Stellungnahme

Papst-Schreiben zu Missbrauch am Freitag

17.03.2010

Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel fordert konsequente Aufklärung.

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Papst Benedikt XVI. will am Freitag den angekündigten Brief an die irischen Bischöfe zum Missbrauchsskandal unterzeichnen. Ob das Schreiben auch ausdrücklich auf die Fälle in Deutschland eingehen wird, ist unklar. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel verlangte im Bundestag eine schonungslose Aufklärung des Missbrauchsskandals in katholischen und anderen Einrichtungen. Die katholischen Bischöfe in Bayern beraten seit Mittwoch über das Thema.

Bei der Generalaudienz in Rom sagte der Papst, nach der schweren Krise der katholischen Kirche in Irland habe er als Zeichen seiner "tiefen Sorge einen Hirtenbrief zu dieser schmerzvollen Situation verfasst". In Irland erschüttern bereits seit Jahren tausende Missbrauchsfälle die Kirche. Vatikankreisen zufolge wurde das Erscheinen des Briefes durch den Skandal in Deutschland verzögert. Immer mehr Katholiken hatten in den vergangenen Tagen das öffentliche Schweigen des Papstes zu dem Thema kritisiert.

Merkel sagte, sexueller Missbrauch an Kindern sei ein verabscheuungswürdiges Verbrechen. Die Fälle müssten aufgeklärt werden. Die Menschen, die so etwas erfahren hätten, müssten sich in der Gesellschaft aufgehoben fühlen. Auch wenn viele Fälle aus der katholischen Kirche gemeldet worden seien, habe es keinen Sinn, das Problem darauf zu begrenzen. Missbrauch ereigne sich in vielen Bereichen der Gesellschaft.

Die deutsche Regierung will die Missbrauchsfälle nun in einem einzigen Gremium aufarbeiten. Getrennte Runde Tische des Justiz- und des Familienministeriums soll es nach den Worten von Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger nicht geben.

Die Deutsche Bischofskonferenz sicherte den im Bundestag vertretenen Parteien eine volle Aufklärung der Vorwürfe zu. Ihr Vorsitzender Robert Zollitsch betonte bei einem Treffen mit den kirchen- und religionspolitischen Sprechern der Fraktionen in Berlin, dass die katholische Kirche alles tun werde, um eine lückenlose Aufklärung und vollständige Transparenz der Fälle sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen zu garantieren. Das teilte die Bischofskonferenz in Bonn nach dem Treffen mit. An dem Gespräch nahmen Vertreter von CDU/CSU, FDP, SPD und Grünen teil.

Der Tübinger Theologe Hans Küng forderte vom Papst ein persönliches Schuldeingeständnis für den Missbrauch in der Kirche. Benedikt XVI. trage als Papst und langjähriger Präfekt der Glaubenskongregation die Verantwortung dafür, dass die Kirche solche Fälle jahrzehntelang geheim gehalten habe. "Die Wahrhaftigkeit würde es verlangen, dass der Mann, der seit Jahrzehnten die Hauptverantwortung für die weltweite Vertuschung hatte, eben Joseph Ratzinger, sein eigenes 'mea culpa' (meine Schuld) spricht", schrieb der Theologe in einem Gastbeitrag für die "Süddeutsche Zeitung" (Mittwoch-Ausgabe). "Bei keinem Menschen in der Kirche gingen so viele Missbrauchsfälle über den Schreibtisch wie gerade bei ihm."

Von den Missbrauchsfällen bei den Regensburger Domspatzen habe Ratzinger ohne Zweifel gewusst, schrieb Küng. Schließlich sei er acht Jahre lang Professor in Regensburg gewesen und habe eine sehr enge Verbindung zu seinem Bruder Georg gehabt, der damals Domkapellmeister war. Als Erzbischof von München und Freising habe er die Verantwortung dafür getragen, dass ein wegen sexuellen Missbrauchs versetzter Priester in der Gemeindearbeit in Oberbayern eingesetzt wurde, wo er sich erneut an Jugendlichen verging. Als Präfekt der Glaubenskongregation habe Ratzinger 2001 dafür gesorgt, dass alle Missbrauchsfälle unter päpstliche Geheimhaltung gestellt wurden.

Die katholischen Bischöfe in Bayern nahmen am Mittwoch ihre Beratungen zum Missbrauchsskandal auf. Mit Spannung wurde erwartet, ob die Oberhirten bei ihrer zweitägigen Frühjahrsvollversammlung im oberfränkischen Wallfahrtsort Vierzehnheiligen ein gemeinsames Wort der Entschuldigung finden würden.

Die deutsche Gewerkschaft der Polizei forderte die katholische Kirche auf, Fälle von sexuellem Missbrauch in ihren Einrichtungen nicht auf eigene Faust aufzuklären. "Ermittler in Priesterrobe ersetzen nicht die Polizei", so der Chef der Gewerkschaft, Konrad Freiberg, in Berlin. Bei Verdacht auf Kindesmissbrauch durch Priester oder kirchliche Mitarbeiter sollte sofort Anzeige bei der Polizei erstattet werden. Vor allem minderjährige Opfer dürften auf keinen Fall von Laien dazu befragt werden, mahnte Freiberg.

Das Oberhaupt der katholischen Kirche in Irland, Kardinal Sean Brady, entschuldigte sich unterdessen wegen der Vertuschung von Kindesmissbrauch bei den Opfern. Gleichzeitig deutete er an, über seine Zukunft "nachzudenken". Ihm war vorgeworfen worden, die Taten eines Priesters in den 70er Jahren nicht der Polizei gemeldet zu haben. Danach wurden Rücktrittsforderungen immer lauter, die Brady zurückwies.

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