US-Präsident Barack Obama im Hoch. Wiederwahl 2012 scheint sicher.
US-Präsident Obama hat nach Osama bin Ladens Ausschaltung allen Grund zum Strahlen. Breit grinsend saß er bei einer Kabinettssitzung zwischen Hillary Clinton und Pentagon-Chef Robert Gates, er "sonnt sich sichtlich im Osama-Coup", so die New York Post.
Neun Prozent (!) schnellte Obamas Beliebtheit in einer Umfrage nach oben, seine jüngst wegen Defizit- und Jobkrise dümpelnde Präsidentschaft scheint vorerst gerettet. Die Wiederwahlchancen 2012 sind intakt – wenn auch die Amerikaner weiter unzufrieden sind mit seiner Performance in Wirtschaftsfragen. "Die wiegen nach wie vor am schwersten", warnten Politologen Obama vor verfrühtem Jubel.
Im Klartext: Liegt die Arbeitslosigkeit weiter über neun Prozent und droht den USA die Pleite, bleibt Obama angreifbar. Erholt sich die Wirtschaft, gilt er 2012 als "praktisch unschlagbar".
Toter Osama schießt Obama ins Hoch
Der Höhepunkt der Ehrenrunde führt den strahlenden Osama-Besieger heute zum wichtigsten Tatort des 9/11-Horrors, Ground Zero in New York. Dort trifft Obama auf Angehörige der damals 3.000 Todesopfer.
Eine Ehrenrunde am 9/11-Tatort "Ground Zero"
Doch trotz nationaler Euphorie und neuer Eintrachtsgefühle schwelen bereits neue Polit-Kontroversen: Obama lud zwar seinen Vorgänger George W. Bush – der mit Megafon am rauchenden WTC-Trümmerhaufen einst zum Osama-Halali geblasen hatte – zum Ground Zero-Gedenken ein. Doch Bush winkte ab: Er scheint beleidigt, dass ihm das Obama-Team bisher zu wenig Verdienste bei der Vorarbeit zur Bin-Laden-Tötung einräumte. Außerdem wollen die Republikaner Obama schon im Hinblick auf das Wahljahr den Triumph nicht gönnen.
Gestritten wurde auch, ob Bushs Folterpraktiken die CIA auf Bin Ladens Spur brachten – und um die Freigabe des Todesfotos. Doch trotz neuen Hickhacks badet Obama in einer Welle der Zustimmung: Bin Ladens Ende ist für die USA ein historischer Wendepunkt.
Tochter (12) sah Bin Laden sterben
Die Diskussion, die – offensichtlich fürchterlichen – Fotos der Bin-Laden-Leiche zu publizieren, war am Mittwoch mit immer größerer Heftigkeit geführt worden. Zuletzt hatte sich das Weiße Haus geweigert, die Bilder des durch den Kopfschuss entstellten Gesichts des Terror-Chefs zu zeigen, weil befürchtet wurde, Al-Kaida-Fanatiker zusätzlich zu Terror-Aktionen aufzuhetzen.
Die vor allem im Internet immer wilder grassierenden Verschwörungstheorien, Osama sei in Wahrheit noch am Leben, wird das allerdings nicht eindämmen.
Mittlerweile kursieren auch in arabischen und US-Medien neue Versionen der Operation "Geronimo". Al-Arabiya berichtet unter Berufung auf pakistanische Sicherheitskräfte, dass Bin Laden vor den Augen seiner 12-jährigen Tochter und ihrer Familie erschossen wurde. Das Mädchen hätte erzählt, die Seals hätten Osama erst lebendig festgenommen und dann erschossen. Die Leiche des Terror-Paten wäre dann gemeinsam mit einem toten Bin-Laden-Sohn in einen Helikopter gebracht und über dem Meer abgeworfen worden.
Die restlichen Familienmitglieder, die verletzte Ehefrau, sechs Kinder, aber auch die jemenitische Ärztin Bin Ladens seien in ein Spital in Rawalpindi gebracht worden, wo sie behandelt werden.