Die Technologie von Costners Firma Ocean Therapy Solutions, die den Kampf gegen die Ölkatastrophe deutlich beschleunigen soll. Inzwischen wird die Kritik an BP immer lauter. Eine Panne gab es beim Abpump-Schiff.
Der BP-Konzern gerät im Ölpest-Drama von allen Seiten immer massiver unter Druck. Der US-Erdölkonzern Anadarko, der zu einem Viertel an der untergegangenen Bohrinsel "Deepwater Horizon" beteiligt ist, warf dem Energieriesen vor, die schlimmste Umweltkatastrophe der US-Geschichte sei "das direkte Ergebnis rücksichtsloser Entscheidungen und Aktionen von BP".
Gegenseitige Schuldzuweisung
US-Präsident Barack Obama und die
Republikaner hielten sich am Samstag gegenseitig Versäumnisse und Blockaden
im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko vor. Obama kritisierte die
Opposition in seiner wöchentlichen Rundfunkansprache: Sie sperre sich gegen
die Abschaffung der bisherigen Haftungs-Obergrenze von 75 Millionen Dollar
(61 Millionen Euro) für Ölfirmen. Das Limit gilt für Zahlungen an
Privatleute und kleinere Unternehmen, die von einer Ölpest betroffen sind.
Die Republikaner warfen dem Präsidenten im Gegenzug abermals vor, viel zu
langsam reagiert zu haben.
Anadarko-Chef Jim Hackett erklärte laut Mitteilung, das Krisenmanagement und die Maßnahmen von BP "verkörpern wahrscheinlich grobe Fahrlässigkeit oder vorsätzliches Missverhalten". Gemäß einer Klausel in einer gemeinsamen Vereinbarung müsse in solchen Fällen nur BP als Betreiber für Schäden haften. Er schloss eine eigene Beteiligung an Folgeschäden durch ausgelaufenes Öl aus.
BP: "Partner müssen haften"
Der britische Konzern
wies dagegen darauf hin, dass alle Kosten für den Betrieb der Bohrinsel
geteilt werden, auch die Kosten für die mögliche Säuberung einer Ölpest. "Andere
Partner neben BP können für Kosten und Verbindlichkeiten verantwortlich
sein, die sich aus der Ölpest ergeben", sagte BP-Chef Tony
Hayward. "Wir erwarten von diesen Partnern, ihren Verpflichtungen
nachzukommen."
BP hatte am Freitag Hayward aus der Schusslinie genommen. "Er wird jetzt die Geschäfte an Bob Dudley übergeben, er wird häufiger zu Hause und dort und hier sein", sagte BP-Aufsichtsratschef Carl-Henrik Svanberg am Freitagabend dem Sender Sky News. Hayward solle sich fortan stärker im Hintergrund halten. Eine BP-Sprecherin wies die Darstellung des Senders zurück, dass Hayward zurücktritt.
Öl wird von Wasser getrennt
Im Kampf gegen die Ölpest ist
BP nun eine Allianz mit dem Hollywood-Star Kevin Costner eingegangen.
BP-Manager Doug Suttles und der US-Schauspieler präsentierten am Freitag
(Ortszeit) die Technologie von Costners Firma Ocean Therapy Solutions, die
den Kampf gegen die Ölkatastrophe deutlich beschleunigen soll. Die
Zentrifugen mit der sogenannten V-20-Technologie trennen den Angaben zufolge
extrem effektiv Öl von Wasser. Pro Minute filtern die Ölabscheider demnach
knapp 760 Liter und erreichen dabei einen Reinheitsgrad von 99 Prozent.
Ein Mitarbeiter präsentiert die Wunder-Methode / Foto:AP
BP kauft von Costners Firma 32 der Ölabscheider. "Das ist wahre Technologie mit wahrer Wissenschaft dahinter", sagte Suttles. Zusammen mit anderen Methoden im Kampf gegen die Ölpest könnten damit künftig täglich 128.000 Barrel Öl aus dem Meereswasser gefiltert werden. Aus dem Bohrloch am Boden des Golf von Mexiko strömen der US-Regierung zufolge täglich rund 60.000 Barrel Öl. Drei Zentrifugen sollen nun zur gesunkenen Ölplattform transportiert werden, der Rest soll innerhalb von 60 Tagen entlang der Küste des US-Bundesstaates Louisiana eingesetzt werden.
BP meldet Fortschritte
Der Krisenkoordinator der US-Regierung,
Thad Allen, erklärte, am Freitag, dass innerhalb von 24 Stunden 25.000
Barrel (knapp vier Millionen Liter) des ausströmenden Öls aufgefangen worden
seien. In den Vortagen waren es nur 15.000 Barrel gewesen. BP hofft laut
Allen, bis Ende Juni die aufgefangene Menge auf täglich 53.000 Barrel zu
steigern. Derzeit treten Schätzungen zufolge täglich zwischen 35.000 und
60.000 Barrel Öl aus.
BP meldete Fortschritte bei der Bohrung von zwei Entlastungsbohrlöchern. Das erste sei noch 61 Meter von dem lecken Bohrloch entfernt. Damit lägen die Arbeiten elf Tage vor dem Zeitplan, sie würden aber noch bis Anfang August dauern.
Panne bei Abpump-Schiff
Wegen einer technischen Panne hat
allerings das wichtigste Schiff von BP zum Absaugen von ausgelaufenem Öl am
Freitagabend (Ortszeit) den Betrieb eingestellt. Die "Discoverer Enterprise"
solle aber im Laufe des Samstag das Abpumpen von 15.000 bis 18.000 Barrel
aus dem lecken Bohrloch wieder aufnehmen, teilte BP am Samstag mit.
BP-Sprecher Robert Wine sagte, die Inbetriebnahme des Schiffs hänge allerdings vom Wetter ab. Bei der Panne handelte es sich den Angaben zufolge um eine blockierte Brandschutzeinrichtung. Das Abpumpen des Öls erfolgt über eine Art Trichter, der über die gekappte Steigleitung in 1.500 Metern Tiefe unter dem Meeresspiegel gestülpt worden war.