Die Zeremonie ist mit einem Sündenablass für alle Menschen verbunden.
Papst Franziskus hat am Ostersonntag von der Mittelloggia des Petersdoms aus den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" ("der Stadt und dem Erdkreis") erteilt. Rund 150.000 Gläubige verfolgten bei Regenwetter die Zeremonie auf dem Petersplatz. Vor dem Segen hatte Franziskus die Ostermesse zelebriert.
Beim traditionellen Segen "Urbi et Orbi" benannte das Kirchenoberhaupt die vielen Krisenherde rund um den Globus und bat um mehr Anstrengungen, Konflikte zu beenden und leidenden Menschen beizustehen. Frieden erbat Franziskus zunächst vor allem für Syrien und für den Irak. Er äußerte die Hoffnung, dass das "Getöse der Waffen" ein Ende nehme und das gute Zusammenleben der verschiedenen Gruppen, aus denen sich die Bevölkerung dieser geschätzten Länder zusammensetzt, wiederhergestellt werde.
Osterwache und Taufe
In der Nacht hatte Franziskus im Dom die Osterwache gefeiert. In der Vorhalle der Kirche wurde das Osterlicht entzündet und in den Petersdom gebracht. Franziskus taufte zehn Personen. In seiner Predigt forderte der 78-Jährige die Menschen auf, ihren Glauben wiederzuentdecken und sich an seinen Ursprung zu erinnern. Für Franziskus war es nach seiner Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche 2013 seine dritte Osternacht.
Papst denkt an Rücktritt
Amtsmüde. Papst Franziskus wirkte fit, konditionsstark, konzentriert. Aber: Wird er auch im nächsten Jahr das Osterfest als Papst zelebrieren? Spekulationen über seinen Gesundheitszustand und seine Amtsmüdigkeit reißen nicht ab. Im Gegenteil: Franziskus befeuert sie sogar. Zuletzt meinte er in einem Interview mit dem mexikanischen TV-Sender Televisa: „Mein Pontifikat wird kurz sein.“. Es werde nicht mehr als vier oder fünf Jahre andauern. Drei Jahre sind schon vorbei.
72 Prozent mit Papst zufrieden
Verständnis. Auch Kardinal Christoph Schönborn ging zuletzt im ÖSTERREICH-Interview auf eine mögliche Amtsmüdigkeit des Papstes ein: „Er hat nur einen Lungenflügel. Er spart seine Kräfte nicht. Er gibt sich voll und ganz hin für seinen Dienst“, meinte Schönborn.
Besser als Benedikt
Ein Rücktritt wäre für Schönborn somit nicht unmöglich: „Papst Benedikt hat eine Türe geöffnet, die auch für seine Nachfolger aufgegangen ist. Ein Rücktritt von Papst Franziskus ist also denkbar.“ Und: „Wir sollten durchaus Verständnis haben, sollte er eines Tages sagen: Ich habe nicht mehr die Kräfte.“
Umfrage: Mehrheit ist gläubig
Bei den Osterfeierlichkeiten war von einer Amtsmüdigkeit noch nichts zu spüren: Papst Franziskus wurde gefeiert wie ein Superstar.
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"Mein Pontifikat wird kurz sein"
- Papst Franziskus über seine Amtszeit: „Ich habe das Gefühl, dass mein Pontifikat kurz sein wird. Vier oder fünf Jahre. Ich weiß nicht. Zwei Jahre sind schon vorüber. Ich habe das etwas vage Gefühl, dass mich der Herr für eine kurze Mission ausgewählt hat. Es ist aber nur ein Gefühl. Mir stehen also alle Möglichkeiten offen.“
- Über einen möglichen Rücktritt: „Ich glaube, Benedikt (trat 2013 zurück, Red.) hat mit viel Mut eine Tür für emeritierte Päpste geöffnet. Man sollte Benedikt nicht als Ausnahme sehen.“
- Über seine Freude an der Arbeit im Vatikan: „Sie missfällt mir nicht. Ich habe aber Lust, irgendwann einmal den Vatikan zu verlassen, ohne erkannt zu werden, um eine Pizza essen zu gehen.“
- Über körperliche Anstrengung: „Anstrengend sind die vielen Reisen. Ich reise generell nicht gerne, bin lieber zu Hause, hänge an meinem Umfeld. Anfangs hat mir Rom nicht gefallen, aber jetzt fühle ich mich hier wohl.“
"Sollten Amtszeiten für die Päpste einführen"
ÖSTERREICH: Wie schätzen Sie die Gesundheit des Papstes derzeit ein?
Hubert Feichtlbauer: Das ist alles Gegenstand vieler Spekulationen. Daran sollte man sich ohne echte Beweise nicht beteiligen. Ich hoffe in jedem Fall, dass seine Gesundheit noch sehr lange anhält.
ÖSTERREICH: Trauen Sie ihm einen Rücktritt wie jenen von Benedikt XVI. zu?
Feichtlbauer: Sofort. Ich halte zudem die Rücktrittsentscheidung von Benedikt für eine historische Tat. Es gab genug Päpste, die glaubten, bis zur totalen körperlichen und geistigen Erschöpfung durchhalten zu können. Ganz allgemein würde ich mir wünschen, dass auch Päpste und Bischöfe für eine bestimmte Amtszeit und nicht auf Lebenszeit eingesetzt werden.
ÖSTERREICH: Wie bewerten Sie Franziskus’ Leistungen?
Feichtlbauer: Es ist positiv, dass er mit nicht-europäischer Sicht an die Dinge herangeht. Er stellt verkrustete Strukturen zur Debatte. Das irritiert Kreise der Kirche – zu Recht. Sie sollen sich endlich aus ihrer behaglichen Machtverteidigung aufgeschreckt fühlen.
(küe)
Wie krank ist er wirklich?
Im Juni 2014 musste er sogar einige Termine „wegen plötzlichenm Unwohlseins“ absagen. Kurz darauf – im August vergangenen Jahres – äußerste er sich erstmals öffentlich über einen möglichen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen: „Falls er sich eines Tages nicht mehr in der Lage fühlen sollte, die katholische Kirche weiter zu führen, werde er beten und das Ggleiche tun wie Benedikt, sagte der Papst auf dem Rückflug aus Südkorea nach Rom.
Lungenflügel. Franziskus wird im Dezember 79 Jahre alt. Sein größtes Handicap: 1957 wurde ihm nach einer schweren Lungenentzündung der rechte Lungenflügel teilweise entfernt. Hinzu kommen Gelenksprobleme an Knie und Hüfte. Er trägt orthopädische Schuhe, lässt langes Kknien bei Gottesdiensten aus. Seine Ärzte werfen ihmn vor, übergewichtig zu sein.
Vorbild. Franziskus stellte bereits mehrmals klar, dass er bei „schwindender Gesundheit oder abnehmenden Kräften“ dem Beispiel seines Vorgängers Benedikt XVI. folgen und zurücktreten werde.