Als Beispiel für Ausnahmefälle führt Benedikt XVI. männliche Prostituierte an.
Papst Benedikt XVI. ist nach italienischen Medienberichten nicht mehr grundsätzlich gegen den Gebrauch von Präservativen. Es möge "begründete Einzelfälle" geben, in denen ihre Benutzung etwa die Ansteckungsgefahr bei Krankheiten verringern könne, zitierte die Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano" am Samstag im Voraus aus einem Interview-Buch mit dem Kirchenoberhaupt. Als Beispiel für akzeptable Ausnahmefälle führt Benedikt demnach männliche Prostituierte an, die die Ausbreitung von HIV verhindern wollten.
"Keine moralische Lösung"
Der Papst sagte in dem Gespräch, die katholische Kirche sehe die Verwendung von Kondomen "natürlich nicht als wirkliche und moralische Lösung an". Ein begründeter Einzelfall für eine Ausnahme von dieser Haltung könne aber etwa der Fall sein, dass Prostituierte ein Kondom verwenden. Dies könne dann "ein erster Schritt zu einer Moralisierung" sein und könne helfen ein Bewusstsein zu entwickeln, "dass nicht alles gestattet ist und man nicht alles tun kann, was man will".
Papst Benedikt XVI. hat damit eine historische Wende der katholischen Kirche vollzogen. Wenn es darum gehe, die Ansteckungsgefahr zu verringern, könne der Einsatz von Kondomen "ein erster Schritt sein auf dem Weg hin zu einer anders gelebten, menschlicheren Sexualität", sagte er. Bisher vertrat die katholische Kirche trotz massiver öffentlicher Kritik die Position, dass auch im Kampf gegen die weitere Ausbreitung von Aids der Einsatz von Präservativen nicht gestattet werden dürfe.
Erster Papst für Kondome
Benedikt XVI. ist damit der erste Papst, der die Benutzung von Kondomen gestattet. Die Aussagen des Papstes sind Bestandteil des neuen Interview-Buchs des deutschen Journalisten Peter Seewald. Das Werk wird kommende Woche unter dem Titel "Licht der Welt: Der Papst, die Kirche und die Zeichen der Zeit" erscheinen.