Pontifikat zu Ende
Papst: Abflug in die Pension
28.02.2013
Nach 2.872 Tagen im Amt ging Papst Benedikt ganz offiziell in Pension.
Jetzt ist es fix: Papst Benedikt XVI. gehört offiziell der Vergangenheit an. Donnerstag um Punkt 20 Uhr endete die Amtszeit des 85-Jährigen, der sich nun „Emeritierter Papst“ nennt, nur mehr einen einfachen, weißen Talar trägt und seine roten Prada-Schuhe gegen braune Halbschuhe eingetauscht hat. Doch sein letzter Tag als Oberhaupt der katholischen Kirche lief längst nicht ohne Emotionen ab.
- Um Punkt 10.50 Uhr empfängt Benedikt ein letztes Mal seine Kardinäle. „Unter euch ist mein Nachfolger“, erklärt der Pontifex. Und: „Ihm werde ich unbedingten Gehorsam und Ehrfurcht entgegenbringen.“ Ebenfalls dabei: Kardinal Christoph Schönborn.
- Nach dem Mittagessen versiegelt Benedikt seine Privatzimmer, verabschiedet sich von seinen engsten Mitarbeitern.
- Um 16.56 Uhr wird er unter dem Applaus seiner Mitarbeiter im Innenhof des Vatikans zum Auto geleitet. Sein Chauffeur bricht in Tränen aus. Ein Autokorso bringt Benedikt zum Hubschrauberlandeplatz.
- Um 17.03 Uhr besteigt er seinen Heli, um Punkt 17.07 Uhr hebt er ab. In ganz Rom läuten jetzt die Glocken.
- 17 Minuten später landet Benedikt in Castel Gandolfo, 24 Kilometer südlich von Rom. Hier wird er die nächsten zwei Monate wohnen.
- Im Castel haben sich Tausende Pilger versammelt. „Benedetto“-Rufe erklingen.
- 17.38 Uhr: Ein letztes Mal zeigt sich der Papst den Gläubigen am Balkon. Er sieht entspannt aus und dankt für „die viele Unterstützung.“.
- Drei Minuten später zieht er sich zurück. Um 20 Uhr endete dann seine Amtszeit.
Ab jetzt startet Suche nach neuem Papst
Nach dem Rückzug von Papst Benedikt wartet die Welt nun gespannt auf die Wahl des neuen Pontifex. Der Zeitplan:
- Am Freitag schickt Kardinaldekan Angelo Sodano Briefe an alle lebenden Kardinäle und ruft sie auf, nach Rom zu kommen.
- Am Montag werden die Kardinäle (60 sind bereits vor Ort) zu einem ersten Treffen zusammenkommen. Hier soll ein Starttermin für die Papstwahl gefunden werden.
- Auch wenn viele mit einem raschen Beginn rechnen, die Wahl selbst wird wohl länger dauern als 2005 (26 Stunden). Denn es gibt heuer wesentlich mehr Kandidaten.
- Ebenfalls weiterhin im Rennen: Kardinal Christoph Schönborn, der bereits seit Dienstag in Rom ist. Er gilt unter Insidern als Reformist, begabter Redner, und er holte auch in den Wettbüros kräftig auf. Bereits Mitte März, also noch vor Ostern, soll der neue Papst feststehen.
Ein Schweizergardist schließt das Tor der Residenz in Castel Gandolfo; Foto: AP
Austro-Mönche: "Wir waren seine letzte Audienz!"
ÖSTERREICH: Sie sind mit 30 Personen nach Rom gefahren, um den Grundstein der Hochschule des Stifts Heiligenkreuz vom Papst segnen zu lassen. Wie war es für Sie?
Pater Karl: Was wir erlebt haben, hat uns natürlich überwältigt. Eine halbe Stunde hat sich Papst Benedikt Zeit für die Audienz und die Segnung genommen. Das war eine sehr große Ehre für uns.
ÖSTERREICH: Und es war die letzte Segnung, die der Papst überhaupt durchgeführt hat.
