Obama und 12 Berater verfolgen im White-House Osamas Tod. Das Sensationsbild hält Geschichte fest.
Es ist eines der einprägsamsten Bilder seit dem Terror-Albtraum des 11. September 2001: Präsident Barack Obama und sein Team starren im fensterlosen US-Kommandozentrum „Situation Room“ im Keller des White-House-Westflügels auf eine Videotafel. Gebannt verfolgen sie live die Kommandoaktion zur Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden (†54), die 11.000 Kilometer entfernt im Pakistan-Ort Abbottabad stattfindet. 13 Männer und Frauen, eingefroren in totaler Anspannung. Obamas Leibfotograf Pete Souza drückt den Auslöser.
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Starrblick
Da ist der Commander in Chief, der in Sportkleidung (er spielte davor Golf ...) fast unbemerkt am Eck des Tisches hockt, Hände im Schoß, leichter Buckel, starrer Blick. „Er nimmt so wenig Platz ein, dass niemand bei diesem Bild auf die Idee komme, er sei der Boss“, lästert die Washington Post.
Dann Hillary Clinton, sie hält sich die Hand vor den Mund, wirkt erschrocken, hinter ihr, cool mit verschränkten Armen, Vizesicherheitsdirektor Denis McDonough, der aussieht wie George Clooney im Thriller The American.
Lange gerätselt wurde über die neben Hillary zweite Frau im Bild: Audrey Tomason, die kleinwüchsig über die Schulter eines Biden-Beraters äugt, hat offiziell den Titel Direktorin für Terrorabwehr, viele halten sie nun jedoch für eine enttarnte Spionin.
Hillary verschnupft
Das Bild, am Weg zur Nr. 1 am Internet-Fotoservice Flickr, ist bereits derart historisch, dass Außenministerin Clinton verschnupft sein soll über das ängstlich wirkende Zuhalten ihres Mundes. Ihr Image als eiserne Lady der US-Außenpolitik? Nun Kollateralschaden eines Schnappschusses. „Sie leide an Frühjahrsallergien, hätte Husten müssen“, stemmt sie sich gegen den Imageschaden. Getuschelt wird, Obama wollte ihr mit der Wahl des Fotos schaden, sie klein halten.
Weitere Details wurden penibel analysiert, sogar das Essen: Reste von Truthahnwraps, kalten Shrimps, Kartoffelchips und Soda sind zu sehen. Im Stress blieb Obamas sonst gepriesene Biokost in der Kantine. Doch wohl nie werden wir erfahren: Haben sie in dieser Sekunde wirklich den Tod Bin Ladens gesehen?
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1) BARACK OBAMA: US-Präsident. Er ist Oberkommandierender der US-Streitkräfte, blieb während der gesamten Kommandoaktion der Navy Seals cool. Aber: Der 49-Jährige wirkt extrem angespannt. Mitunter sehen Zeugen sein gefürchtetes „Todesstarren“. „Wir haben ihn“, sagte er nach der Aktion.
2) JOE BIDEN: US-Vizepräsident. Die Nr. 2, Außenpolitikprofi und Obamas wichtige Stütze. Er wirkt am lässigsten, schickte Mitarbeiter mitten im Zugriff sogar zum Supermarkt, Verpflegung holen.
3) MARSHALL B. WEBB: Vizekommandant US-Spezialkräfte. Brigadier-General der Luftwaffe, seit 1984 dabei. Er steuert via Laptop die Videoshow am Monitor.
4) DENIS MCDONOUGH: Vize-Sicherheitsberater. Obamas wichtigster Berater bei der Abwehr terroristischer Bedrohungen. Sieht aus wie George Clooney.
5) HILLARY CLINTON: US-Außenministerin. Die Ex-Obama-Rivalin ist heute seine größte Stütze bei der Weltpolitik. Die 63-Jährige war in die Planung der Navy-Seals-Aktion eingebunden.
6) ROBERT GATES: US-Verteidigungsminister. Ex-CIA-Direktor (67), steht vor der Pension. Gates leitete für Obama den Irak-Abzug und die Afghanistan-Offensive. Er gilt als der „kalte Hund“ der Regierung.
7) MICHAEL GLENN MULLEN: Vorsitzender der Vereinten Generalstäbe. Der General (64) ist der höchstrangige Vertreter der Navy, deren Seals- Elitetruppe „Team Six“ Osama bin Laden tötete. Er gilt als Zentralfigur der Operation.
8) TOM DONILON: Nationaler Sicherheitsberater. Der ausgebildete Anwalt (55) und Ex-Top-Manager im State Department gilt als Stütze von Obama. Seit 2010 dabei.
9) WILLIAM M. DALEY: Stabschef. Der ehemalige Handelsminister (62) und Banker hält Obamas innersten Zirkel im White House zusammen. Sein wichtigster Verdienst: Die totale Geheimhaltung der Mission.
10) ANTHONY BLINKEN: Nationaler Sicherheitsberater des Vizepräsidenten. Der Akademiker (49) gilt als rechte Hand Bidens und wichtiges Bindeglied des White House zum US-Kongress.
11) AUDREY TOMASON: Direktorin des Antiterror-Centers. Sie leitete die kleine Spionagetruppe, die Bin Laden ausfindig machte. Das Auftauchen der Mittdreißigerin (mehr ist nicht bekannt) am Foto ist ein schwerer Fehler. Sie wurde dadurch enttarnt.
12) JOHN BRENNAN: Top-Terrorberater. Der bullige Ex-CIA-Mann (55) ist Obamas wichtigster Berater bei der Terrorabwehr. Er war lange Jahre beim CIA, spricht mehrere arabische Sprachen, war oftmals im Nahen Osten. „Minuten vergingen wie Tage“, sagte er nach der Operation.
13) JAMES CLAPPER: Chef der Geheimdienste. Der Ex-Luftwaffengeneral (70) ist als Vorsitzender aller 18 US-Geheimdienste Amerikas Top-Spion.