207 Tote sind bestätigt und über 500 wurden verletzt. Auch 32 Ausländer unter den Opfern.
Sri Lanka. Bei einer verheerenden Anschlagsserie auf christliche Kirchen und Hotels sind am Ostersonntag in Sri Lanka nach Polizeiangaben mindestens 207 Menschen getötet worden. Bei den koordinierten Explosionen wurden außerdem mehr als 500 Menschen verletzt, wie Sprecher von sieben örtlichen Krankenhäusern der Deutschen Presse-Agentur sagten.
Weiterer Sprengsatz unschädlich gemacht
Selbstmord-Attentäter stand bei Frühstücks-Buffet an
Keine Maßnahmen trotz Drohungen
13 Festnahmen
Vize-Verteidigungsminister: Es war Terror
Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene sprach von einem "terroristischen Vorfall" und machte "extremistische Gruppen" für die Bluttaten verantwortlich. Die Verantwortlichen seien identifiziert. Er verhängte eine zwölfstündige, landesweite Ausgangssperre bis zum frühen Morgen (Ortszeit). Die Regierung sperrte am Sonntag zudem vorübergehend den Zugang zu sozialen Medien. Am Montag und Dienstag bleiben alle Schulen im Land geschlossen.
Keine betroffenen Österreicher
Bisher gibt es keine Hinweise auf betroffene Österreicher. Die Lage sei aber weiter unübersichtlich, hieß es am Sonntag aus dem Außenministerium auf Anfrage der APA. Die zuständige Botschaft in Indiens Hauptstadt Neu Delhi sei mit den Behörden in Sri Lanka in Kontakt.
Warnung vor möglichen Selbstmordanschlägen
Die Hintergründe der Explosionen waren zunächst unklar. In einem Schreiben vom 11. April an führende Sicherheitsvertreter hatte die Polizei vor Plänen der radikalislamischen Gruppe NTJ gewarnt, Selbstmordanschläge auf Kirchen sowie auf die indische Botschaft in Colombo zu verüben. Sie berief sich dabei auf Informationen eines "ausländischen Geheimdiensts".
Die NTJ soll hinter der Beschädigung buddhistischer Statuen in Sri Lanka im vergangenen Jahr stehen. Von Angriffen ausländischer Islamisten blieb das Land bisher verschont.
Bei den Kirchen handelte es sich um die St.-Antonius-Kirche in der Hauptstadt Colombo, die St.-Sebastians-Kirche im rund 30 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Negombo sowie die Zionskirche in Batticaloa, rund 250 Kilometer östlich von Colombo. In den Gotteshäusern fanden gerade Ostermessen statt. Dort gab es die meisten Opfer. Allein in der Kirche in Negombo starben nach offiziellen Angaben mehr als 100 Menschen.
Weitere Explosionen erschüttern Region
Insgesamt gab es am Sonntag mindestens acht Detonationen, darunter drei in Kirchen und drei weitere in Luxushotels. Bei den Kirchen handelte es sich um die St.-Antonius-Kirche in der Hauptstadt Colombo, die St.-Sebastians-Kirche im rund 30 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Negombo sowie die Zionskirche in Batticaloa, rund 250 Kilometer östlich von Colombo. In den Kirchen fanden gerade Ostergottesdienste statt. Dort gab es die meisten Opfer. Nach Polizeiangaben wurde die Attacke auf die Kirche in Negombo vermutlich von einem Selbstmordattentäter ausgeführt.
Explosionen fast gleichzeitig
Sri Lanka Bombings:
— PM Breaking News (@PMBreakingNews) April 21, 2019
- Massive explosions strike 3 churches and 3 hotels in coordinated Easter Sunday attack in Sri Lanka
- At least 160 dead, 368 injured
- 2 of the attacks were suicide bombings
- Sri Lankan police were warned of bombings last weekpic.twitter.com/lkFOWy1kyh
Szenen wie aus einem Horrorfilm
Bestürzung rund um den Globus
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus und bot Hilfe an. Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte dem Präsidenten Sri Lankas. Der russische Präsident Wladimir Putin sprach von einem "grausamen und zynischen Verbrechen". Israels Staatspräsident Reuven Rivlin äußerte sich ähnlich.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schrieb: "Das ist ein Angriff auf die gesamte Menschheit." Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez twitterte: Der Tod "Dutzender Menschen, die Ostern feierten, bringt uns zum Weinen". Die britische Premierministerin Theresa May forderte: "Wir müssen zusammenhalten und sicherstellen, dass niemand seinen Glauben in Furcht praktizieren muss."
Indiens Ministerpräsident Narendra Modi sprach von Barbarei, für die in der Region kein Platz sei. Irans Außenminister Mohammed Javad Zarif kondolierte Regierung und Bevölkerung von Sri Lanka
Auch Kurz "tief erschüttert & besorgt"
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zeigte sich betroffen. "Ich bin tief erschüttert und besorgt über hinterhältige terroristische Anschläge auf mehrere Kirchen und Hotels in #SriLanka mit stetig steigenden Opferzahlen", so Kurz. "Meine Gedanken sind bei den Verletzten und Angehörigen", twitterte er. Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) verurteilten am Sonntag die Anschläge.
Papst Franziskus drückte er seine Trauer wegen der Serie tödlicher Explosionen in Kirchen in Sri Lanka aus. Mit großer Betroffenheit beklagte auch der Wiener Erzbischof das durch die Bombenattentate in Sri Lanka am Ostersonntag ausgelöste "sinnlose Leid so vieler Menschen". Der heutige Ostersonntag sei "von blutigen Anschlägen überschattet", sagte Kardinal Christoph Schönborn bei der Eröffnung des Ostergottesdienstes am Sonntag im Wiener Stephansdom.
Eine 20 Jahre alte Touristin aus Dänemark, die mit drei Freundinnen in einem Hotel in Colombo untergekommen ist, sagte dem dänischen Rundfunk zur Explosion in der St.-Antonius-Kirche: "Es herrschte Chaos in der Straße mit Menschen und Rettungswagen überall. Viele der Einheimischen haben die Straße hinunter gezeigt und gesagt, es habe eine Explosion gegeben und viele seien tot."
Beliebtes Touristenziel im Schatten des Bürgerkriegs
Nur etwa sieben Prozent der Bevölkerung Sri Lankas sind Christen. Die Mehrheit sind Buddhisten.
Die Kirchenverwaltung NCEASL, die mehr als 200 Kirchen und andere christliche Organisationen in Sri Lanka vertritt, hatte sich jüngst besorgt über vermehrte Übergriffe geäußert. 2018 seien 86 Fälle von Diskriminierung, Drohungen und Gewalt gegen Christen und ihre Einrichtungen bekanntgeworden. In diesem Jahr seien es bisher 26 gewesen. So hätten buddhistische Mönche wiederholt versucht, christliche Gottesdienste zu stören.
Jedes Jahr reisen viele Urlauber in das frühere Ceylon. Der Inselstaat von der Größe Bayerns hat gut 20 Millionen Einwohner. Er bietet neben tropischen Stränden unter anderem mehrere UNESCO-Welterbestätten, sechs Kultur- und zwei Naturdenkmäler.
Sri Lankas Bürgerkrieg war 2009 nach 26 Jahren zu Ende gegangen. Die Rebellengruppe Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) hatte für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden des Landes gekämpft. Die Armee ging gegen die Aufständischen mit aller Härte vor und besiegte sie schließlich. Die UN wirft beiden Seiten Kriegsverbrechen vor.