Verharmlosen, runterspielen, weichspülen - das war die Hinhalte-Taktik von BP-Chef Tony Hayward (53). Jetzt zeigt der Konzern-Boss Reue.
Wochenlang versuchte BP-Boss Tony Hayward (53) die Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko zu verharmlosen. Glaubte an ein Happy-End. Sprach von einer „winzigen Menge Öl“ im Vergleich zur „totalen Menge an Meerwasser“! Umweltschützer brachte das zur Weissglut.
Schock
Jetzt reiste der Brite endlich selbst an den Ort der
schlimmsten Ölpest. Und war geschockt!
Verschwitzt stand der quirlige Brite mit dem Bubengesicht am Louisiana-Strand „Fourchon Beach” - neben Bergen aus giftigem, stinkenden Ölschlamm. Hinter ihm schaufelten BP-Arbeiter in Schutzanzügen fernsehgerecht Öl in Säcke. „Ich fühle mich verheerend, es dreht sich mir den Mangen um”, sagte er. Und beteuerte: „Wir werden jeden Tropfen Öl aufräumen...” Wie soll das bloss funktionieren?
„Moderat“
Erst jetzt, Wochen nach dem Desaster,
dämmerte dem BP-Führer, was sein Konzern angerichtet hat: Das
„Deepwater“-Desaster könnte zur größten Umweltkatastrophe der
Menschheitsgeschichte werden, dürfte Amerikas reichste Fischgründe und
größten Sumpfgebiete für Jahrzehnte vergiften. Dabei tönte Hayward jüngst
noch über „moderate Auswirkungen” der Ölpest.
Wer ist der Mann, der die „Golfregion“ auf dem Gewissen hat?
Karrierist
Ein studierter Geologe und smarter Karrierist. Als
„Explorations”-Leiter startete er in Venezuela, arbeitete sich rasch in der
BP-Hierarchie hoch. Besondere Ironie: In die Chefetage gelangte er durch
Skandale wegen zu lascher Sicherheitsbestimmungen, 2005 forderte ein
Raffinerie-Feuer in Texas 15 Tote, ein Pipelinebruch in Alaska 2006
hinterließ ein Umweltdesaster. Vor erbosten US-Bürgern schimpfte Hayward
gegen die eigene „abgehobene” Führung. Der Coup gelang: 2007 landete er
selbst am Chefsessel.
Hayward hätte BP umbauen, umweltbewusster machen können. Die Kette an Öl-Unglücken ging aber unter seiner Führung munter weiter: „Er hat Missstände einfach gut hinter dem freundlich-grünen Blumenlogo versteckt“, sagen Kritiker. Die Ölpest könnte BP nun vernichten . Der Multi verlor ein Viertel des Börsenwertes, 760 mio. kostet das Desaster bisher.