"Attentat" auf IWF
Paketbombe in Paris kam aus Griechenland
16.03.2017
Hinter dem Anschlag wird eine autonome Linksgruppierung vermutet.
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Eine an den Pariser Sitz des Internationalen Währungsfonds (IWF) versandte Paketbombe ist vermutlich von derselben griechischen Anarchistengruppe abgeschickt worden wie das explosive Paket, das im deutschen Finanzministerium abgefangen wurde. Eine Mitarbeiterin des IWF wurde am Donnerstag durch die Paketbombe verletzt, Frankreichs Präsident Francois Hollande sprach von einem "Attentat".
Die griechische Polizei verdächtigte dieselbe Gruppe, die sich zum Verschicken der Paketbombe nach Berlin bekannt hatte. Der Vorfall in Paris ereignete sich einen Tag, nachdem in der Poststelle im deutschen Finanzministerium in Berlin ein Paket mit einem explosiven Stoff eingegangen war. Die Berliner Polizei beschrieb den Inhalt als "Blitzknallgemisch". Das verdächtige Paket fiel beim Durchleuchten auf, es wurde dann kontrolliert gesprengt.
"Verschwörung der Feuerzellen"
Die linksextremistische griechische Gruppierung mit dem Namen "Verschwörung der Feuerzellen" erklärte, die Absenderin des Pakets an das deutsche Finanzministerium zu sein. Die griechische Polizei stufte die am Donnerstag auf der linken Internetplattform Indymedia veröffentlichte Selbstbezichtigung als glaubwürdig ein. Der seit Anfang 2008 aktiven griechischen Extremistengruppe werden zahlreiche nicht tödlicher Brand- und Paketbombenanschläge in Griechenland zur Last gelegt.
So hatte sich die Gruppe 2010 dazu bekannt, eine Reihe von Paketbomben an ausländische Botschaften in Athen versandt zu haben. Seit dem Beginn der Wirtschaftskrise wird sie für rund 150 Straftaten verantwortlich gemacht.
"Reste griechischer Briefmarken"
Aus griechischen Polizeikreisen hieß es am Donnerstagabend, dieselbe Gruppe sei "wahrscheinlich" die Absenderin des Pakets an den IWF. Demnach wurde der griechische Zivilschutzminister Nikos Toskas von den französischen Behörden darüber informiert, dass das Paket ebenso wie jenes an das deutsche Finanzministerium in Athen abgeschickt wurde.
Aus französischen Ermittlerkreisen verlautete, auf dem Paket seien "Reste griechischer Briefmarken" gefunden worden. Die Ermittlungen konzentrierten sich nun auf eine "anarchistisch-autonome Gruppe".
IWF-Chefin Christine Lagarde verurteilte die Gewalt. Sie erklärte am Hauptsitz in Washington, die Finanzorganisation werde ihre Arbeit fortsetzen. Nach der Explosion wurden vorsorglich mehrere Mitarbeiter des IWF aus dem Gebäude zwischen Triumphbogen und Seine-Ufer gebracht. Mit den Ermittlungen wurde die für Terrorbekämpfung zuständige Staatsanwaltschaft beauftragt.
Ausnahmezustand bleibt aufrecht
Der Pariser Polizeipräfekt Michel Cadot sagte, die Verletzte schwebe nicht in Lebensgefahr. Sie werde ärztlich behandelt. Betroffen war Polizeikreisen zufolge die Assistentin eines leitenden IWF-Mitarbeiters. Sie erlitt demnach Verbrennungen im Gesicht und an den Händen.
Hollande betonte, Frankreich sei nach der Serie von Anschlägen immer noch im Visier von Extremisten. Der nach den Anschlägen vom November 2015 verhängte Ausnahmezustand werde vorerst nicht aufgehoben.
Der Versand des Pakets an das deutsche Finanzministerium war laut der Bekennerbotschaft eine Aktion im Rahmen des Projekts "Nemesis", das sich gegen das "Machtsystem" richte. Die Sendung wäre nach Einschätzung der Berliner Polizei geeignet gewesen, erhebliche Verletzungen beim Öffnen zu verursachen.
Das deutsche Finanzministerium und der IWF spielen eine zentrale Rolle in der griechischen Schuldenkrise. Kritiker werfen ihnen vor, eine Erholung der Wirtschaft Griechenlands durch zu harte Auflagen zum Abbau des Schuldenbergs verhindert zu haben.