Ungarn
Orban-Bruder in Offshore-Geschäfte involviert
09.10.2017
Regierungschef kündigte im Vorjahr Kampf gegen Offshore-Ritter" an.
Ein Bruder des ungarischen rechtskonservativen Regierungschef Viktor Orban ist Medienberichten zufolge in Offshore-Geschäfte verwickelt. Die Firma Gamma Analcont GmbH von Gyözö Orban Jr. besitze gemeinsam mit der Briefkastenfirma Adrere Limited das Budapester Energieunternehmen Yntergy, berichtete das Internetportal "Direkt 36".
Eingetragen ist Adrere Limited demnach auf den britischen Jungferninseln. Der Eigentümer der Offshore-Firma sei eine "russische Privatperson", erklärte Yntgery-Chef Andras Zoltan Papp gegenüber "Direkt 36". Weitere Auskünfte könne und wolle er nicht geben, da es sich um ein Offshore-Unternehmen handle. Yntergy selbst erhielt laut ihrem Geschäftsbericht Aufträge aus Kasachstan, Tschetschenien und Nigeria.
Erst im Vorjahr hatte Regierungschef Viktor Orban angesichts der Veröffentlichung der "Panama Papers" eine umfassende Untersuchung aller Offshore-Kontakte in Ungarn angeordnet und den Kampf gegen sogenannte "Offshore-Ritter" verkündet. Dabei sollten Steuerbehörden und das Wirtschaftsministerium mittels einer Expertengruppe umgehend Einzeluntersuchungen einleiten. Bei den Enthüllungen tauchten die Namen von mindestens zwei ungarischen Politikern auf, darunter auch ein - nun ehemaliger - Abgeordneter der Orban-Partei Fidesz-MPSZ.
Panama Papers
Ein Netzwerk von Medien hatte im April 2016 weltweit über rund 200.000 von der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca gegründeten Briefkastenfirmen berichtet, in denen Politiker, Prominente und Sportler ihr Vermögen geparkt haben sollen. Die Veröffentlichung führte weltweit zu Ermittlungen und zu einer Debatte über Steueroasen und Geldwäsche.
Hohe EU-Förderungen seit Einstieg
Das Internetportal berichtete unterdessen auch, dass seit dem Einstieg von Gyözö Orban Jr. bei Gamma Analcont die Firma zwei EU-Förderungen bekommen habe. Dabei handelte es sich einmal um Fördergelder in Höhe von 300 Millionen Forint (knapp 1 Mio. Euro) für ein Projekt für erneuerbare Energien; ein anderes Mal erhielt das Unternehmen 57 Mio. Forint für Kapazitätserweiterungen. "Direkt" betonte aber auch, dass das Unternehmen bereits vor dem Eintritt von Gyözö Orban Jr. Förderungsgelder erhalten habe - allerdings nur in Höhe von 62 Mio. Forint.