. Peking verkündete seine "entschiedene Ablehnung" des nuklearen Säbelrasselns aus Pjöngjang. Der russische Außenminister Sergej Lawrow rief Nordkorea zur Rückkehr zu den Sechs-Parteien-Gesprächen über sein Atomprogramm auf. Frankreichs Präsident Francois Hollande verlangte von Pjöngjang, sein Atomprogramm vollständig zurückzufahren. Der britische Außenminister William Hague sprach von einer "Bedrohung der internationalen Sicherheit und der Sicherheit in der Region".
UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon kritisierte den Atomtest als schweren Verstoß gegen geltende Resolutionen des Sicherheitsrats. Ban zeigte sich äußert besorgt über die negativen Auswirkungen "dieses zutiefst destabilisierenden Akts" auf die regionale Stabilität und die weltweiten Bemühungen um die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen. Die internationale Atomenergiebehörde IAEA erklärte, der Atomtest Nordkoreas stelle eine klare Verletzung der Beschlüsse des Sicherheitsrates dar.
Besorgnis äußerten auch weitere Staaten, darunter die Atommacht Indien, Japan, die NATO-Staaten sowie die EU. Aus Österreich hieß es, der Atomtest sei "auf das Schärfste" zu verurteilen. „Durch diese gezielte Provokation stellt sich Nordkorea nur noch tiefer ins internationale Abseits", sagte Außenminister Michael Spindelegger (V).
Mit dem dritten Test nach 2006 und 2009 könnte Nordkorea nach Meinung von Beobachtern seinem Ziel näher gekommen sein, einen Sprengkopf zu bauen, der auf einer Rakete installiert werden kann. Bisher ging man in Südkorea und den USA davon aus, dass Nordkorea über diese Technologie noch nicht verfügt. Nach Angaben aus südkoreanischen Geheimdienstkreisen könnte der kommunistische Staat in Kürze weitere Atomtests abhalten.
Nordkorea hatte den Test aus Protest gegen die Ausweitung von UN-Sanktionen gegen das Land wegen seines umstrittenen Raketenstarts im Dezember angekündigt. Dabei hatte der Staat erstmals einen Satelliten ins All geschossen. Die USA, Südkorea und andere Staaten sehen darin einen verschleierten Waffentest im Rahmen des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms. Das Politbüro der Arbeiterpartei in Nordkorea bekräftige laut staatlichen Medien bei einem Treffen in Pjöngjang am Montag die Notwendigkeit, weitere Satelliten und "leistungsstarke Langstreckenraketen" zu starten.
Der Nordkorea-Experte Rüdiger Frank von der Universität Wien bezeichnete den neuerlichen Atomtest des kommunistischen Staates als absehbar. Die internationale Reaktion falle harsch aus, da die USA und westliche Staaten einen Präzedenzfall für den Iran vermeiden wollten, sagte Frank dem Ö1-Mittagsjournal. Allerdings würden weitere Sanktionen der Weltgemeinschaft wohl nicht viel nützen, Nordkorea von seinem Atomkurs abzubringen - der Staat "hat gelernt, damit zu leben".