Großangriff auf Mosul

ÖSTERREICH an der IS-Front im Irak

19.10.2016

Reporter Karl Wendl berichtet ­direkt aus dem Irak. Gestern erreichte er die Frontlinie.

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Gnade kennen sie keine: „Es gibt keine Gefangenen“, sagt Servis Salah und zeigt mir Fotos von toten IS-Kämpfern auf seinem Handy. Junge Männer, sie sehen europäisch aus. Salah ist Kurde, Peschmerga. Seine 200 Mann starke Einheit hat sich in Sheikh´Ameer eingegraben, knapp fünf Kilometer von Mosul im Nordirak.

Mit gepanzerten Bulldozern werden Sandhügel aufgeschüttet. Ein Schutzwall. Auf der anderen Seite, etwa 1.000 Meter entfernt, liegen die Stellungen des IS. Wir können sie hören.

© TZOe
© TZOe Karl Wendl mit Anti-IS-Kämpfern

US-Kampfjets fliegen im 
Minutentakt ihre Angriffe

Es ist Mittwoch, 7 Uhr. Tag drei der Offensive. Die Peschmerga haben mich bis zur vordersten Frontlinie mitgenommen. Im Minutentakt fliegen US-Kampfjets Angriffe gegen den IS. Das dumpfe Grollen der Bomben ist ohrenbetäubend. Wenig später steigt weißer Rauch auf: „Ein Treffer“, sagt Salah. Bevor die US-Jets angreifen, werden alle Ziele markiert. Die Spezialeinheiten der US Army haben sich nur wenige Kilometer entfernt auf der Spitze einer Bergkuppe eingegraben. Drei Apache-Hubschrauber kreisen.

Keiner kann mehr aus dem umkämpften Mosul fliehen

Ruine. Zivilisten gibt es in Sheikh´Ameer keine mehr. Jedes zweite Haus ist zerbombt. Es ist menschenleer. Bis vor zwei Tagen waren hier noch IS-Milizen: „Sie sind davongerannt“, sagen die Kurden. Sie zeigen mir die IS-Stellungen: notdürftig gegrabene Tunnel, Sandsäcke.

Am Boden liegen Decken, halb leere Konserven­dosen, umgekippte Teekessel, dazwischen ein Ausweis: Er gehörte einem Franzosen. Er hat einen Selbstmord-Kleinlaster gesteuert, so Salah.

Kessel. Der Ring um Mosul ist inzwischen dicht. Im Norden und Nordosten die Peschmerga. Im Süden die irakische Armee. 30.000 Mann. Hochgerüstet. Niemand kommt mehr raus aus Mosul. Ich sah nicht einen einzigen Zivilsten, der aus der Stadt gekommen ist.

1,5 Millionen Menschen sitzen in dem Kessel fest. Niemand kann sagen, was mit ihnen geschehen wird.

Karl Wendl berichtet von der Front

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