US-Botschafter getötet
Obama schickt Elite-Soldaten nach Libyen
12.09.2012
Nach der Erstürmung eines US-Konsulats in Libyen gab es mehrere Tote.
In der libyschen Stadt Benghazi (Bengasi) sind bei gewaltsamen Protesten der US-Botschafter und drei weitere Botschaftsangehörige getötet worden. Ein libyscher Regierungsvertreter sagte am Mittwoch, die vier seien am Dienstagabend im Auto des Botschafters mit Raketen beschossen worden, nachdem sie aus dem bereits zuvor angegriffenen US-Konsulat geflohen seien. Auslöser der Attacken waren nach libyschen Angaben vorausgegangene Tumulte vor der US-Botschaft in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Demonstranten zeigten sich erbost über einen US-Film, der nach ihrer Ansicht den Propheten Mohammed beleidigt. US-Präsident Barack Obama verurteilte den "empörenden Angriff".
Nach Auskunft der libyschen Behörden eröffneten Unbekannte mit Gewehren das Feuer auf das US-Konsulat, woraufhin sich die libyschen Sicherheitskräfte zurückgezogen hätten. Andere Angreifer warfen selbst gebastelte Sprengsätze auf das Gelände, wo kleinere Feuer brannten. Plünderer trugen auf dem verlassenen Gelände des US-Konsulats Tische, Stühle und Waschmaschinen fort. Nach Angaben der libyschen Behörden besteht ein Zusammenhang zwischen den Protesten in Kairo und Benghazi.
(c) Getty: Christopher Stevens wurde bei dem Raketenangriff getötet
Obama schickt Marines nach Libyen
Etwa 50 Soldaten einer Anti-Terror-Einheit der US-Marines sind auf dem Weg in das nordafrikanische Land, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. US-Präsident Barack Obama hat geschworen, die Verantwortlichen für den Tod des US-Botschafters in Libyen und dreier Mitarbeiter zur Rechenschaft zu ziehen. "Täuscht Euch nicht: Der Gerechtigkeit wird Genüge getan werden." Zugleich versicherte Obama, dass der Angriff nicht zum Bruch der Beziehungen zwischen den USA und Libyen führen werde. Libysche Sicherheitskräfte hätten gemeinsam mit US-Kräften gegen die Angreifer auf das Konsulat gekämpft.
Angriff geplant?
Das Weiße Haus vermutet, dass der Angriff auf das US-Konsulat geplant war. Wegen der schweren Bewaffnung der Angreifer sei das wahrscheinlicher als eine außer Kontrolle geratene spontane Demonstration, berichteten US-Medien unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Washingtoner Regierungsquellen. Nach Informationen des Senders CNN will Obama Drohnen nach Libyen schicken, um mögliche Islamisten-Camps aufzuspüren.
Verunglimpfung des Propheten Mohammed
Hinter den Angriffen auf US-Vertretungen in Ägypten und Libyen steht ein obskurer Amateurfilm, der sich in beleidigender Weise über den muslimischen Propheten Mohammed lustig macht. Produziert hat den Streifen ein US-Bürger mit israelischen Wurzeln. Sam Bacile, ein 52-jähriger Entwickler von Immobilienprojekten aus Kalifornien, bezeichnete den Islam im "Wall Street Journal" am Dienstagabend (Ortszeit) als "Krebs".
Bereits Anfang Juli wurde eine 14-minütige Vorschau des Films "Innocence of Muslims" ("Die Unschuld der Muslime") auf dem Videoportal Youtube online gestellt. In dem Zusammenschnitt wird Mohammed als Frauenheld, Kinderschänder und Mörder dargestellt sowie als "Bastard" beschimpft. In einer ebenfalls veröffentlichten Szene nennt Mohammed einen Esel "das erste muslimische Tier".
Im Zusammenhang mit dem Video taucht ein weiterer Name auf, der mit islamfeindlichen Tendenzen in den USA in Verbindung gebracht wird: Pastor Terry Jones aus Florida. Jones hatte im Frühjahr 2011 mit der Verbrennung des Korans blutige Proteste in der islamischen Welt ausgelöst. Der evangelikale Pastor erklärte laut US-Medien, Ausschnitte des Films in seiner Kirche zeigen zu wollen. Der Film zeige "in satirischer Weise" das Leben Mohammeds und mache die "destruktive Ideologie des Islam" deutlich.