Erste Fortschritte im Kampf gegen Ölpest sind zu verzeichnen. BP-Chef Tony Hayward denkt nicht an Rücktritt.
Im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko gibt es offiziellen Angaben zufolge erste Fortschritte. Ingenieuren des BP-Konzerns sei es gelungen, durch einen Auffangtrichter über dem Leck einen Teil des ausströmenden Öls aufzufangen und auf ein Schiff abzuleiten.
Innerhalb von 24 Stunden seien rund 620 Tonnen Rohöl abgesaugt worden, sagte Admiral Thad Allen von der US-Küstenwache am Samstag. Diese Menge hoffe man in den nächsten Tagen zu erhöhen. Die Experten wollten aber behutsam vorgehen und die Auslassventile an dem Auffangtrichter erst nach und nach schließen, um die Operation nicht zu gefährden.
Problem wird erst Mitte August gelöst
Allan ging davon aus,
das gegenwärtig etwa ein Drittel des austretenden Öls aufgefangen wird.
Allerdings gilt es als umstrittenen, wie viel Öl tatsächlich aus der
defekten Steigleitung in 1500 Meter Tiefe austritt.
Forscher der US-Geologiebehörde hatten vergangene Woche geschätzt, dass es jeden Tag bis zu 3400 Tonnen sein könnten - demnach würde derzeit lediglich rund ein Fünftel der austretenden Menge aufgefangen. Eine endgültige Lösung ist aber erst im August in Sicht. Bis dahin will BP zwei Parallelbohrungen abgeschlossen haben. Erst dann könne das Leck in 1500 Meter Tiefe geschlossen werden.
Traumstrände noch offen
Die Verschmutzung der US-Küste geht
unterdessen weiter: Am Wochenende waren auch Touristenstrände in Florida
betroffen. Dort wurden Teerklumpen an Land gespült. Es seien aber noch keine
Strände geschlossen worden, berichteten US-Medien. Das wolle man erst tun,
wenn die Gesundheit der Menschen in Gefahr sei.
Es wurden aber weitere Abschnitte vor der Küste Floridas für den Fischfang gesperrt. Das betroffene Gebiet in der Nähe von Panama City/Florida umfasst nach Angaben der zuständigen Bundesbehörde eine Fläche von 1.463 Quadratkilometern.
BP gründet "Task Force"
Experten rechneten damit,
dass sich der Ölschlick aus dem Bohrloch der explodierten und gesunkenen
Plattform "Deepwater Horizon" dorthin ausbreiten werde. Damit sind etwa ein
Drittel der unter Bundeshoheit stehenden Gewässer im Golf von Mexiko wegen
der größten Ölpest in der Geschichte der USA für den Fischfang gesperrt.
Zugleich versucht BP, mit einer Neuorganisation im eigenen Haus den Schaden zu begrenzen: Der britische Konzern will die Bekämpfung der Ölpest in eine neu zu gründende, eigenständige Organisation auslagern. Dort sollen alle Maßnahmen, die mit dem Unfall der Bohrinsel "Deepwater Horizon" vor sechs Wochen zusammenhängen, gebündelt werden, kündigte BP-Chef Tony Hayward an. Durch diesen Schritt wolle es BP erreichen, dass die Geschäfte ungestört weiterlaufen können.
Hayward denkt nicht an Rücktritt
US-Präsident Barack Obama
hat immer wieder betont, BP trage die volle Verantwortung für das Desaster
und müsse dafür auch zahlen.
Hayward sieht trotz der anhaltenden Kritik am Krisenmanagement keinen Grund für einen Rücktritt. "Es ist mir nicht in den Sinn gekommen", sagte Hayward dem "Sunday Telegraph". Ein solcher Gedanke sei natürlich anderen Leuten durch den Kopf geschossen. Er denke jedoch nicht daran, zurückzutreten.
Scharfe Kritik von Obama
Er verstehe aber die weit verbreitete
Enttäuschung darüber, dass das Öl-Leck am Meeresgrund mehr als sechs Wochen
nach der Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" noch immer nicht
geschlossen werden konnte. Er selbst sei darüber auch wütend und enttäuscht.
Hayward hatte vergangene Woche eingeräumt, dass BP nicht ausreichend auf die
Gefahr einer Ölkatastrophe im Golf von Mexiko vorbereitet gewesen sei. Die
nötige Technik habe nicht zur Verfügung gestanden.
Noch eine Woche zuvor hatte er erklärt, BP habe die Technologie, um die Folgen des Unfalls zu beherrschen. Empörung zog er zudem vor allem bei Angehörigen der elf Arbeiter, die bei der Explosion der Öl-Plattform umgekommen waren, mit der Äußerung auf sich, er wolle sein altes Leben zurück. Später entschuldigte er sich dafür. Scharfe Kritik von Obama erntete Hayward, als er kürzlich trotz der Milliardenkosten für die Säuberungen und Entschädigungen den Aktionären eine Dividende ankündigte. BP vertagte daraufhin die Entscheidung zur nächsten Ausschüttung.