Enführungs-Drama in USA
Peiniger fesselten ihre Opfer mit Ketten
07.05.2013
Drei Brüder hielten sie im Horrorhaus. Das Drama erinnert an Fall Kampusch.
Die Frauen wurden in einem unscheinbaren Haus in der Seymour Avenue in Cleveland 10 Jahre lang festgehalten. Sie waren meistens gefesselt. Die Polizei fand an den Decken montierte Ketten. Ex-Schulbusfahrer Ariel Castro (52) und zwei Brüder (50, 54) sind in Haft.
(c) Reuters, Die Brüder Ariel, Onil und Pedro Castro
Castro schien ein umgänglicher Nachbar, spielte Bassgitarre, liebte Motorräder. Er ging auf Grillfeste. Niemand ahnte etwas Böses, auch wenn die Jalousien immer zugezogen waren.
Die Opfer wurden alle als junge Mädchen entführt:
- Amanda Berry verschwand am 21. April 2003 am Heimweg nach ihrem Job bei Burger King. Am nächsten Tag war ihr 17. Geburtstag.
- Gina DeJesus wurde ein Jahr später vom Schulweg entführt. Sie war 14.
- Von der 20-jährigen Michelle Knight verlor sich 2002 jede Spur.
(c) AFP, Das Horror-Haus in Cleveland
Nachbar hörte Amandas Hilferufe, half bei Flucht
In Österreich weckt das Drama Erinnerungen an den Fall Kampusch. Auch diese Opfer wurden jahrelang gesucht: Vor allem Berry und DeJesus wurden bis zuletzt per Vermisstenpostern gesucht, jährlich gab es Gedenkfeiern.
Montagnachmittag hört Charles Ramsey Schreie aus dem Nachbarhaus dringen. Durch einen schmalen Spalt in der Türe sieht er eine verzweifelte Frau. Sie fleht um Hilfe. Er hilft ihr beim Aufbrechen der Aluminiumtüre.
Berry kriecht heraus, ihre Tochter (6), die sie in der Gefangenschaft zur Welt brachte, an der Hand. Sie trägt Pyjama, alte Sandalen. Jemand gibt ihr ein Handy für einen 911-Notruf: „Helft mir, ich bin Amanda Berry, ich wurde entführt“, ruft sie frenetisch. Die eingetroffene Polizei findet die zwei weiteren Entführungsopfer.
Berry (27), DeJesus (23) und Knight (32), alle unterernährt und dehydriert, wurden schon aus dem Spital entlassen. In Cleveland feierten Hunderte spontan in den Straßen.