Notre-Dame: Kurzschluss Schuld an Inferno?

Weiter herrscht Entsetzen über das Flammen­inferno am Dach der Pariser Kathedrale Notre-Dame. Zwei Drittel des Daches und der Spitzturm sind völlig zerstört, im Gewölbe klaffen riesige Löcher. Hätte die Feuerwehr nur Minuten später zu löschen begonnen, das Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert wäre völlig kollabiert. „Es hat sich um eine viertel oder halbe Stunde gehandelt“, so Innenstaatssekretär Laurent Nuñez.

Kurzschluss an Aufzügen könnte Feuer entfacht haben

Dennoch kamen die Löscharbeiten später in Gang, als möglich gewesen wäre. Laut der Zeitung Le Parisien bekam das Sicherheitspersonal schon um 18.15 Uhr einen Feueralarm angezeigt. Das Computersystem lokalisierte den Brand allerdings an der falschen Stelle. Erst beim zweiten Alarm um 18.43 Uhr entdeckten sie das Feuer am Fuße des Spitzturms in lichter Höhe des Dachstuhls. Als sie mit dem Aufzug dort ankamen, loderten die Flammen bereits meterhoch.

Laut einem Ermittler könnte ein Kurzschluss an einem der Aufzüge, die für die laufenden Bauarbeiten installiert worden waren, Auslöser des Feuers gewesen sein.

1 Milliarde für Wiederaufbau – Architekten-Bewerb

Präsident Emmanuel Macron will das nationale Wahrzeichen innerhalb von fünf Jahren wieder auferstehen lassen. Fast eine Milliarde Euro an Spenden ist schon zugesagt worden. Deutschlands Kanz­lerin Angela Merkel, der Vatikan und Experten aus der ganzen Welt haben ihre Hilfe angeboten. „Wir stünden natürlich auch bereit“, sagt Harald Gnilsen, Baudirektor der Erzdiö­zese Wien, zu ÖSTERREICH.

Nun wird ein internationaler Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Ob moderne oder historische Bautechnik eingesetzt wird, ist noch nicht klar. Auch steht ein Dachkonstrukt aus Metall zur Diskussion – damit kein Brand mehr möglich sein wird.

Baufirmen-Chef: "In unseren Händen bleibt alles sicher"

Julien Le Bras (32, Foto), ist Chef der Baufirma, die ihr Gerüst um den Spitzturm von Notre-Dame gelegt hat. Französische Brandermittler gehen derzeit dem Verdacht nach, ob das Feuer von den Arbeiten am Dach der Kathedrale ausging. Bauarbeiter der Firma Le Bras’, die genau diesen Bereich bearbeiteten, werden befragt. Dabei hatte Le Bras noch im vergangenen Jahr, als seine Firma für fast 6 Millionen den Zuschlag erhielt, den Turm zu renovieren, versprochen, „das Gebäude keiner Gefahr auszusetzen“. Sein erster Gedanke liege darin, „den Wert historischer Gebäude zu erhalten“, prahlte Le Bras laut Daily Mail.

Feuer doch gelegt? Im Netz blühen Verschwörungstheorien um Ursache

Ermittler schließen Brandstiftung fast vollständig aus: Dennoch verdächtigen Verschwörungstheoretiker Islamisten oder Vertreter der Gelbwesten-Bewegung, das Gotteshaus angezündet zu haben. Als Beweis wird ein Video verbreitet, das eine mysteriöse „weiße Gestalt“ an einem der Türme vor Ausbruch des Feuers zeigen soll. Viele sahen in der Kleidung ein arabisches Gewand und den Beweis für einen islamistischen Anschlag. Später wird klar: Die „weiße Gestalt“ ist ein Feuerwehrmann. Im Video wurden die Farben bearbeitet.