ISIS bekennt sich

Das ist der Attentäter von Paris

20.04.2017

Ein Polizist wurde auf den Champs-Élysées getötet - ISIS reklamiert Anschlag für sich.

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Drei Tage vor Beginn der Präsidentschaftswahl ist Frankreich offenbar von einem neuen Anschlag erschüttert worden: Bei einem Angriff auf Polizisten auf dem Prachtboulevard Champs-Élysées wurden am Donnerstagabend nach Regierungsangaben ein Beamter und der Schütze getötet und drei weitere Menschen verletzt. Zu der Tat bekannte sich die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS).

Laut Ermittlerkreisen war der 39-jährige Täter bereits polizeibekannt. Präsident Francois Hollande sagte nach einer Krisensitzung im Élysée-Palast, die Regierung sei überzeugt davon, dass der Angriff einen "terroristischen Hintergrund" habe. Der Schütze habe gezielt auf Polizisten und ihren Wagen gefeuert, bevor er erschossen wurde.
 

© Reuters

Unter den drei Verletzten ist nach Angaben Hollandes neben zwei Polizisten auch eine Touristin. Sie soll laut Polizei durch einen Splitter leicht verletzt worden sein. Ihre Nationalität wurde nicht mitgeteilt.

Des getöteten Polizisten soll Freitag früh landesweit gedacht werden. Zudem berief Hollande für Freitag eine Sitzung des nationalen Sicherheitskabinetts ein. Bei der bevorstehenden Präsidentenwahl werde für äußerste Sicherheit gesorgt, versprach er. Nach zahlreichen islamistisch motivierten Anschlägen gilt in Frankreich noch immer der Ausnahmezustand.
 



ISIS bekennt sich
 Zu dem Angriff von Donnerstagabend bekannte sich der IS über sein Propaganda-Sprachrohr Amaq. Die Agentur identifizierte den Täter als einen Kämpfer namens "Abu Yussef der Belgier".

Die Antiterror-Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Ihr Leiter Francois Molins erklärte, der Täter sei "bekannt" und seine Identität "verifiziert". Details wollte er aus ermittlungstaktischen Gründen nicht nennen.
 



Angreifer saß bereits wegen Schüssen auf Polizisten in Haft

Die Nachrichtenagentur AFP erfuhr aus Ermittlerkreisen, dass der Angreifer - ein 39-jähriger Franzose - wegen zwei Angriffen mit Schusswaffen auf zwei Polizisten und einen dritten Mann 2005 zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war. Er soll vor dem Angriff die Absicht geäußert haben, Polizisten zu töten. Die Behörden durchsuchten eine Wohnung in einem Pariser Vorort, in der der Mann zuletzt gewohnt haben soll.

Ein Polizeivertreter sagte, der Angreifer sei in einem Auto vorgefahren und ausgestiegen. Er habe mit einer Automatikwaffe auf das Polizeifahrzeug geschossen. "Er hat einen der Polizisten getötet und versucht, im Laufen noch weitere zu treffen."

Komplize stellte sich in Belgien

Die belgischen Behörden warnten ihre französischen Kollegen am Donnerstag vor einem "sehr gefährlichen" Mann, der den vom IS genannten Vornamen trägt und sich womöglich nach Frankreich begeben wollte. Bei einer Wohnungsdurchsuchung waren Waffen, Sturmhauben und ein auf Donnerstag datiertes Zugticket für eine Fahrt nach Frankreich gefunden worden. Der 35-Jährige meldete sich aber in der belgischen Stadt Antwerpen bei der Polizei. Den Behörden zufolge ist vollkommen unklar, ob es eine Verbindung zu dem Pariser Anschlag gibt.


 

© Maps

Der Schusswechsel ereignete sich im Zentrum von Paris
 

So reagiert die Politik

Die Sicherheitskräfte riegelten die Champs-Élysées nach dem Angriff weiträumig ab, sperrten mehrere Métro-Stationen und riefen die Bevölkerung auf, den Bereich zu meiden. Über dem Boulevard kreiste ein Hubschrauber. Der Besitzer eines Restaurants nahe den Champs-Élysées sagte AFP, es sei ein kurzer, aber intensiver Schusswechsel zu hören gewesen. "Wir haben unsere Kunden im Keller versteckt."

US-Präsident Donald Trump hat Frankreich nach den tödlichen Schüssen auf Polizisten in Paris sein Beileid ausgesprochen. "Es sieht nach einem weiteren Terroranschlag aus", sagte Trump am Donnerstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem italienischen Ministerpräsidenten Paolo Gentiloni in Washington. Trump sprach weiter von einem "schrecklichen Vorfall" und fügte hinzu: "Wir müssen stark und wachsam sein." Auch Gentiloni kondolierte dem französischen Volk.


Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) verurteilte den "abscheulichen Angriff" auf Polizisten in Paris via Twitter: "Meine Gedanken sind bei der Familie und den Freunden des Opfers", so Kurz am späten Donnerstagabend.

Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte auf Twitter, Deutschland stehe "fest und entschlossen an der Seite Frankreichs". Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ via Twitter mitteilen: "Mein Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Familien." Auch US-Präsident Donald Trump sprach den Franzosen sein Mitgefühl aus. "Es endet einfach nie", sagte er in Washington zur anhaltenden Terrorgefahr.
 



Hohe Terrorgefahr
 In Frankreich sind vor der Wahl tausende Polizisten und Soldaten im Einsatz. Seit den islamistischen Anschlägen im November 2015 gilt der Ausnahmezustand. Bei Anschlägen 2015 und 2016 wurden insgesamt 238 Menschen getötet.

Der Angriff auf die Champs-Élysées ereignete sich während einer Serie von Live-Interviews mit den elf Präsidentschaftskandidaten im Sender France 2. Die Präsidentschaftskandidaten Marine Le Pen, Emmanuel Macron und Francois Fillon sagten für Freitag geplante Wahlkampfveranstaltungen ab. Zahlreiche französische Politiker äußerten sich bestürzt und verurteilten die Tat.

Erst zu Wochenbeginn hatten die französischen Behörden nach eigenen Angaben einen Anschlag vereitelt. In Marseille wurden zwei "radikalisierte" Verdächtige festgenommen. Bei einer Wohnungsdurchsuchung wurden unter anderem Sprengstoff, Schusswaffen sowie eine IS-Flagge gefunden. In den vergangenen Jahren hatte es in Frankreich immer wieder Angriffe auf Sicherheitskräfte gegeben.

Hier finden Sie den LIVE-Ticker zum Nachlesen

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