Das mehrere Milliarden teure Prunkstück versagte kläglich.
Schwere Blamage für die Flotte ihrer Majestät: Die "HMS Astute" - das modernste und größte Atom-U-Boot der britischen Marine - rammte einen Felsbrocken im Meer. Das Unterseeboot dümpelte manövrierunfähig vor der schottischen Küste. Die Panne passierte, bevor das Schiff überhaupt offiziell seinen Dienst aufgenommen hat. Radioaktivität sei nicht ausgetreten, erklärte das Verteidigungsministerium am Freitag. Die Besatzung sei unversehrt davongekommen.
Höhepunkt der Horror-Woche
Es handle sich nicht "um einen nuklearen Zwischenfall", beschwichtigte das Ministerium in London. Weder seien Besatzungsmitglieder verletzt, noch gebe es irgendwelche Anzeichen für einen Umweltschaden. Das Boot sei nicht leckgeschlagen. Man hoffe, dass es mit der einsetzenden Flut am Abend (gegen 18.00 Uhr Ortszeit) bewegt werden könne.
Für die Royal Navy und die gesamte britische Armee ist der Unfall der i-Tüpfelchen auf eine schlimme Woche. Am Dienstag hatte die Regierung drastische Sparpläne vorgestellt. Die Armee wird 42.000 Bedienstete verlieren, darunter 17.000 Soldaten. Dabei kam auch heraus, dass die alten U-Boote der Vanguard-Klasse noch länger Dienst tun sollen und eine Entscheidung über das neue U-Boot-Programm zeitlich geschoben wird.
Navi-System gelobt
Die "Astute" gilt als Späher-U-Boot. Mit modernster Abhörtechnik ausgerüstet, kann sie tagelang unerkannt in der Tiefe lungern und etwa Mobilfunk anzapfen. Ihre spezielle Oberflächenhaut erlaubt es dem Schiff, sich unhörbar an feindliche Schiffe oder U-Boote anzuschleichen.
Ein Felsbrocken vor der Küste von Schottland war dagegen offensichtlich ein zu großes Hindernis für das hochmoderne Kriegsschiff. Ein Augenzeuge sagte der BBC: "Ich habe mich gewundert, wie weit die an die Küste heranfahren. Es sind doch gute Bojen da." Der Kommandant hatte sich erst vor kurzem der BBC gegenüber stolz über das vollelektronische Navigationssystem geäußert. "Hier geht alles von alleine, hier wird nichts mehr wie früher per Hand gesteuert", hatte er sinngemäß gesagt.
Erste Panne kurz nach der Taufe
Die "Astute" ist Flaggschiff eines milliardenschweren U-Boot-Programmes, das noch von der Labour-Regierung in Großbritannien ins Leben gerufen und dessen volle Verwirklichung inzwischen fraglich ist. Das Schiff kann bis zu 38 Torpedos des Typs Spearfish sowie Tomahawk-Raketen tragen. Damit können sowohl Ziele unter Wasser, auf See und an Land angegriffen werden.
Schon kurz nach der Schiffstaufe - vorgenommen von Prinz Charles zweiter Frau Camilla, hatte es Probleme gegeben. Die Gummikacheln des Bootes gerieten in Brand. Auch hier weiß keiner, warum. 2002 war das U-Boot "HMS Trafalgar" ebenfalls vor der schottischen Küste, ebenfalls in der Nähe der Isle of Skye, auf Grund gelaufen. Zwei Offiziere mussten damals gehen, weil ihnen Fahrlässigkeit nachgewiesen wurde. Im Februar 2009 stieß ein mit Atomraketen bestücktes U-Boot der britischen Vanguard-Klasse im Atlantik mit einem französischen Unterseeboot zusammen.