Kim Jong-il war 69
Nordkoreas Staatschef gestorben
19.12.2011
Die Nachfolge des Diktators soll sein Sohn Kim Jong-un antreten.
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-il ist tot. Er sei am Samstag während einer Inspektionsreise mit dem Zug infolge Ermüdung einem Herzinfarkt erlegen, berichtete am Montag das Staatsfernsehen in Pjöngjang. Der Diktator, der 1994 seinen Vater, Staatsgründer Kim il-sung, beerbt hatte, war nach offiziellen Angaben 69 Jahre alt. In Berichten der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA wurde Kim jong-ils jüngster Sohn Kim Jong-un als "großer Nachfolger" seines Vaters bezeichnet. Er wurde mit dem Vorsitz des nationalen Trauerkomitees betraut, was darauf hindeutet, dass ihm die politischen Funktionen seines Vaters als Partei- und Armeechef zufallen werden. Die Beisetzungsfeierlichkeiten sollen am 28. Dezember stattfinden.
Die Staatsmedien berichteten von Szenen "unbeschreiblicher Trauer", das Fernsehen in Pjöngjang zeigte Mitglieder der regierenden kommunistischen Partei, die schluchzten, schrien und auf Tische schlugen. Bei der Bekanntgabe des Todes vom Kim Jong-ils Ableben hatte die Nachrichtensprecherin Tränen in den Augen. Anschließend zeigte das Fernsehen stundenlang Aufnahmen des Machthabers bei Besuchen von Fabriken und Schulen.
Kim Jong-il bekleidete die Ämter des Generalsekretärs der Partei und Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates (und damit Oberbefehlshabers der Streitkräfte). Das Amt des Präsidenten der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik war seinem Vater Kim Il-sung ("Ewiger Präsident") vorbehalten. Im vergangenen Jahr hatte Kim Jong-il seinen Sohn Kim Jong-un , der noch keine 30 Jahre alt sein soll, zum Vier-Sterne-General erhoben und ihn in die Führungsriege aufgenommen. Kim Jong-ils Schwager Chang Sung-taek war zum stellvertretenden Vorsitzenden des Verteidigungsrates aufgerückt. Ihm und seiner Frau, Kim Jong-ils Schwester Kim Kyong-hui, sowie Generalstabschef Ri Yong-ho fällt nach Spekulationen westlicher Geheimdienste eine Schlüsselrolle bei der Machtinstallierung des Neffen zu.
Machtwechsel perfekt organisiert
Der Machtwechsel ist nach Erkenntnissen südkoreanischer Experten "perfekt organisiert" worden. Baek Seung-joo vom Seouler Institut für militärische Analysen erklärte, Kim Jong-un werde in absehbarer Zeit keine drastische Kursänderung vornehmen und eine strategische Allianz mit der Armee suchen. Das schließe aber nicht langfristig aus, dass es zu Machtkämpfen kommen könnte. Paik Hak-soon vom Sejong-Institut, einem renommierten Think Tank in Seoul, sagte: "Die Ära Kim Jong-un hat bereits begonnen", die Nomenklatura stehe hinter dem neuen Machthaber.
China hat Nordkorea sein "tiefstes Beileid" ausgesprochen und dabei den privilegierten Charakter der bilateralen Beziehungen hervorgehoben. Dem koreanischen Volk gelte das "aufrichtige Mitgefühl" seines Landes, zitierte die Staatsagentur Xinhua den Sprecher des Außenministeriums, Ma Zhaoxu, in Peking. Der Verstorbene sei ein "großer Führer für Nordkorea und ein enger Freund des chinesischen Volkes" gewesen. China und Nordkorea würden die "traditionelle Freundschaft beider Nationen festigen und weiter entwickeln". Südkorea ordnete unterdessen höchste Alarmbereitschaft für die Streitkräfte an. Japan berief seinen Sicherheitsrat ein. Ministerpräsident Yoshihiko Noda ließ das Verteidigungsministerium und andere Regierungsstellen anweisen, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Japan stehe mit den USA sowie China und Südkorea in engem Kontakt, meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo.
Westeuropa hofft auf Beginn des politischen Wandels in Nordkorea
In ersten Reaktionen haben westeuropäische Regierungen Hoffnung auf einen beginnenden Wandel in dem ostasiatischen Land anklingen lassen. Er hoffe sehr, dass das Volk in Nordkorea "eines Tages seine Freiheit finden" möge, erklärte der französische Außenminister Alain Juppé in Bordeaux. "Der Tod eines Menschen ist nie erfreulich, aber was mich erschüttert, ist das Leiden eines Volkes", sagte Juppé. Der britische Außenminister William Hague sieht im Tod von Nordkoreas Machthaber die Möglichkeit für einen Wendepunkt; die Nachfolger müssten anerkennen, dass die Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft die beste Möglichkeit biete, die Lebensqualität des Volkes zu heben, sagte er. Die deutsche Regierung rief die neue Führung in Pjöngjang zu einer politischen und wirtschaftlichen Öffnung des Landes auf.
Aus Washington verlautete, US-Präsident Barack Obama "wurde informiert, und wir stehen im engen Kontakt mit unseren Verbündeten Südkorea und Japan". Russlands Außenminister Sergej Lawrow erklärte: "Dieser für die Koreanische Demokratische Volksrepublik schmerzliche Verlust wird die weitere Entwicklung unserer freundschaftlichen Beziehungen nicht bremsen".
Börsen reagieren nervös
Die asiatischen Börsen wurden von der Nachricht belastet: Die stärksten Kursverluste gab es in Südkorea, der Leitindex in Seoul sackte in der Spitze um bis zu fünf Prozent ab. In Tokio und Hongkong ging es um etwa ein Prozent bergab. Analysten führten die Verluste auf Sorgen vor politischer Instabilität zurück.