Pater Karl: Das stimmt. Wir haben uns sehr gefreut, dass Papst Benedikt weiterhin an dem Termin festgehalten und unserem Abt auch die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch gegeben hat.
ÖSTERREICH: Worüber haben Sie gesprochen?
Pater Karl: Der Papst hat sich erkundigt, wie es unserer Hochschule geht, die er ja 2007 selbst besucht hat und die auch seinen Namen trägt. Dann hat er gesagt, er will uns in seine Gebete einschließen, und hat auch uns gebeten, für ihn zu beten. Das war sehr bewegend, denn wann passiert so etwas schon mal? Toll war auch, dass so viele junge Menschen bei seiner letzten Generalaudienz waren.
ÖSTERREICH besuchte Benedikt XVI.
Er hatte gerade zwei Stunden in der prallen Hitze Roms seine Generalaudienz gehalten. Trotzdem ließ er es sich damals – vor zwei Jahren – nicht nehmen, eine Gruppe österreichischer Journalisten persönlich zu begrüßen. Papst Benedikt wirkte dabei bescheiden und interessiert: „Werden Sie auch über das hier schreiben?“, fragte er mich. Er schien sich zu freuen, Deutsch sprechen zu können, ging gebückt, aber hatte wache Augen. Zum Abschied drückte er uns noch einmal fest die Hand, lächelte und entschwand langsam.
ÖSTERREICH-Redakteurin Isabelle Daniel bei Papst Benedikt XVI.
VIDEO: 250.000 kamen zum Abschied von Papst Benedikt XVI.
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21.06 Uhr: Im Wiener Stephansdom feierte Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen eine Dankmesse zum Abschluss des Pontifikats Benedikts XVI.
Messe im Stephansdom; Foto: APA
20.18 Uhr: Kardinalskollegium leitet Kirche
Mit Beginn der Sedisvakanz geht die Leitung der katholischen Kirche und des Vatikanstaates vorübergehend an das Kardinalskollegium über. Seine Befugnisse sind aber auf Aufgaben und Entscheidungen beschränkt, die nicht aufgeschoben werden können. Von Päpsten erlassene Gesetze dürfen in dieser Zeit nicht korrigiert oder abgeändert werden. Die zwischenzeitliche Verwaltung der Kirche übernimmt der Camerlengo mit drei Kardinal-Assistenten. Das Kardinalskollegium bereitet vor allem die Wahl des neuen Papstes vor.
20.08 Uhr: Wohnung versiegelt
Der Kardinalkämmerer (Camerlengo) der römischen Kirche, Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone (78), versiegelte in der dritten Etage des Apostolischen Palastes im Vatikan die Wohnung Benedikts XVI. und den Aufzug, der dorthin führt. Es ist das gleiche Zeremoniell wie beim Tod eines Papstes. Bis zur Wahl eines Nachfolgers bleiben die Räume verschlossen. Auch der Fischerring Benedikts XVI. hat keine Funktion mehr.
20.04 Uhr: Tor geschlossen, Schweizergarde zieht ab
Um Punkt 20 Uhr wurde das Tor der päpstlichen Sommerresidenz in Castel Gandolfo geschlossen. Benedikt XVI. ist ab jetzt emeritierter Papst. Die Schweizergarde zog von Castel Gandolfo ab. Ihr Auftrag ist der Schutz des amtierenden Papstes.
Ein Schweizergardist schließt das Tor der Residenz in Castel Gandolfo; Foto: AP
20.00 Uhr: Sedisvakanz begonnen
Das Pontifikat Benedikts ist zu Ende. Ab sofort beginnt die Sedisvakanz, die Zeit ohne den Papst, die mit der Wahl eines neuen Pontifex durch die Kardinäle im Konklave zu Ende gehen wird.
