Nuklearstrategie
Obama: Atomwaffenfreie Welt rückt näher
06.04.2010
Die Anwendung von Atomwaffen soll nur noch eingeschränkt möglich sein.
Präsident Barack Obama ändert die militärische Nuklearstrategie der USA: Ein Ersteinsatz von Atomwaffen soll künftig nur noch unter eingeschränkten Bedingungen infrage kommen. Damit soll die von Obama angestrebte atomwaffenfreie Welt ein Stück näher rücken. Der Präsident erläuterte seine Pläne am Montag (Ortszeit) in einem Interview der "New York Times" - am Vorabend der mit Spannung erwarteten offiziellen Vorstellung seiner neuen Nuklearstrategie.
Darin legt sich Obama aber nicht auf einen Abzug der rund 200 taktischen Atomwaffen aus Europa fest, wie US-Medien hochrangige Regierungsbeamte zitierten. Das würde bedeuten, dass auch Deutschland zumindest vorerst nicht atomwaffenfrei wird: Hier lagern schätzungsweise noch bis zu 20 Atomsprengköpfe vom Typ B-61.
Iran und Nordkorea ausgenommen
Nach Angaben der "New York Times"
wollen sich die USA nunmehr erstmals dazu verpflichten, keine Atomwaffen
gegen Nicht-Atommächte einzusetzen, die sich an den Vertrag zur
Nichtweiterverbreitung von Nuklearwaffen halten - auch dann, wenn sie die
USA mit biologischen oder chemischen Waffen angreifen. Solche Bedrohungen,
so zitierte die Zeitung Obama, könnte mit einer Reihe anderer Optionen
begegnet werden, einer Kombination aus alten und neuen konventionellen
Waffen. Als Ausnahmen nannte der US-Präsident demnach aber "Außenseiter" wie
den Iran oder Nordkorea, die den Vertrag entweder verletzt oder dagegen
verstoßen hätten.
Wie Regierungsbeamte ergänzend erläuterten, wird den Atomwaffen in dem Strategie-Papier nunmehr eine "wesentliche Rolle" bei der Abschreckung von atomaren Angriffen oder bei der Antwort darauf eingeräumt. Die USA bewegten sich damit in Richtung einer Strategie, in der Atomwaffen künftig nur noch "ausschließlich" im Fall eines nuklearen Angriffs eingesetzt würden.
FDP drängt auf atomwaffenfreies Deutschland
Obama deutete in
dem Zeitungsinterview weiter an, dass er nach der Unterzeichnung des neuen
START-Vertrags mit Russland zur Verringerung strategischer Atomwaffen am 8.
April auch möglichst bald mit Moskau über eine Reduzierung von Waffen
kürzerer Reichweite sprechen will. Dazu gehören die taktische Atomwaffen in
Europa. Die deutsche Bundesregierung will die B-61-Sprengköpfe als Relikte
des Kalten Krieges loswerden, so wurde es auf Drängen der FDP auch im
Koalitionsvertrag festgeschrieben. Nach Angaben von verschiedenen US-Medien
will Obama aber über die Frage der taktischen Atomwaffen erst mit den
NATO-Verbündeten sprechen und dann mit Russland verhandeln, hieß es unter
Berufung auf Regierungsbeamte.
Der US-Präsident hatte vor einem Jahr in Prag seine Vision von einer atomwaffenfreien Welt dargelegt. Die nächsten Tage stehen ganz im Zeichen dieses Ziels. Nach der Veröffentlichung seiner Nuklearstrategie wird Obama zur Unterzeichnung des START-Vertrages in die tschechische Hauptstadt zurückkehren. Für den 12. und 13. April hat er dann Staats-und Regierungschefs aus über 40 Staaten zu einem Nuklear-Gipfel nach Washington eingeladen. Im Mittelpunkt des Gipfels steht die Frage, wie verhindert werden kann, dass Atomwaffen oder spaltbares Material in die Hände von Terroristen fallen.