Nach dem katastrophalen Brand der Notre-Dame rief die Pariser Bürgermeisterin zur Einigkeit auf.
Nach dem verheerenden Brand von Notre-Dame hat die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo zu einem Schulterschluss der Franzosen aufgerufen. "Die Zeit des Wiederaufbaus muss eine Zeit der Einigkeit werden", forderte die mächtige Sozialistin in einer emotionsgeladenen Rede.
Die seit Monaten andauernden Proteste der "Gelbwesten", bei denen es gerade in Paris wiederholt zu schweren Ausschreitungen gekommen war, hatten eine tiefe Spaltung der französischen Gesellschaft offengelegt. Die Massendemonstrationen lösten zudem die bisher schlimmste Krise in der Amtszeit des sozialliberalen Staatschefs Emmanuel Macron aus.
Der Präsident machte die Notre-Dame-Katastrophe zur Chefsache und ernannte den General Jean-Louis Georgelin zu seinem Sonderbeauftragten, um den Wiederaufbau zu beaufsichtigen. Macron hat dafür fünf Jahre veranschlagt. Der 41-Jährige empfing am Donnerstag rund 300 Feuerwehrleute, Rettungskräfte und Polizisten im Elyseepalast. "Das Land (Frankreich) und die ganze Welt haben uns zugeschaut, und Sie waren beispielhaft", sagte Macron laut Nachrichtenagentur AFP.
Hidalgo und Innenminister Christophe Castaner lobten bei einem Festakt vor dem Pariser Rathaus die rund 500 Feuerwehrleute, die am Montagabend eingesetzt waren. Sie habe "Mut ohne Grenzen" gesehen, sagte die Bürgermeisterin. Castaner sagte zu den Feuerwehrleuten: "Sie haben Ihr Leben riskiert, um Notre-Dame zu retten." Die Kathedrale gehöre der ganzen Welt. "Sie wird sich wieder aufrichten." Hunderte Menschen applaudierten Feuerwehrchef Jean-Claude Gallet.
Es ist weiter unklar, wie lange die Kathedrale geschlossen bleiben muss. Kirchen-Direktor Patrick Chauvet brachte für die Zeit des Wiederaufbaus eine Holzkirche auf dem Vorplatz ins Spiel. "Wir dürfen nicht sagen, die Kathedrale ist für fünf Jahre geschlossen, und das war's", sagte er dem Sender CNews.
Es sei möglich, dass die Kathedrale schon bald wieder geöffnet werde, falls es die Sicherheit des Gebäudes erlaube, sagte eine Sprecherin der Pariser Diözese. Allerdings sei es noch zu früh, um darüber eine verlässliche Aussage zu treffen. Sie reagierte damit auf Spekulationen, wonach der Kirche bis zu sechs Jahre lang geschlossen sein könnte.
Hidalgo zeigt sich zuversichtlich, dass der Wiederaufbau bis 2024 zu machen sei. "Üblicherweise gibt es bei solchen Vorhaben Schwierigkeiten, die nötigen Mittel zusammenzubekommen", sagte sie der römischen Zeitung "La Repubblica". Angesichts der nationalen und internationalen Solidarität existiere dieses Problem bei Notre-Dame allerdings nicht.
Die Brandkatastrophe mit einer Zerstörung des Dach der Kathedrale hatte ein weltweites Echo und eine große Spendenwelle ausgelöst. Es kamen bisher annähernd eine Milliarde Euro zusammen. Die Brandursache ist bisher nicht geklärt. Ermittler gehen davon aus, dass die Katastrophe auf einem Unfall beruht. Die Anhörungen von Zeugen wurden fortgesetzt, wie die Staatsanwaltschaft berichtete. Unter den Zeugen sind Arbeiter, die vor dem Feuer an Renovierungsarbeiten beteiligt waren.