"Im Atom-Krisen-Zentrum sah ich die nackte Panik."
Ich habe viel gesehen in meinem Reporterleben, im letzten Jahr etwa die Ölpest in New Orleans, das Katastrophenbeben in Haiti. Aber das hier ist anders, das stellt alles in den Schatten. Es ist der Kampf gegen einen unsichtbaren Feind. Das Bittere: Er scheint verloren zu gehen.
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Lokalaugenschein im Krisenstab beim Katastrophen-AKW Fukushima. Ich bin auf dem Weg von Sendai Richtung Tokio. Die Nachrichten sind beunruhigend. Die Atomwolke soll Japans Hauptstadt erreicht haben. Alle haben Angst.
Die Autobahn von Sendai nach Tokio führt in 40 Kilometer Entfernung am Schrottreaktor Fukushima vorbei. Bei der Hinfahrt vor zwei Tagen war ich schon einmal in der Stadt. Damals herrschte gespannte Ruhe. Die Katastrophe – sie schien beherrschbar.
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Nach einer Explosion im AKW in Fukushima ist eine radioaktive Wolke auf dem Weg nach Tokio.
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Hunderte Menschen versammeln sich bei "Scan-Zentren".
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Überall sieht man Menschen in Schutzanzügen.
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Die Supermärkte sind leergeräumt.
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Die Regierung rät von Hamsterkäufen eigentlich ab.
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Die Angst und der Schock ist den Menschen ins Gesicht geschrieben.
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Auch das Militär bereitet sich auf die Strahlen-Bedrohung vor.
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Gesichtsmasken kennzeichnen das Bild von Tokio.
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Ein Beitrag zum langfristigen Schutz: "Atoms of Peace" testen in Thailand japanische Lebensmittel auf Strahlen-Kontamination.
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Die Maske mag vor verstrahlten Partikeln schützen, gegen fallende Kurse kann sie aber nichts ausrichten.
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Wer in den Trümmern gräbt, kommt um Helm und Anzug nicht herum.
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Eine Taschenlampe hilft diesem Feuerwehrmann, auch am späten Abend noch Verschüttete aufzuspüren.
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Atomare Strahlung macht auch vor Zügen nicht halt.
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Das ärztliche Personal ist standesgemäß ausgerüstet.
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In der Nähe des Wassers empfiehlt sich das Tragen von Schwimmwesten.
Jetzt ist keine Rede mehr von der sprichwörtlichen Coolness der Japaner. Im Einsatzzentrum mitten in der Stadt (300.000 Einwohner) ist spürbar: Jetzt sind alle in Panik.
Drei Explosionen in vier Tagen, große Mengen an Radioaktivität, die aus den Reaktoren austreten, das sorgt für Angst. Vor allem aber macht es ratlos. Das Schlimmste: Niemand weiß offenbar mehr, was den Super-GAU jetzt noch aufhalten kann.
Den Leitern des Krisenstabes steht die Angst ins Gesicht geschrieben. Ihre Mienen sind versteinert. Sie plärren Anweisungen an die Mitarbeiter, die diese eilfertig ausführen. Nichts wirkt so, als geschähe es nach Plan.
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Das Miltär rettet die Menschen aus den Fluten.
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Überall wurden Notschlafstellen eingerichtet.
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Die Einsatzkräfte suchen nach Überlebenden.
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Es ist kaum Platz für die vielen Verletzten.
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Viele Tote werden abtransportiert.
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Schlauchboote sind jetzt das Fortbewegungsmittel Nummer 1.
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Die endlose Suche.
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Eine alte Frau bei ihrer Rettung.
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Mitten im Raum werden Operationen durchgeführt.
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Die Hoffnung stirbt zuletzt.
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Aufgebrachte Einwohner gehen auf Manager los
Die Stimmung kippt. Vor zwei Tagen noch hatte die Bevölkerung Vertrauen in Krisenmanagement und Politik. Jetzt ist der Zorn da. "Wir wurden belogen, beschwindelt, in Sicherheit gewogen", sagen viele. Am Weg ins Krisenzentrum muss sich der Einsatzleiter einen Weg durch ein Spalier aufgebrachter Einwohner bahnen.
Die Mitarbeiter verteilen DIN-A4-Zettel auf Umweltschutzpapier an die Menschen, die mit erstaunten Gesichtsausdrücken auf die Zahlenkolonnen starren. Die neuesten Messwerte aus den Gebäuderuinen der durch die Explosionen schwer beschädigten Havarie-Reaktoren stehen drauf – am Ende, ohne viel Erklärung, handgekritzelt: 8:31 Uhr 1,5 m/s, 8:35 Uhr 1,6 m/s, 8:50 Uhr 1,8 m/s.
Ein Raunen geht durch die Menge. Die Zahlen zeigen schwarz auf weiß, wie dramatisch die radioaktive Belastung gestiegen ist. Wild reden die Menschen am Gang durcheinander, wollen mit lautstark zugerufenen Fragen nachbohren. "Ich habe noch gar nicht gesagt, um welche Uhrzeit die Evakuierungen beginnen", stiftet ein Sprecher der Kraftwerksgesellschaft noch mehr Verwirrung.
Auch rundherum nichts als Hektik: Notärzte schleppen Kartons mit Medikamentenschachteln durch das Gebäude, draußen stellen sich Bewohner mit Reisetaschen für die Busse an – jetzt will jeder weg. Eine Mutter huscht mit ihrem Baby über die Straße, eine Familie steigt in ein Taxi. Über dem Gebäude knattern schwere Militärhubschrauber.
Dazwischen immer wieder das Gebrüll im Koordinationszentrum. Die Szenen machen deutlich: Das hier ist kein Krisenmanagement mehr, das ist der Vorhof zur Hölle.
Einmal Hölle und retour
Seit vergangenem Samstag ist ÖSTERREICH-Reporter Herbert Bauernebel in Japan, berichtet seither für Tageszeitung und Internet aus dem Katastrophengebiet. Der Reporter ist inzwischen gefragter Interviewpartner für Radiostationen bis hin zur "Zeit im Bild".
Montag fuhr Bauernebel von Tokio nach Sendai, die zerstörte Millionenstadt. Auf der Rückfahrt bog er Richtung Fukushima ab, besuchte das Krisenzentrum in der Nähe der Desaster- Reaktoren. Mitten im Katastrophengebiet erlebte er hautnah den (vermutlich vergeblichen) Kampf mit.