Opfer: "Es war wie auf der Titanic"

ÖSTERREICH: Herr Scholz, wie kam es zu dem Schiffsunglück?
Johann Scholz: Es war gegen 22.00 Uhr. Meine Frau und ich waren gerade in der Kabine, um dem Koffer zu packen. Plötzlich hat es ordentlich gerumpelt. Wir sind sofort auf Deck 4 hinaufgelaufen, um zu erfahren, was passiert ist – nach 30 Minuten wurde uns zuerst gesagt, dass es ein Problem mit einem Generator gibt. Zuerst hat sich das Schiff nach links geneigt, dann nach rechts.

ÖSTERREICH: Ist Panik an Deck ausgebrochen?
Scholz: Eigentlich nicht. Anfangs wusste keiner, auch nicht die Crew, so recht, was zu tun ist, wenn sich das Schiff zur Seite neigt. So eine Situation kann die Crew auch nicht üben. Schreie gab es vor allem von jenen Passagieren, die durch die Schräge im Schiff gestürzt sind.

ÖSTERREICH: Hat die Rettung gut geklappt? Gab es genug Rettungsjacken?
Scholz: Als wir wussten, dass wir mit den Rettungsbooten vom Schiff gebracht werden, sind meine Frau und ich noch in die Kabine gelaufen. Dort haben wir unsere Rettungsjacken, Pass, Handy und Geldbörse geschnappt und sind wieder zu Deck 4 hinaufgelaufen.

ÖSTERREICH: Wie schnell sind Sie und Ihre Frau von Bord gekommen?
Scholz: Die Familien mit Kindern sind zuerst in die Rettungsboote gekommen und wurden ins Meer runtergelassen. Das Problem war nur, dass sich das Schiff immer mehr geneigt hat, so gegen 0.30 Uhr war es komplett umgefallen. Wir hielten uns an der Reling fest, damit wir nicht wegrutschen. Das Problem war, dass die Rettungsboote ins Schiff hineinfielen. 10 Rettungsboote wurden normal ins Wasser gelassen, aber wir waren schon zu spät dran. Also mussten meine Frau und ich über die Reling klettern. Einer von der Crew hat die Halteleinen zusammengeschnürt, damit wir uns vom Schiff abseilen können. Im Meer wartete dann ein Boot auf uns, das uns an Land brachte. Auf der Fahrt sahen wir auch, dass ein Felsen den Schiffsbauch aufgerissen hatte. Es war wie auf der Titanic, wie im Film.