Gutachten
Oslo-Killer Breivik unzurechnungsfähig
29.11.2011
Anders Behring Breivik soll als Kind missbraucht worden sein.
Gerichtsgutachter sehen den mutmaßlichen norwegischen Terroristen und Doppelattentäter Anders Behring Breivik für unzurechnungsfähig an. Laut der Online-Ausgabe der norwegischen Tageszeitung " VG" gründen die Sachverständigen ihre Beurteilung auf eine Analyse der Planung, Durchführung der Taten vom 22. Juli sowie Gesprächen des 32-jährigen Rechtsextremisten mit einem Psychiater. Letzterer sehe Breivik als psychotisch an, hieß es bei VG.
Diagnose: Paranoide Schizophrenie
Die Diagnose der Sachverständigen lautet auf paranoide Schizophrenie. Breivik habe seine Taten in psychotischem Zustand und unter der Einwirkung von Zwangsvorstellungen begangen, sagten Vertreter der Osloer Staatsanwaltschaft am Dienstag bei der Präsentation des psychiatrischen Gerichtsgutachtens zu Breivik.
Staatsanwalt Svein Holden und seine Kollegin Inga Bejer Engh schlossen sich einhellig der von den Psychiatern vorgelegten Analyse von Breiviks Geisteszustand an. Es gebe keinen Grund zu Zweifel oder Uneinigkeit über Prämissen und Schlussfolgerungen aus dem vorgelegten Bericht.
13 Gespräche
Insgesamt führte Breivik 13 Gespräche mit Gerichtspsychiatern. Der Bericht von Psychiater Torgeir Husby und seiner Assistentin Synne Sörheim umfasst 230 Seiten und wurde am Dienstag Früh an die zuständige Richterin Nina Opsahl übermittelt. Psychiater Husby bezeichnete seine Arbeit zu Breivik gegenüber der norwegischen Nachrichtenagentur NTB als "sehr schwierig und umfassend". Anders Behring Breivik sei vermutlich der größte Fall in der Geschichte der norwegischen Kriminalpsychologie.
Wenn das Gericht in Oslo zum gleichen Schluss kommt wie die Sachverständigen, würde dies praktisch automatisch bedeuten, dass er per abschließendem Urteil in eine Anstalt für psychisch kranke Rechtsbrecher eingewiesen wird.
Sexueller Missbrauch
Außerdem soll Breivik als Kind sexuell missbraucht worden sein, berichtet der norwegische Rundfunk NRK. Als Breivik vier Jahre alt war, habe der damals untersuchende Psychologe vorgeschlagen, den Buben aufgrund des Verdachts von sexuellem Missbrauch in einer Pflegefamilie unterzubringen, so NRK.
Der Sender hat mehrere Personen befragt, die miteinander übereinstimmend erklärten, dass Breivik als Kind streng behandelt worden sein soll. "Damals wurde noch nicht viel über sexuellen Missbrauch von Kindern gesprochen. Ich fürchte, dass Breivik Dinge erleben musste, mit denen er nicht hätte leben sollen", erklärte ein Bekannter der Familie.
Breivik hatte am 22. Juli eine Bombe im Osloer Regierungsviertel gezündet und danach ein Massaker auf der norwegischen Insel Utoya verübt. Insgesamt kamen bei dem Anschlag 77 Menschen ums Leben.
Anwalt schockiert
Breiviks Verteidiger Geir Lippestadt zeigte sich schockiert von dem psychologischen Gutachten. Seiner Meinung nach ist Breivik unter Bedingungen aufgewachsen, die große Bedeutung für das laufende Gerichtsverfahren hätten.