1. Hürde geschafft
Pakistan will Präsidenten-Macht begrenzen
08.04.2010
Damit sollen Staatsstreiche wie durch Musharraf verhindert werden.
In Pakistan soll die Macht des Präsidenten beschnitten werden, um künftig Staatsstreiche wie durch den früheren Armeechef Pervez Musharraf vor sieben Jahren zu verhindern. Das Unterhaus beschloss am Donnerstag einstimmig eine Verfassungsänderung, die den Regierungschef und das Parlament stärkt und die Macht des Staatschefs begrenzt. Die noch ausstehende Zustimmung des Senats gilt als Formsache.
Exekutivgewalt beim Parlament
Die 292 anwesenden Abgeordneten der
Nationalversammlung in Islamabad votierten einstimmig für die Reform, die
von der Regierung von Premierminister Yousuf Raza Gilani vorgeschlagen und
auch von Präsident Asif Ali Zardari mitgetragen wurde. Zardari selbst würden
nach Inkrafttreten der Verfassungsänderung allerdings erhebliche
Machtbefugnisse verloren gehen.
Die Reform sieht vor, dass die Exekutivgewalt wie 1973 eingeführt wieder beim Regierungschef und dem Parlament liegt. Der Staatschef soll nur noch eine repräsentative Funktion übernehmen. Zardari darf demnach nicht mehr den Regierungschef entlassen, das Parlament auflösen, den Generalstabschef der Armee oder den Chef der Wahlkommission bestimmen.
Öfter Staatsstreiche in der Vergangenheit
In der
Vergangenheit hatten Militärchefs mehrmals die Regierung Pakistans gestürzt
und den Posten des Staatschefs übernommen. General Zia ul Haq putschte sich
1977 an die Macht und setzte der Verfassung von 1973 außer Kraft. Musharraf
hatte 2003 eine Verfassungsänderung ausgenutzt und sich nach einem Putsch
weitreichende Macht gesichert.
Regierungschef Gilani begrüßte die Verabschiedung der Verfassungsänderung im Unterhaus. Nun sei die parlamentarische Demokratie mit einem "Macht-Gleichgewicht" zwischen Premier und Staatschef wieder hergestellt, sagte er vor den Abgeordneten. "Diese Kammer hat das Unmögliche heute möglich gemacht." Der Oppositionsführer in der Nationalversammlung, Chaudhry Nisar Ali, sicherte Gilani die Unterstützung bei der Lösung der Probleme des Landes zu.
Größere Autonomie für Provinzen
Die
Verfassungsänderung umfasst insgesamt 102 Klauseln. Sie ermöglicht auch,
dass ein Regierungschef nach einer zweiten Amtszeit noch einmal an die
Spitze der Regierung treten darf. Damit könnte auch der populäre
Oppositionsführer Nawaz Sharif, der von Musharraf vor sieben Jahren gestürzt
worden war, wieder Regierungschef werden.
Die Reform sichert zudem den kleineren Provinzen größere Autonomie zu. Tritt sie in Kraft, heißt die Nordwestprovinz entsprechend eines Wunsches der mehrheitlich aus Paschtunen bestehenden Bevölkerung künftig Khyber-Pakhtoonkhwa. Damit sie Gesetzkraft erlangt, muss der Senat der Verfassungsänderung noch zustimmen. Eine Abstimmung wurde frühestens für nächste Woche erwartet.