19.48 Uhr: Favoriten auf die Nachfolge
Wer wird Nachfolger von Benedikt XVI.? Die britischen Buchmacher bieten Wetten an, wer der neue Papst wird. Die Favoriten von William Hill sind Peter Turkson (Quote 3,5), Angelo Scola (Quote 3,75), Tarciso Bertone (Quote 5,0) und Angelo Bagnasco (Quote 6,0). Auch Österreichs Kardinal Christoph Schönborn befindet sich unter den chancenreichsten Kandidaten - für ihn gilt die Quote 15,0.
19.10 Uhr: Mit dem Ende des Pontifikats von Benedikt um 20 Uhr beginnt die Sedisvakanz, die Zeit ohne den Papst, die mit der Wahl eines neuen Pontifex durch die Kardinäle im Konklave zu Ende gehen wird.
18.17 Uhr: Um 20.00 Uhr geht Benedikts Pontifikat zu Ende. Als symbolisches Zeichen für das Ende dieses Pontifikats wird das Portal der Residenz geschlossen.
17.41 Uhr: "Danke und Gute Nacht"
"Danke und Gute Nacht. Danke Euch allen." Mit diesen Worten beendete der Papst seine letzte - äußerst kurze - Rede.
Papst wendet sich von der Loggia aus an die Gläubigen; Foto: AP
17.39 Uhr: "Ich bin kein Papst mehr"
Der Papst ist auf der Loggia und wendet sich an die Gläubigen. "Vielen Dank für Eure Freundschaft, das tut mir sehr gut", so Benedikt XVI. "Ich bin kein Papst mehr, ich bin ein Pilger, der beginnt, die letzte Etappe seiner Reise zu gehen."
17.38 Uhr: Letzter Tweet
"Danke für eure Liebe und Unterstützung. Ich wünsche, dass ihr immer Freude dabei erfahrt, Christus in die Mitte eures Lebens zu stellen", schrieb der 85-Jährige um 17.00 Uhr im Kurznachrichtendienst Twitter. Am Abend endet Benedikts Pontifikat, dann soll der Account zunächst stillgelegt werden, bis Benedikts Nachfolger entscheidet, ob auch er unter dem Namen "@Pontifex" weiter twittern will.
17.36 Uhr: Von der Loggia aus will sich der Papst an die Tausenden Gläubigen wenden, die einstweilen schon "Benedictus"-Sprechchöre anstimmten.
17.33 Uhr: Die Wagenkolonne hält beim Hintereingang des Apostolischen Palastes. Benedikt XVI. betritt das Palais durch den Garteneingang. Zahlreiche Pilger warten vor dem Palais - Benedikt XVI. will noch einmal eine Botschaft an sie senden.
17.27 Uhr: Der Papst ist in Castel Gandolfo gelandet. Der Pfarrer der örtlichen Gemeinde empfängt ihn. Nun geht es mit dem Wagen zum Apostolischen Palast.
17.22 Uhr: Der Hubschrauber nimmt Kurs auf die Vatikanischen Gärten von Castel Gandolfo. Der Bürgermeister wird ihn empfangen. Mit dem Auto geht es dann weiter zum Apostolischen Palast, wo schon zahlreiche Fans warten.
17.20 Uhr: In wenigen Minuten wird der Hubschrauber mit dem Papst an Bord bei Castel Gandolfo landen. Um 20 Uhr wird das Pontifikat offiziell enden.
17.08 Uhr: Papst abgeflogen
Der Hubschrauber hebt ab. Der weiße Helikopter fliegt den Papst nun in Richtung Castel Gandolfo, etwa 30 Kilometer Luftlinie - der Flug wird um die 15 Minuten dauern. Der Papst wird den Flug genießen, denn er ist ein erklärter Fan von Hubschrauber-Flügen. Benedikt XVI. mag den Blick von oben.
In diesem Helikopter ist Benedikt XVI. unterwegs nach Castel Gandolfo
17.07 Uhr: Die Glocken des Petersdoms läuten zum Abschied.
17.06 Uhr: Der Hubschrauber wirft den Motor an, die Rotorblätter beginnen sich zu drehen.
17.04 Uhr: Benedikt XVI. besteigt den Hubschrauber - übrigens ein Helikopter des italienischen Staates.
17.02 Uhr: In diesem Helikopter wird der Papst den Vatikan verlassen.
Bild: Reuters
16.58 Uhr: In einer beflaggten schwarzen Limousine verlässt der Papst den Platz. Mit ihm unterwegs ist Tarcisio Bertone (78), der auch die Amtsgeschäfte übernehmen wird.
