Die Ölpest versucht wegen des hohen Wellengangs die Küste Louisianas.
US-Präsident Barack Obama hat am Donnerstag die Ölpest im Golf von Mexiko zur "nationalen Katastrophe" erklärt. Obama ordnete nach Angaben des Weißen Hauses an, dass "alle verfügbaren Ressourcen" zur Bekämpfung des Ölteppichs eingesetzt werden sollen, der unaufhaltsam auf das hoch sensible Mississippi-Delta zutrieb. Von der britischen Ölgesellschaft BP fordert Washington "höchstmögliche" Mitwirkung. Unterdessen verseucht das auslaufende Öl die Küste des US-Staates Louisiana. In der Region der Mississippi-Mündung schwappt der Ölschlick in langen Bahnen an Land. Keinen Erfolg hatten die Bemühungen der Küstenwacht, das Öl mit schwimmenden Barrieren aufzuhalten. Rund 1,50 Meter hohe Wellen vereitelten diese Versuche.
Aufgabe von "nationaler Bedeutung"
Knapp zehn Tage
nach dem Sinken der Ölplattform "Deep Water Horizon" wurde
das Ausmaß der Katastrophe immer offensichtlicher. Die Bekämpfung der Ölpest
sei eine Aufgabe von "nationaler Bedeutung", erklärte Obama. Dafür
müssten alle verfügbaren Mittel eingesetzt werden, auch das Militär,
erläuterte Präsidentensprecher Robert Gibbs vor Journalisten in Washington.
Indem die Regierung in Washington das Unglück zu einer "nationalen
Katastrophe" erklärte, schuf sie die rechtliche Voraussetzung dafür,
landesweit alle Mittel für den Einsatz gegen die Ölpest zu mobilisieren.
Der Gouverneur des US-Bundesstaats Louisiana, Bobby Jindal, rief wegen der Ölpest den Notstand aus. Die ersten Ausläufer der Öl-Verseuchung würden am Freitag an die Küste gelangen, sagte Konteradmiralin Sally Brice O'Hara. Die Staatliche Ozean- und Klimabehörde (NOAA) hatte zuvor mitgeteilt, dass wahrscheinlich täglich fast 800.000 Liter aus der havarierten Bohranlage austreten, die am 20. April nach einer schweren Explosion im Golf von Mexiko gesunken war. Der Ölkonzern BP, für den die zerstörte Bohrinsel betrieben wurde, korrigierte seine Zahlen über das austretende Öl auf das bis zu Fünffache nach oben.
"BP... ist verantwortlich"
Die US-Regierung erwartet
nun, dass der britische Ölkonzern BP alles zur Bekämpfung der Ölkatastrophe
im Golf von Mexiko tut und die Kosten voll trägt. "BP
ist...verantwortlich", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert
Gibbs, am Donnerstag. "BP ist verpflichtet, die Kosten für die
Gegenmaßnahmen und die Säuberungsaktionen zu übernehmen, und sie tun es."
Die Ausläufer des riesigen Ölteppichs befanden sich am Donnerstag nur noch knapp 24 Kilometer vor der Küste Louisianas. "Derzeit erwarten wir, dass das Tierschutzgebiet Pass-A-Loutre noch am Donnerstag von dem Ölteppich erreicht wird", sagte Gouverneur Jindal.
Untersee-Roboter ohne Erfolg
Die drehenden Winde könnten auch
zur Folge haben, dass Versuche, den Ölteppich abzufackeln, zu spät kommen.
Ein kontrollierter "Testbrand" wurde am Mittwoch an der Stelle
unternommen, an der das Öl am stärksten konzentriert ist. BP nannte den
Versuch "erfolgreich". Kritik kam von der Umweltorganisation
Greenpeace. Die Behörden sollten sich auf das "mechanische Säubern
der Küsten" konzentrieren, erklärte ein Sprecher.
Ohne Ergebnis blieb zunächst der Einsatz von vier Untersee-Robotern, die die Stelle versiegeln sollten, an der das Öl austritt. Auch ein 450 Tonnen schweres Ventilsystem, das eigentlich bei einem Unfall den Ölstrom sofort stoppen soll, konnte nicht aktiviert werden. Zugleich arbeiteten Ingenieure fieberhaft an der Konstruktion einer Schutzglocke, die über das Leck gestülpt werden könnte.