Im Mittelmeer
'Ocean Viking' rettete 112 Migranten
20.12.2019UNO-Menschenrechtler kritisiert Rückführung von Migranten nach Libyen.
Das norwegische Rettungsschiff "Ocean Viking" hat am Freitag 112 Menschen vor der Küste Libyens gerettet. Die Migranten befanden sich an Bord eines Schlauchbootes, das 34 Seemeilen von der Küste Libyens entfernt Luft verlor, wie die Nichtregierungsorganisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen, Betreiber des Schiffes, am Freitag auf Twitter mitteilten.
An Bord des Schlauchbootes befanden sich 38 Minderjährige, darunter ein drei Monate altes Baby, und 24 Frauen, darunter drei Schwangere. "Alle sind jetzt sicher an Bord der Ocean Viking", berichteten die NGOs. Ein Gericht in Palermo hatte am Donnerstag die Freigabe des Rettungsschiffes "Sea-Watch 3" beschlossen. Das von der deutschen NGO Sea-Watch betriebene Schiff war beschlagnahmt worden, nachdem die deutsche Kapitänin Carola Rackete im Juni ohne Genehmigung im Hafen Lampedusa eingefahren war.
Kritik an Rückführungen
Ein Menschenrechtssprecher der Vereinten Nationen kritisierte unterdessen die Rückführung von Asylsuchenden nach Libyen. Die von der Europäischen Union unterstützte libysche Küstenwache fing von Jänner bis November mehr als 8.600 Migranten ab, die von Nordafrika über das Mittelmeer nach Europa wollten.
Diese Menschen würden in Lager gebracht und oft misshandelt und missbraucht, sagte laut der Deutschen Presse-Agentur ein Sprecher des UNO-Menschenrechtsbüros am Freitag in Genf. Er betonte erneut, dass Libyen kein sicheres Land für die Rückführung von Migranten und Flüchtlinge sei. Im Kriegsland Libyen werde die schon angespannte Menschenrechtslage immer prekärer. Fortdauernde Kämpfe bedrohten sowohl die Migranten als auch die Zivilbevölkerung. Mindestens 284 Zivilisten seien in diesem Jahr durch Konflikte umgekommen, vor allem durch Luftschläge.
Rund 14.500 Menschen erreichten Italien und Malta nach Angaben der Organisation für Migration (IOM) in diesem Jahr bis zum 18. Dezember über die zentrale Mittelmeerroute. Vor einem Jahr waren es im selben Zeitraum gut 24 000 Menschen gewesen. Gut 60.000 Migranten kamen über Griechenland nach Europa - fast doppelt so viele wie im vergangenen Jahr - und rund 25.000 über Spanien. Insgesamt waren es mit Ankömmlingen auf Zypern bis zum 18. Dezember knapp 107.000 Migranten, nach knapp 113.000 im selben Zeitraum 2018.