Obamas überraschende Rolle als gnadenloser Krieger.
Während den bisher 18 Republikaner-TV-Debatten wurde ja bereits allerlei Unfug über Obama verbreitet. Doch der aberwitzigste ist: Seit Monaten prügeln Gingrich und Romney auf den Oberbefehlshaber als "Appeaser", Weichei, Drückeberger, Abrüster, neuen Jimmy Carter gar ein. Einer der Amerika so geschwächt hätte, das niemand die Supermacht mehr fürchte oder respektiere.
Doch Obama hatte wieder am Ende gut lachen, bewies eindrucksvoll das Gegenteil. "Good Job!", dankte er Dienstagabend am Weg zum Podium der "State of the Union"-Rede Pentagon-Chef Leon Panetta. Niemand wusste da noch, um was genau es ging. Amerika erfuhr es am nächsten Morgen: Wieder hatte Obama Helikopter mit Elitekommandos des legendärem "Team Six" der Navy SEALs durch die Nacht den Radar unterfliegen lassen. Das Ziel: Ein Versteck von Somalia-Rebellen, die zwei internationale Helfer, die Amerikanerin Jessica Buchanan, 32, und den Dänen Poul Twistet , 60, zwecks Gelderpressung seit vier Monaten festhielten.
In Minuten war alles vorbei, die Geiseln unversehrt befreit und am Weg im Helikopter zurück in die Freiheit. Neun Somalis, wie berichtet, starben im Kugelhagel. Nach seiner Rede rief Obama Buchanans Mutter an. Auf diesen Anruf muss sie seit Monaten gewartet haben. Dass die Aktion am Folgetag in den Medien Obamas ganze Lage-Rede überschatte, nahm er in Kauf. Es konnte nicht mehr gewartet werden: Wegen dem sich rapide verschlimmernden Gesundheitszustand hätte die Amerikanerin nicht mehr lange in Geiselhaft überlebt, so Vize Biden zu NBC.
Wer hätte das gedacht: Obama der gefürchtetste (und erfolgreichste) Kriegspräsident seit langem! Wer erinnert sich da noch an Hillary Clintons berühmte "Telefon"-Werbung im Primaries-Drama 2008: Da klingelt im White House der Apparat. "Es ist drei Uhr früh, etwas schlimmes ist passiert", erklärt ein bebende Männerstimme. Die Botschafter war klar damals: Nur die erfahrene Hillary hätte Amerika in so einem Fall mit steter Hand durch die Krise geführt, nicht Jungspund Obama, damals gerade mal Senator in seiner ersten Amtsperiode.
Doch jetzt ist seine Bilanz ausgerechnet als Oberbefehlshaber weit eindrucksvoller als jene bei der Verwirklichung seiner "Change"-Agenda im Inneren. Er dürfte natürlich der Nation die Ausschaltung von Staatsfeind Osama Bin Laden verkünden, half mit bei der Ausschaltung Gaddafis (immerhin clever genug, dass die USA nicht gleich ins nächste ruinöse "Nation Building" rutschte). Er lies so viele "Hellfire"-Raketen aus Drohnen in Pakistan und dem Jemen abfeuern, dass von Al-Kaidas Terrorpaten kaum mehr wer übrig ist.
Obwohl er gegenüber dem Iran auf aggressive Kriegsrhetorik verzichtet, scheint doch ein recht effektiver Schattenkrieg der CIA gemeinsam mit dem Mossad Teherans Atomprogramm um Jahre zurückgesetzt zu haben. Freilich: Der kriegerische Obama hat viele seiner linken Anhänger vergrämt. Er hielt nicht nur den Schandort "Guantanamo Bay" offen, sondern behielt auch alle recht verfassungs-fragwürdigen Bush-Antiterrorgesetzte. Zuletzt unterschrieb er sogar ein Sonderdekret, mit dem Terrorverdächtige ohne Prozess endlos festgehalten werde können. Selbst wenn sie Amerikaner sind. Wenig überzeugend beteuerte Obama dann, dass er diese Macht nur im Notfall einsetzen werde.
Doch insgesamt können seine rechten Rivalen meckern was sie wollen: Obama ist jener effektive Krieger, der Großmaul Bush nie war...
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