Karl Wendl aus dem Irak
ÖSTERREICH im Tunnel der IS-Killer
23.10.2016Attentäter gelangten unterirdisch an Anschlagsziele. ÖSTERREICH-Reporter stieg hinab.
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Eine Woche dauert die Offensive auf Mossul nun an. Erstmals stoßen die kurdischen Peschmerga und irakischen Truppen auf massiven Widerstand. 24 Stunden zuvor galt die Wüstenstadt Bartella noch als befreit. Als ich Sonntag wieder an die Frontlinie zurückkehre, hat sich die Lage entscheidend verändert.
Von sicher keine Spur
Erbittert wird Haus um Haus gekämpft. Ständig Selbstmordattentäter. Sie sprengen sich und drei irakische Panzerwagen in die Luft. Der mächtige Knall ist kilometerweit zu hören. Es ist gespenstisch: Woher kommen die Attentäter? Sie tauchen aus dem Nichts auf. Kurdische Peschmerga zeigen mir, weshalb der Widerstand der IS-Milizen so erbittert, aber auch erfolgreich ist.
24 Stunden vor mir waren die IS-Milizen im Tunnel
Sie nehmen mich mit in ein Einfamilienhaus. Dort, wo das Wohnzimmer gewesen sein muss, ein gewaltiges Loch. Drei Meter lang, zwei Meter breit. Zehn Meter tief ist der Schacht. Ich steige hinab. Mit meiner Taschenlampe leuchte ich den Raum aus. Überall Russ. Ein enger Schacht führt weiter. Zwei Kilometer lang sei er, sagen die Peschmerga, der Tunnel führt bis in die Stadt.
Ich finde Konservendosen, Munition, Fladenbrot. Es ist noch nicht hart. 24 Stunden zuvor müssen die IS-Milizen hier gewesen, sagen die Peschmerga: „Dann haben wir Brandbomben in den Tunnel geworfen.“ Die IS-Kämpfer seien verkohlt, behaupten sie.
Von außen sind diese Bunkeranlagen nicht zu sehen. Selbst den Erdaushub haben die IS-Milizen in einen Nebenraum geschaufelt: „Für unsere Luftaufklärung ist es unmöglich, die Tunnel zu erkennen.“ Haus um Haus müssen die Männer deshalb durchsuchen: „Und hinter jeder Türe könnte eine Sprengfalle sein.“
Hunderte Tunnel sind um Mossul angelegt. So gelangen die IS-Milizen stets hinter die ersten Linien der vorrückenden Truppen, verüben ihre schrecklichen Attentate.
Dabei sei das, was hier in den Vororten fünf Kilometer vor Mossul zu sehen ist, nur der Vorgeschmack darauf, was bei der Eroberung der 1,5-Millionen-Stadt auf die Truppen zu erwarten sein wird.