Golf von Mexiko

Hier wird der Ölteppich abgefackelt

29.04.2010

Eine fünffache Menge des angenommen Öls strömt ins Meer. Erstmals wurde nun Feuer gegen die Ölpest eingesetzt.

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Der Kampf der Rettungskräfte gegen den Ölteppich im Golf von Mexiko droht durch drehende Winde zunichte gemacht zu werden, die das Öl auf die Küste von Louisiana zutreiben. Die Hoffnung, die gefährdeten Tiere und Pflanzen in den dortigen Marschen zu schützen, wurde am Donnerstag durch Angaben der US-Ozeanbehörde gedämpft, wonach mehr Öl aus der zerstörten Bohrinsel ausströmt als zunächst angenommen.

800.000 Liter Öl treten täglich aus

Die Ozean- und Klimabehörde (NOAA) teilte mit, wahrscheinlich träten täglich fast 800.000 Liter aus der havarierten Bohranlage aus, die in der vergangenen Woche nach einer Explosion gesunken war. Das ist fünfmal so viel wie die ursprünglich angenommenen 160.000 Liter täglich. Auch der Ölkonzern BP, für den die Bohrinsel betrieben wurde, korrigierte seine Zahlen auf das bis zu Fünffache nach oben.

Große Sorgen bereiteten auch drehende Winde, die nach Angaben des Gouverneurs von Louisiana, Bobby Jindal, einen Teil des riesigen Ölteppichs mit einem Umfang von mittlerweile mehr als 900 Kilometern lösten und auf die Küste des US-Bundesstaates zutrieben. "Derzeit erwarten wir, dass das Tierschutzgebiet Pass-A-Loutre noch am Donnerstag von dem Ölteppich erreicht wird", sagte Jindal. Er beantragte Nothilfe bei der Regierung in Washington und sprach auch mit Heimatschutzministerin Janet Napolitano, um weitere Unterstützung zu mobilisieren.

Abfackeln kommt zu spät
NOAA-Wissenschaftler Charlie Henry sprach von einem "hohen Risiko", dass starke Südostwinde emulgiertes Öl und Teerklumpen schon am Freitagabend in das Mississippi-Delta treiben. Wenn große Mengen Rohöl in die dortigen Marschen gelangten, sei eine Reinigungsaktion praktisch unmöglich.

Die drehenden Winde könnten auch zur Folge haben, dass Versuche, den Ölteppich abzufackeln, zu spät kommen. Ein kontrollierter "Testbrand" wurde am Mittwoch an der Stelle mit der höchsten Konzentration durchgeführt. Dazu wurde Öl im Zentrum des Teppichs von zwei Schiffen gegen einen feuerfesten Auslegerbaum geschoben und angezündet.

Ingenieure arbeiten an Schutzglocke
Erfolglos blieb zunächst der Einsatz von vier Untersee-Robotern, die die Stelle versiegeln sollten, an der das Öl austritt. Auch ein 450 Tonnen schweres Ventilsystem, das eigentlich bei einem Unfall den Ölstrom sofort stoppen soll, konnte nicht aktiviert werden. Zugleich arbeiteten Ingenieure an der Konstruktion einer Schutzglocke, die über das Leck gestülpt werden könnte. Das austretende Öl könnte dann aus dieser Kuppel abgepumpt werden, bevor es das Meer verschmutzt. Der Bau der Schutzglocke kann aber zwei bis vier Wochen dauern.

Schwere Umweltkatastrophe droht
Noch mehr Zeit würde für eine weitere erwogene Variante benötigt, bei der eine neue Bohranlage eingerichtet und das Öl aus der havarierten Quelle in andere Leitungen umgeleitet wird. Experten gehen davon aus, dass diese Einrichtung drei Monate dauert.

Angesichts dieser Gegebenheiten wächst die Furcht vor einer schwerwiegenden Umweltkatastrophe. Mary Landry von der US-Küstenwache warnte bereits vor der schwersten Ölpest der US-Geschichte. Im Golf von Mexiko befinden sich nicht nur Naturschutzgebiete mit seltenen Wasservögeln und anderen Tieren, hier ist auch ein bedeutender Teil der US-Fischerei-Industrie beheimatet, der jährlich Meeresfrüchte und Fisch im Wert von 2,4 Milliarden Dollar (rund 1,8 Milliarden Euro) produziert.

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