Syrienkrise setzt Präsident Barack Obama unter Druck. Nun soll Kongross entscheiden.
Der Countdown zu einem möglichen „Straf-Luftkrieg“ der USA gegen Syrien-Schlächter Baschar Assad hat sich nach der nun geplanten Kongress-Abstimmung verlangsamt. Doch Barack Obama bleibt am Drücker. Er ließ Außenminister John Kerry erste, ultimative Beweise für Assads Kriegsverbrechen vorlegen. Analysen von Proben einiger Opfer des Giftgas-Massaker in Damaskus am 21. August (1429 Tote) zeigen eindeutig Spuren des gefürchteten Nervengiftes Sarin. Mit dem Gas, das einen qualvollen Tod binnen Minuten herbeiführt, ließ 1988 Iraks Saddam Hussein 5000 Kurden vergasen. „Haar- und Blutproben sind positiv auf das Nervengift Sarin getestet worden“, sagte Kerry. Die neuen Informationen hätten die Amerikaner in den letzten 24 Stunden erhalten, deshalb waren sie nicht im ursprünglichen Vierseiten-Report über die Giftattacke enthalten.
Schützenhilfe kommt auch von den Franzosen: Paris will in Kürze Geheimdossiers über Assads Chemiewaffen-Arsenal vorlegen. Demnach lagern in Syrien 1000 Tonnen an C-Waffen, davon mehrere hundert Tonnen Sarin-Gas. Auch die UN dürfte Ende der Woche ihren eigenen Bericht nach der Rückkehr der Inspektoren vorlegen: Ein Bestätigung der US-Erkenntnisse wird erwartet.
Doch Obamas Hürden bei der angedrohten Bestrafung Assdas mit "Cruise Missiles" sind weiter hoch: Der Kongress kehrt erst am 9. September, nächsten Montag, aus den Sommerferien zurück. Eine frühere Sondersitzung wurde bisher nicht erwogen. „Speaker“ John Boehner stimmte wenigstens zu, eine Resolution zum „Kriegs-OK“ sofort auf die Tagesordnung zu setzen. Hitzige Debatten dürften sich dann mehrere Tage lang hinziehen.
Obama hat wenigstens vor dem Kongress-Showdown diese Woche beim G20-Gipfel in St. Petersburg (Russland) Gelegenheit, doch noch eine, wenn auch kleine internationale Koalition zu schmieden. Fest an Obamas Seite steht aber vorerst weiter nur Frankreichs Francois Hollande.
Obama droht im Kongress ein ähnliche Pleite wie zuletzt Briten-Premier James Cameron: Viele in seiner eigenen Demokraten-Partei zeigen wenig Lust an neuen Militärabenteuern in Nahost, wie auch „Isiolationisten“ innerhalb der Republikanern wie Tea-Party-Senator Rand Paul. Hardliner um John McCain wollen „No“ stimmen, da ihnen Obamas Kriegsplan zu mickrig ist.
Obama hatte sich bei einem Spaziergang am Südrasen des White House mit Stabschef Denis McDonough Freitagabend zum Umdenken entschlossen. Er fühlte sich alleingelassen: Großbritannien musste absagen, im Kongress rumorte es, der Sicherheitsrat ist paralysiert. Obama wollte im Alleingang die extrem hohen Risiken einer Militärintervention im Syrien-Bürgerkrieg nicht alleine tragen. Warum er jedoch zunächst derart vorpreschte, wird in DC heftig diskutiert: Der rechte Kommentator Charles Krauthammer sprach von einer "Amateurstunde im White House". Der Tenor unter Kritikern: Echte Leadership sieht anders aus.
Obama selbst ließ sich die Laune aber nicht ganz verderben: Nach der Kehrtwende im Rose Garden spielte er eine Runde Golf mit Vize Joe Biden...
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