16.55 Uhr: Nun verabschiedet sich Benedikt XVI. von Kardinälen und Mitarbeitern. Anschließend wird der Papst in einem Wagen zum Hubschrauberlandeplatz des Vatkans gebracht.
16.35 Uhr: Hubschrauber-Flug
Um 17 Uhr wird Benedikt XVI. einen Hubschrauber besteigen und den Vatikan verlassen. Der Helikopter wird den Papst in das Castel Gandolfo außerhalb Roms fliegen.
16.13 Uhr: Italiener Tarcisio Bertone führt die Amtsgeschäfte weiter
Nach dem Rücktritt von Benedikt XVI.übernimmt der Kardinalstaatssekretär bis zur Wahl eines neuen Papstes die Amtsgeschäfte. Tarcisio Bertone (78) ist bereits seit sechs Jahren als "rechte Hand" des Papstes tätig. Bertone ist unter 80 Jahre alt und nimmt damit auch an dem Konklave im März teil, bei dem die Kardinäle einen Papst wählen. Er galt bei der letzten Papst-Wahl wie auch jetzt als ein Kandidat für den Stuhl Petri.
15:20 Uhr: Neuen Papst erwarten in Polen wichtige Entscheidungen
Primas Kowalczyk erreicht im August Pensionsalter - Abdankung
von Benedikt hatte zunächst Schock ausgelöst.
14:06 Uhr: Zum Durchklicken: Alle Infos zu Papst-Wahl
13:15 Uhr: Letzte Amtshandlungen
Als einer der letzten Amtshandlungen vor seinem Rücktritt hat Papst Benedikt XVI. den Glasgower Erzbischof Philip Tartaglia vorübergehend zum Apostolischen Administrator der Erzdiözese St. Andrews und Edinburgh ernannt. Der Erzbischof übernimmt damit vorübergehend die Funktion von Kardinal Keith O'Brien, dessen Rücktrittsgesuch der Papst am 18. Februar angenommen hatte, wie Kathpress am Montag berichtete.
12:37 Uhr: Benedikt will seinem Nachfolger "bedingungslos gehorchen"
Benedikt XVI. verspricht seinem Nachfolger "Ehrerbietung und bedingungslosen Gehorsam" . Vor dem versammelten Kardinalskollegium in der Sala Clementina des Apostolischen Palasts im Vatikan rief er die Purpurträger - unter ihnen Kardinal Christoph Schönborn - auf, "folgsam" gegenüber dem Heiligen Geist zu sein, wenn sie sich demnächst im Konklave zur Wahl des Papstes versammeln werden.
12:18 Uhr: Gestern verabschiedete er sich bei seiner letzten Generalaudienz. 250.000 Pilger kamen. Hier das Video:
12:00 Uhr: Jetzt steht ersteinmal ein normaler Arbeitstag an - bis 17 Uhr
Um 17.00 Uhr wird Benedikt mit dem Hubschrauber nach Castel Gandolfo vor den Toren Roms fliegen, wo er die nächsten Monate wohnen wird. Um 20.00 Uhr endet seine Amtszeit offiziell - nach knapp acht Jahren. Dann beginnt die Sedisvakanz ("leerer Stuhl Petri").
11:30 Uhr: Kritik aus Australien
Wenige Stunden vor dem Rücktritt Papst Benedikts XVI. hat der ranghöchste australische Geistliche, Kardinal George Pell, die Entscheidung zum Amtsverzicht kritisiert. Der 85-Jährige mache es damit seinen Nachfolgern schwer, weil "Menschen, die mit einem der kommenden Päpste nicht einverstanden sind, jetzt Kampagnen für ihren Rücktritt anstoßen können", sagte Pell.