Staatsbesuch
Obama und Medwedew teilen sich Pommes
25.06.2010
Themen: Russland in die WTO und Kirgisien-Krise. Am Freitag geht's zum G8-Gipfel.
Nach einem Treffen im Weißen Haus haben US-Präsident Barack Obama und der russische Präsident Dmitri Medwedew die verbesserten Beziehungen zwischen beiden Staaten gewürdigt. Er schätze Medwedew als "soliden und verlässlichen Partner", sagte Obama am Donnerstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz. "Wir hören einander zu und reden offen miteinander", so der US-Präsident. Obama sagte Medwedew zudem seine Unterstützung für eine Aufnahme Russlands in die Welthandelsorganisation (WTO) zu. "Russland gehört in die WTO", sagte er.
Russisches Unternehmen kauft 50 Boeings
Obama werde seine
Unterhändler anweisen, die Verhandlungen zu beschleunigen. Russland führt
seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten Gespräche über eine WTO-Aufnahme. Das
Land ist die größte Volkswirtschaft außerhalb der Handelsorganisation und
hat den USA wiederholt vorgeworfen, eine Mitgliedschaft des Landes zu
blockieren. US-Vertreter argumentierten bisher, dass Russland sich selbst
Hürden aufbaue. Sie bezogen sich dabei auf die russische Forderung,
gemeinsam mit den Ex-Sowjetrepubliken Weißrussland und Kasachstan der
Organisation beitreten zu wollen.
Der US-Präsident gab nach dem Treffen außerdem bekannt, dass ein russisches Staatsunternehmen beim US-Flugzeughersteller Boeing 50 Maschinen des Typs 737 für insgesamt vier Milliarden Dollar (3,26 Mrd. Euro) geordert habe.
Angst vor "radikalen Elementen"
Die USA und Russland
wollen zudem ihre Hilfe für Kirgistan koordinieren. In Kirgistan kam es zu
Unruhen, nachdem im April der bisherige Präsident Kurmanbek Bakijew
vertrieben worden war. Bei den gewaltsamen Ausschreitungen nach seinem Sturz
sollen bis zu 2.000 Menschen getötet worden sein, 400.000 Menschen von der
Bevölkerungsminderheit der Usbeken flohen. Für die Unruhen hat die
Übergangsregierung Anhänger des gestürzten Präsidenten verantwortlich
gemacht.
Medwedew zeigte sich zudem besorgt, dass das zentralasiatische Land an den ethnischen Unruhen zwischen Kirgisen und der usbekischen Minderheit "auseinanderbrechen" und "radikale Elemente" an die Macht kommen könnten.
Obama und Medwedew teilten sich Pommes
Bei der Begegnung
vereinbarten die beiden Präsidenten auch eine engere Zusammenarbeit im
Handel. Russland werde sein seit Jahresbeginn geltendes Einfuhrverbot gegen
sogenannte Chlorhühnchen aus den USA aufheben, kündigte Obama an. Russland
hatte das Verbot mit Bedenken gegen die Praxis von US-Geflügelbetrieben
begründet, Fleisch mit Chlorwasser zu desinfizieren.
Obama und Medwedew hatten mehrere Stunden miteinander gesprochen und dabei auch gemeinsam ein Hamburger-Restaurant besucht. Die beiden Präsidenten unterbrachen ihre politischen Gespräche im Weißen Haus für eine Stippvisite bei Ray's Hell Burger in Arlington bei Washington.
Sie bestellten zwei Cheeseburger und teilten sich eine Portion Pommes frites. Mit am Tisch saßen die Dolmetscher der beiden Präsidenten. Obama hatte dasselbe Burger-Restaurant bereits im vergangenen Jahr zusammen mit Vizepräsident Joe Biden aufgesucht.
Nächste Station: G8-Gipfel
Medwedew war zum Auftakt seines
mehrtägigen Besuchs in den USA am Dienstag in San Francisco eingetroffen, wo
er das Silicon Valley besuchen wollte. Nach den Beratungen in Washington
fliegen beide zum G-8- und G-20-Gipfel nach Kanada. Das Treffen beginnt am
Freitag.
Die Europäer stehen in der G-8-Runde unter Druck. Sie wollen - auch unter dem Eindruck des Fast-Zusammenbruchs Griechenlands - spätestens von 2011 an die Defizite drücken. Die USA pochen hingegen auf ein starkes weltweites Wachstum - die Defizite stehen dabei nicht im Mittelpunkt. Bisher zeichnet sich keine gemeinsame transatlantische Linie ab.