Zumindest bis dato kann man nicht von einem Erfolg im Kampf gegen die Ölpest sprechen. 4 Mio. Liter treten täglich aus.
Aus dem Leck an der nach einer Explosion gesunkenen Ölplattform "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko strömt immer noch Öl und Gas aus. Rund 24 Stunden nach Beginn des jüngsten Versuchs, die Ölquelle zu versiegeln, sprach der britische BP-Konzern von Fortschritten. Man benötige möglicherweise aber noch bis zu zwei Tage, um zu wissen, ob die "Top-Kill"-Methode erfolgreich gewesen sei, sagte BP-Manager Doug Suttles am Donnerstag. "Wir haben den Ausstrom noch nicht gestoppt, daher ist das Ziel auch noch nicht erreicht", sagte Suttles.
Mit "Top Kill" gegen die Ölpest: Hier geht es zum Livestream.
Schlamm und Zement
Am Mittwoch hatte BP mit dem Versuch
begonnen, das Bohrloch in 1,6 Kilometern Tiefe im Golf von Mexiko mit
Schlamm und Zement abzudichten. Zehn Stunden sei das Gemisch in das Bohrloch
gepumpt worden. Dann sei die Aktion für kurze Zeit unterbrochen worden, um
Daten auszuwerten. Außerdem musste neues Material herangeschafft werden.
Inzwischen ist die "Top-Kill"-Operation aber wieder fortgesetzt
worden. Suttles sagte, er sei nicht überrascht, dass das Vorhaben länger
dauere als erwartet.
Bohrschlamm quillt heraus
Die Operation "Top Kill"
verlaufe wie geplant, erklärte BP. Die Techniker seien aber geteilter
Meinung, was den Erfolg der Aktion angehe. Bisher sei aber nichts
schiefgegangen. Zugleich räumte der Konzern aber ein, dass Bohrschlamm aus
der undichten Leitung in 1.500 Metern Tiefe ausgetreten sei. Dies sei zwar "nicht
ideal", weise aber nicht zwangsläufig auf ein Problem hin, sagte
BP-Sprecher Tom Mueller. Es könne durchaus sein, dass das inzwischen wieder
aufgenommen Pumpen erneut unterbrochen werde, um den Druck aus dem Bohrloch
zu überprüfen, der Aufschluss über Erfolg oder Fehlschlag gebe.
4 Mio. Liter täglich ausgetreten
Bei der Ölpest im Golf von
Mexiko ist nach Berechnungen der US-Regierung deutlich mehr Öl ins Meer
geflossen als bisher vermutet. Bis zu 25.000 Barrel pro Tag (knapp vier
Millionen Liter) seien seit Beginn der Katastrophe vor fünf Wochen
ausgetreten, teilte die Leiterin einer Expertenkommission mit. Das wären
fünfmal so viel wie bisher von BP geschätzt und die schlimmste Ölpest in der
Geschichte der Vereinigten Staaten.
"Ich habe mich geirrt"
US-Präsident Barack Obama hat
am Freitag dem von der Ölpest besonders betroffenen Staat Louisiana einen
Besuch abgestattet, wo er sich zum zweiten Mal seit Beginn der Katastrophe
am 20. April ein Bild von der Lage machte. Er gestand angesichts der
Umweltkatastrophe ein, zu gutgläubig gegenüber der Ölindustrie gewesen zu
sein. "Es war ein Fehler von mir zu glauben, die Ölkonzerne wüssten,
was im Fall der Fälle zu tun sei", sagte der Präsident am
Donnerstag. "Ich habe mich geirrt."
Neue Tiefseebohrungen auf Eis
Als Reaktion auf die Ölkatastrophe
im Golf von Mexiko hat die US-Regierung neue Tiefseebohrungen auf Eis
gelegt. Ein bestehendes Moratorium werde verlängert und die Genehmigungen
für neue Ölbohrungen vor den Küsten der USA für sechs Monate ausgesetzt,
sagte Obama. Zudem werde die Erschließung zweier Ölfelder vor der Küste
Alaskas gestoppt und die Vergabe neuer Förderlizenzen im Golf von Mexiko und
vor der Küste des Bundesstaates Virginia gestrichen.
Zudem wurden 33 im Golf von Mexiko begonnene Erkundungsbohrungen ausgesetzt. Die betroffenen Bohrinseln müssten bei der nächsten sicheren Gelegenheit die Arbeit einstellen und neue Sicherheitsmaßnahmen umsetzen, erklärte Innenminister Ken Salazar. Bestehende Förderanlagen fallen nicht unter die Anordnung. Betroffen wären unter anderem Unternehmen wie Royal Dutch Shell oder Apache.
Bei der "Top Kill"-Methode werden teilweise mehr als 8.000 Liter Schlamm pro Minute durch das Sicherheitsventil ("Blowout Preventer"), das auf dem Bohrloch sitzt, gegen den Ölstrom gepumpt. Aussagen der US-Küstenwache, der Austritt von Öl und Gas sei dadurch am Donnerstag für kurze Zeit unterbrochen worden, bestätigte Suttles nicht. Die Menge sei für eine gewisse Zeit deutlich geringer gewesen, sagte er.
Für den Fall des Scheiterns stünden bereits Ersatzmethoden bereit. Darunter ein zweiter sogenannter "Blowout Preventer", der auf den ersten gesetzt werden kann, um den Ölfluss zu stoppen. Zudem sei ein 1,50 Meter hoher Zylinder aus Stahl einsatzfertig, der über das größere von zwei Lecks in einem Steigrohr gestülpt werden könnte, aus denen seit mehr als vier Wochen das Öl ins Meer strömt. Über eine Leitung an dem Zylinder könnte das aufgefangene Öl-Wasser-Gemisch nach oben in ein Schiff gepumpt werden. Vor mehr als drei Wochen war das Ölunternehmen mit einem ähnlichen Versuch gescheitert.