Auf Grund des Jahrestags der Staatsgründung Israels kam es zu Unruhen.
Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen demonstrierenden Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften sowie Siedlern im Vorfeld des 63. Jahrestages der Staatsgründung Israels ist im Ostteil von Jerusalem ein 16-jähriger Palästinenser erschossen worden. Die Palästinenser begehen den Jahrestag am morgigen Sonntag als Nakba-Tag ("Tag der Katastrophe") zum Gedenken an die Vertreibung und Flucht im ersten Nahost-Krieg 1948. Aus Krankenhauskreisen verlautete am Samstag, der Jugendliche habe bei den Auseinandersetzungen nach den Freitagsgebeten einen Bauchschuss davongetragen. Er sei am frühen Samstagmorgen seinen Verletzungen erlegen.
Zusamenstöße
Palästinensische Jugendliche hatten im Stadtteil Silwan Steine und Molotow-Cocktails auf israelische Polizisten geworfen, außerdem wurden laut Medienberichten Molotow-Cocktails auf eine jüdische Siedlerenklave geschleudert. In Silwan kommt es immer wieder zu Gewalt zwischen Palästinensern, israelischen Sicherheitskräften und Siedlern. Israel hat den arabischen Ostteil Jerusalems während des Sechs-Tage-Krieges 1967 besetzt und betrachtet ganz Jerusalem als seine "ewige und unteilbare Hauptstadt". Dies wird von der internationalen Staatengemeinschaft nicht anerkannt, die Palästinenser beanspruchen Ost-Jerusalem als ihre Hauptstadt.
Ein Verwandter des Opfers sagte, ein israelischer Siedler habe auf den Burschen geschossen. Ein Sprecher der Hilfsorganisation Roter Halbmond teilte mit, ein anderer Jugendlicher sei in Silwan von einer Kugel in den Genitalbereich getroffen worden. Ein AFP-Korrespondent sah mindestens vier Palästinenser, die in dem Viertel durch Gummigeschoße verletzt wurden. Zu Zusammenstöße kam es auch in anderen Stadtteilen. Die israelische Polizei rechnete mit anhaltenden Protesten über das Wochenende. In Israel sind tausende Polizisten allein in Jerusalem im Einsatz, um Störungen des öffentlichen Lebens zu verhindern.
Neuer Aufstand
Palästinenser haben über Facebook und Twitter für den 15. Mai zu einem neuen Aufstand (Intifada) gegen Israel aufgerufen. Während der ersten Intifada, die 1987 begann, wurden rund 1400 Palästinenser und etwa 270 Israelis getötet. Seit Beginn der zweiten Intifada im Jahr 2000 und bis zum Gaza-Krieg zur Jahreswende 2008/09 kamen knapp 4800 Palästinenser ums Leben. In den Jahren 2000 bis 2007 wurden bei 140 palästinensischen Selbstmordanschlägen 542 Menschen getötet.
Die palästinensischen Sicherheitskräfte kündigten am Freitag an, dass sie gewaltsame Proteste im Westjordanland unterbinden würden. Demonstranten würden auch daran gehindert, in Richtung israelischer Kontrollposten oder Siedlungen zu marschieren. Kundgebungen seien nur in den Innenstädten erlaubt.